Aigle steckt mitten im Umbruch Montag, 10.3.2025 | 06:00 ... Schweizerischer Baumeisterverband Baupraxis Aigle steckt mitten im Umbruch Die Stadt im Waadtländer Chablais macht sich bereit für die Zukunft. Grundlegende Veränderungen wie Städtebauprojekte und Fernwärme sollen eine «zeitgemässe Stadt» für die Bevölkerung schaffen. In der 12 000-köpfigen und stark im Wachstum begriffenen Stadt Aigle gestalteten sich die Weihnachtseinkäufe Ende 2024 kompliziert: Die öV-Betreiberin Transports Publics du Chablais (TPC) wechselte mitten im Stadtzentrum über mehrere Wochen hinweg die Schienen der Linie Aigle–Leysin aus; gleichzeitig laufen Bauarbeiten für die neue Fernwärmeinfrastruktur. Auch die Stadt steht dem in nichts nach: Zahlreiche Städtebauprojekte werden umgesetzt, zum Beispiel Tempo-20-Begegnungszonen mit Grünstreifen und Inseln, um der Sommerhitze entgegenzuwirken. Und nicht zu vergessen: die Vorbereitungen für den neuen Marktplatz. Nach der Ablehnung des ersten Entwurfs wurde gerade ein neues Projekt vorgestellt.«Natürlich verursachen die Baustellen auch Unannehmlichkeiten», so Damien Hediger, Leiter des technischen Dienstes in Aigle. «Seit eineinhalb Jahren sind die Bauarbeiten für die Fernwärmeheizung im Gang – ein grosser Störfaktor für unsere Strassen. Letztlich wird Aigle dadurch aber zu einer zeitgemässen Stadt mit unter anderem einem Marktplatz, wo man gerne zusammenkommt.»An mehreren Kreuzungen finden derzeit Bauarbeiten statt. Der Grund: die Fernwärme, in die über 160 Millionen Franken investiert wurden. «Aigle wird als erste Stadt im Kanton Waadt an das Netz angeschlossen», erläutert Mentor Ilazi, Leiter des Fernwärmenetzdienstes der Satom SA, eines halböffentlichen Unternehmens im Besitz der Waadtländer und Walliser Gemeinden. «Wir nutzen zu 100 Prozent Abwärme, denn das Fernwärmenetz wird durch Wärme gespiesen, die bei der Abfallentsorgung entsteht.»Damit folgt Aigle dem Beispiel der Walliser Gemeinden Monthey und Collombey-Muraz, die bereits zu 90 Prozent an die Fernwärme angeschlossen sind. Diese zwei Ortschaften «sparen im Vergleich zu früher jedes Jahr rund 16 000 Tonnen CO2 ein», fährt Mentor Ilazi fort. «Zudem sind 560 Kamine verschwunden und die Raffinerie wurde geschlossen. Dadurch hat sich die Luftqualität deutlich verbessert.»Bevor es aber so weit ist, stehen umfangreiche Arbeiten an – alle Gegenstand einer öffentlichen Ausschreibung. Laut dem Verantwortlichen sind «auch die regionalen Unternehmen mit dabei». In Aigle wurde bereits eine «Kammer» aus Beton (vierarmige Kreuzung mit Ventilen, an der sich die Leitungen kreuzen) in der Nähe des Militärdepots fertiggestellt, die anderen werden derzeit gebaut.Die Gemeinde nutzt die Untergrundarbeiten, um die Trinkwasserleitungen direkt darüber zu erneuern. «Wir bemühen uns immer um eine gute Koordination der verschiedenen Projekte. Das ist nicht immer einfach», sagt Damien Hediger. Bei einigen besteht die öffentliche Auflagepflicht, wobei Satom loslegen kann, sobald die Bewilligungen da sind.»Die umfangreichsten Arbeiten am Fernwärmenetz in Aigle werden für 2025 und 2026 erwartet. Der Anschluss der betreffenden Quartiere soll im Jahr 2027 stattfinden, für welches auch die Eröffnung des neuen kantonalen Gymnasiums des Chablais auf dem ehemaligen Spitalgelände von Aigle geplant ist. Der Rohbau soll dieses Jahr fertiggestellt werden. Eine derzeit im Bau befindliche Brückenunterführung wird den direkten Zugang der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen vom Bahnhof aus ermöglichen.Die Liste der Bauprojekte in Aigle geht noch weiter: Dieses Jahr versetzt TPC (Transports Publics du Chablais) eine Haltestelle der Linie Aigle–Sépey–Diablerets (ASD) um rund 40 Meter. Bis circa 2030 sollen zudem gewisse Streckenabschnitte auf der Linie Aigle–Leysin (AL) im Hinblick auf neues Rollmaterial ausgebaut werden.Eine Fussgängerin fragt Damien Hediger, warum Arbeiter in der Nähe eines Mehrfamilienhauses Schutzabsperrungen aufgestellt haben. «Ach, das!», antwortet er. «Das ist nicht die Gemeinde, sondern ein Telefonanbieter, der Glasfaserkabel verlegt …». Autorin: Ariane Gigon ©Satom SA ©Ariane Gigon × Über den Autor Schweizerischer Baumeisterverband [email protected] Artikel teilen