Arbeiten möglich machen

Zur Eindämmung des Coronavirus und zum Schutz der Gesellschaft verfolgt der Bundesrat eine differenzierte Strategie: wo die Hygieneregeln eingehalten werden, soll weitergearbeitet werden. Der Bau kann in der Bewältigung der aktuellen Situation eine wichtige Rolle spielen.

Die Gewerkschaft Unia fordert, dass alle zum Leben nicht absolut notwendigen Wirtschaftsbereiche geschlossen werden sollen. Die Kosten eines solchen totalen Stillstands schätzt das Forschungsinstitut Avenir Suisse auf über 7 Mrd. Franken pro Woche.

Der Bundesrat lehnt einen solchen Stillstand ab, er verfolgt eine differenzierte Strategie. Aber auch so sind die volkswirtschaftlichen Kosten bereits hoch. 9% aller Unternehmen bzw. 15% aller Erwerbstätigen in der Schweiz haben Kurzarbeit beantragt. Für sie hat der Bundesrat ein Hilfspaket ausgearbeitet. Er stellt 42 Mrd. Franken für die Kurzarbeitsentschädigung sowie als Bürgschaften für Übergangskredite bereit.

 

Hilfspaket ermöglichen

Solche Hilfspakete sind nur möglich, , wenn nicht noch mehr Teile der Wirtschaft lahmgelegt werden. Alle Branchen, in denen durch Schutzmassnahmen möglich ist, die Gesundheit zu schützen , sollten weiterarbeiten. Dazu gehört auch das Bauhauptgewerbe. Denn alle noch produktiven Wirtschaftsteile ermöglichen das Hilfspaket.

Der Bund selbst leiht sich dieses Geld an den Finanzmärkten. Früher oder später müssen die Schulden zurückbezahlt werden – sei es durch höhere Steuern oder tiefere Staatsausgaben, etwa weniger Investitionen in die Infrastruktur.

Falls wegen der Hygiene-Regeln Baustellen schliessen müssen, so müssen auch die betroffenen Baufirmen Zugang zu den Hilfsmassnahmen erhalten können. Die Baufirmen betreiben aber bereits grossen Aufwand, um die Hygieneregeln einzuhalten und den Teilbetrieb zu ermöglichen: sie adjustieren den Schichtbetrieb, mieten zusätzliche Baracken als Pausenräume usw. dieser Aufwand ist eine Investition für die Gesellschaft und die Volkswirtschaft.

 

Baustellen offen halten, um Arbeitsplätze zu sichern

Jede Baustellenschliessung bedeutet weniger Einnahmen für mehrere Wochen oder Monate. Wegen des schon bis anhin intensiven Wettbewerbs und tiefen Gewinnmargen dürften die kleinen Finanzpolster rasch aufgebraucht sein. Die bundesrätlichen Hilfsmassnahmen, insbesondere Kurzarbeitsentschädigung und Überbrückungskredite, sind wichtige Hilfsmittel. Aber sie kompensieren nicht alle Folgen einer Baustellenschliessung.

Mit Kurzarbeit erhält ein Arbeitnehmer nicht mehr seinen vollen Lohn, sondern nur noch 80%. Wegen dieses Kaufkraftverlusts ist die Volkswirtschaft noch stärker betroffen.

Bisher haben Schweizer Unternehmen im Schnitt 200.000 CHF als Überbrückungskredit aufgenommen. Ein Überbrückungskredit bedeutet aber die Aufnahme von Schulden. Auch wenn die Rückzahlungsfrist fünf bis sieben Jahre Zeit für die Rückzahlung und der Zins 0% betragen (bei einer Summe bis 0.5 Mio. Franken), wird nicht jeder Betrieb in der Lage sein, den Kredit zurückzuzahlen. Aber je mehr Baustellen geöffnet bleiben, desto mehr Baufirmen können den Kredit begleichen.

Um es auf den Punkt zu bringen: auch die Kurzarbeit und die Überbrückungskredite werden nicht alle Firmenkonkurse verhindern. Es werden Arbeitsplätze verloren gehen. Je weniger Baustellen geschlossen werden müssen, desto mehr Betriebe und Arbeitsplätze bleiben erhalten.

 

Bauherren in der Verantwortung

Der Arbeitsvorrat der Baumeister betrug per Ende 2019 grob 13 Mrd. Franken. Dies wäre grundsätzlich eine gute Ausgangslage für eine Erholung nach der Zeit mit dem Coronavirus.

Sowohl private als auch öffentliche Bauherren stehen hier in der Verantwortung, die differenzierte Strategie des Bundesrats zu unterstützen, indem sie ihre Bauprojekte wo möglich weiterführen und die Vergabe von neuen Aufträgen nicht verzögern. Öffentliche Bauherren beispielsweise machen 40% des Umsatzes im Bauhauptgewerbes aus. Die SBB haben nach anfänglich unklarer Kommunikation betont, dass sie ihre Baustellen nun weiter betreiben werden. Stichprobenartige Anfragen haben ergeben, dass die kantonalen Bauherren keine Verzögerungen bei neuen Ausschreibungen vorsehen. Die Investitionsfonds sind gut gefüllt. Dies alles sind wichtige, ermutigende Signale. Wenn die Bauherren ihre Versprechen einlösen, wird das Bauhauptgewerbe ein wichtiger Pfeiler beim wirtschaftlichen Aufschwung nach der Corona-Pandemie sein.

Über den Autor

pic

Schweizerischer Baumeisterverband

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