350 Jahre im Baugeschäft

Die Bereuter-Gruppe, die mit ihren Bereichen in der Grossregion Zürich Oberland praktisch das ganze Bauspektrum abdeckt, feiert Jubiläum. Die Wurzeln des Familienunternehmens reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert.

 

Über das Bereuter-Baumuseum stolpert man nicht zufällig. Gut «getarnt» befindet es sich im Bauch des Werkhofs der Bereuter-Gruppe an der Schützenstrasse in Volketswil. Nur ein dezentes Schildchen an einem Hallentor weist darauf hin, dass man es gefunden hat. Drinnen beleuchtet warmes Licht die zahlreichen Exponate: Baumaschinen und -Fahrzeuge aus unterschiedlichen Epochen, Geräte und Werkzeuge aus längst vergangenen Tagen, Bilder und Textdokumente, die einen Einblick in das Baugewerbe vor Jahrzehnten und Jahrhunderten geben. Im nachgebauten Baubüro aus Grossvaters Zeiten rumpelt es. Marco Bereuter, Inhaber der Bereuter-Gruppe und Geschäftsführer der Bereuter Totalunternehmung AG, steht am hölzernen Bürotisch und sucht in Archivordnern nach Dokumenten. Bereuter ist gerne hier. «Ich geniesse es, am Wochenende allein im Museum zu sein und dies und das zu erledigen, ohne dass jemand was von mir will», sagt er.

Wirklich allein ist Bereuter im Museum aber nie. Von allen Wänden blicken ihm Vorfahren über die Schultern und erinnern ihn mit Trouvaillen an die lange Tradition, die er mit seiner Bauunternehmung fortführt. Unter den Exponaten befindet sich ein Kaufbrief aus dem Jahr 1778. Die Wurzeln der Baufamilie aber reichen noch weiter zurück. So datiert der älteste dokumentierte Bauauftrag der Bereuters in der Schweiz im Jahr 1671. Vorfahre Jakob erhielt damals von Landvogt Heinrich Escher den Auftrag, den Neubau der Landschreiberei Kyburg zu planen und zu bauen. Aufgrund dieses Referenzpunkts feiert das Unternehmen dieses Jahr das 350-Jahr-Jubiläum.

Frühneuzeitliche Totalunternehmer

Das Fundament der heutigen Bereuter-Gruppe wurde von Generationen von Unternehmern und Bauleuten erstellt und gefestigt. Entsprechend ereignisreich ist die Chronik des Traditionsunternehmens, die Bereuter für das Jubiläums-Jahr mit Bildern und Dokumenten aus seinem riesigen Fundus zusammenstellte.

Gut hundert Jahre nach dem ersten Bauauftrag ist beispielsweise ein Landkauf in Unterillnau durch einen späteren Jakob Bereuter vermerkt. Er weist darauf hin, dass die Bereuter-Vorfahren schon früh immer wieder an Bauland kamen, auf dem sie schliesslich Objekte planten und realisierten. Sie wirkten als frühneuzeitliche Totalunternehmer – ein Geschäftsbereich, der unter Marco Bereuter erst in den Nullerjahren des neuen Jahrtausends wieder verstärkt und professionalisiert wurde.

Mit dem Umzug von Nänikon nach Hegnau (heute Teil von Volketswil) legte der Urgrossvater des heutigen Inhabers, Johann Heinrich Bereuter, den Grundstein für das bis heute familiengeführte Traditionsunternehmen. Unter ihm wurde nicht nur ein neuer Firmensitz aufgebaut, sondern auch Land für den lokalen Kiesabbau gesichert. In den 1920er-Jahren trat der Familienbetrieb dem Schweizerischen Baumeisterverband SBV bei. Zur gleichen Zeit hielt im Geschäft die moderne Kommunikation Einzug, das erste Wandtelefon wurde montiert. Seine Nummer: 11.

Unter der Führung von Grossvater Heinrich entwickelte sich die Firma auch in den schwierigen 1930er- und 40er-Jahren weiter. Kurz vor Kriegsausbruch erstellte die Bereuter-Truppe zwei Bauernhäuser der Zürcher Landesausstellung. 1950 wurde mit der eigenen Kiesaufbereitungsanlage ein Bauwerk in Betrieb genommen, welches das Areal der Bereuter-Gruppe bis heute optisch prägt.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war, teils unter der Führung von Heinrich Junior (und seinem jüngeren Bruder Marcel), dem Vater des heutigen Inhabers, geprägt von Neugründungen und verschiedenen Übernahmen, mit denen das Angebotsspektrum erweitert und ergänzt wurden. Zwei Meilensteine folgen kurz vor der Jahrtausendwende: Mit Marco Bereuter als ausgebildetem Bauführer trat die aktuelle Inhaber-Generation in den Familienbetrieb ein. Und mit dem Aufbau des Tiefbau-Bereichs erfolgte der Startschuss für einen heute tragenden Geschäftsbereich der Gruppe. 2001 übernahm Marco Bereuter die Aktien und begann als geschäftsführender Inhaber, den historisch gewachsenen Betrieb zu strukturieren und zu modernisieren.

Aus der Firma wird ein Unternehmen

350 Jahre nach dem ersten Bauauftrag von Jakob Bereuter deckt die Bereuter-Gruppe mit ihren Bereichen heute praktisch das ganze Bauspektrum ab. Nebst Projektentwicklung und Projektmanagement verfügt die Gruppe zugleich über das Know-how der Inhouse-Realisierung.

Die Entwicklung in den letzten 20 Jahren war rasant. Beschäftigte das Unternehmen zu Beginn des Jahrtausends rund 80 Mitarbeitende und machte 25 Millionen Franken Umsatz, stehen heute rund 220 Personen im Sold des Unternehmens und realisieren rund 60 Millionen Franken Umsatz. Parallel zum Ausbau in allen Bereichen erfolgte die Umstrukturierung des einstigen Sammelsuriums von Firmen und Beteiligungen zu einer modern strukturierten Einheit. «Diese Entwicklung macht mich stolz und glücklich», sagt Bereuter. Per Anfang Jahr hat er die operative Leitung der Bereuter-Gruppe intern an Adrian Thomann übergeben. Als Inhaber präsidiert Bereuter seither den Verwaltungsrat und führt nebst den nicht operativen Bereichen der Gruppe auch weiterhin die Bereuter Totalunternehmung AG.

Ein Museum einzurichten, in dem die Familien- und Baugeschichte der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte lebendig erhalten wird, war eher Gelegenheit als lang gereifte Absicht. Als 2017 der Werkhof der Traditionsunternehmung restrukturiert und dabei eine Halle leer wurde, ergriff Inhaber Marco Bereuter die Gelegenheit. Anstatt die Halle fremd zu vermieten, beschloss er, den Raum für die erhaltenen und zusammengetragenen Exponate und Dokumente zu nutzen. «Ich glaube, ein in den modernen Werkhof integriertes Museum bietet einen würdigen Rahmen, um die Erinnerungen an unsere Wurzeln und Entwicklung wach zu halten und sie zugleich mit der Gegenwart zu verbinden», sagt Bereuter.

Beat Matter Das Bereuter-Baumuseum ist nicht öffentlich zugänglich. Auf Anfrage führt Marco Bereuter allerdings Führungen durch und begleitet Gruppen persönlich und fachkundig auf dem Streifzug durch die Familien- und Baugeschichte. www.baumuseum.ch

 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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