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Für Bauarbeiter

Uns Baumeistern ist es ein Anliegen, Sie als Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter direkt zu informieren und mit Ihnen im Austausch zu sein.
Im Jahr 2023 mit all seinen Herausforderungen ist dieser direkte Kontakt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmenden wichtiger denn je. Automatisierung und Digitalisierung sowie stets steigende Kundenansprüche verändern auch die Arbeitswelt auf dem Bau.
Wir setzen uns dafür ein, dass Ihr Arbeitsplatz sicher und zeitgemäss bleibt.

Liebe Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter, die Baubranche ist für die Schweizer Volkswirtschaft bedeutend: Über 90 000 Männer und Frauen finden im Bauhauptgewerbe ihr Auskommen. Ihre anspruchsvolle Arbeit ist der Branche viel wert. Sie verdienen in der Schweiz und damit weltweit die höchsten Handwerkerlöhne. Nicht genug: Neben dem Lohn profitieren Sie jeden Monat von geldwerten Nebenleistungen, die die Arbeitgeber finanzieren.
Kommt hinzu: Bildung und Weiterbildung lohnen sich im Bau-hauptgewerbe. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Unter-nehmen um Fachkräfte ringen, ist der Moment für eine Wei-terbildung optimal. So können Sie Know-how, Marktwert und Lohn aus eigener Initiative steigern. Das Schöne: Diese ver-heissungsvollen Perspektiven werden von den Arbeitgebern vielfach mitfinanziert.
Die Firmen suchen intensiv qualifizierte Leute. Doch der Landesmantelvertrag lässt ihnen wenig Spielraum, sich zu differenzieren, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu hal-ten. Zu viel ist für alle bis ins letzte Detail geregelt. Deshalb sind individuelle Lohnerhöhungen für kompetente Leute eine der wenigen Handlungsspielräume der Firmen. Im Ge-gensatz zu generellen Lohnanpassungen können Arbeitgeber sich so von der Konkurrenz abheben.

Bestes Beispiel ist das Jahr 2022, als die Firmen nach Ausblei-ben der Sozialpartnervereinbarung die Löhne freiwillig im Durchschnitt um 1,5 Prozent angehoben haben. Lohnerhö-hungen für Einzelne werden wichtig bleiben und gegenüber kollektiven Erhöhungen für alle bedeutender. So haben Fir-men die besten Leute und diese wiederum die besten Löhne.
Damit diese Win-win-Situation erhalten bleibt, empfehlen wir: Bilden Sie sich weiter, machen Sie Karriere auf dem Bau! Wie’s geht, lesen Sie auf Seite 3 dieser Baunews.

Bernhard Salzmann, Direktor Schweizerischer Baumeister-verband

Das Bauhauptgewerbe trägt viel zum hohen Lohnniveau und zur Gleichheit in der Schweiz bei.

In der Schweiz ermöglicht es unsere Topinfrastruktur, dass Personen in der Peripherie zu erschwinglichen Mieten wohnen und zur Arbeit in die Stadt pendeln können, in der hohe Löhne gezahlt werden. Die Durchschnittslöhne des Baustellenpersonals sind in der Tat hoch, aber auch stärker konzentriert als in vielen andern Berufen – nämlich im Schnitt bei rund 6000 Franken.
Auf der einen Seite wird ein hohes Lohnniveau insbesondere für alle Beschäftigten ohne einen formellen Bildungsabschluss gesichert.
Auf der anderen Seite können sich engagierte Bauarbeiter und Bauarbeiterinnen weiterbilden, um als Polier/Polierin, Bauführer/Bauführerin oder mit einer noch höheren Qualifikation mehr als 10 000 Franken monatlich zu verdienen.

«Nur wenn man selbst aktiv wird, kann man seine berufliche Situation verbessern.»

Zeljko «Angelo» Jerinic von der Landis Bau AG in Zug leitet als Polier eine Gruppe von zehn Arbeitern auf der Grossbaustelle der V-Zug. Im Aufenthaltsraum isst er einen Salat, diskutiert, lacht – er ist stolz auf das Erreichte.
Am 1. Juni 2018 wurde er zum ersten Mal in der Schweiz fest angestellt. In nur fünf Jahren schaffte er es vom Kranführer zum Polier. Zeljko ist einer, der auch Verantwortung übernimmt. Das fiel seinen Vorgesetzten auf.
Schon 2019 absolvierte er die Vorarbeiterschule am ENAIP in Luzern, einem Institut für Fort- und Weiterbildung von Erwachsenen. Auf Baustellen leitete er nun eigene Gruppen. Seine Vorgesetzten waren zufrieden. Doch Zeljko wollte mehr. 2022 gings los mit der Polierschule – wieder bei ENAIP. «Es war hart», erinnert er sich. Von Januar bis September. Jeden Samstag von 7 bis 15 Uhr und teilweise an bis zu vier Abenden von 19 bis 22 Uhr. Doch der Auf-wand lohnte sich: «Die Prüfungen im Januar 2023 habe ich mit dem eidgenössischen Titel als Baupolier Hoch- und Tiefbau erfolgreich abgeschlossen.» Ebenfalls erfreulich: Die Kosten für die Weiterbildung teilten sich der Bund, der Parifonds und die Landis Bau AG. Zeljko musste kein Geld beisteuern.

Mit 50 Jahren ist er angekommen. Hinter Zeljko liegen schwierige Zeiten. «Doch nur wenn man selbst aktiv wird, kann man seine Situation verbessern.» Seine Weiterbildung bringt ihm viel Know-how sowie Anerkennung. «Und dank dem Besuch der Vorarbeiter- und der Polierschule konnte ich meinen Bruttolohn um rund 20 Prozent steigern», sagt er. Mit seinen Qualifikationen ist er ein gesuchter Mann.
Geboren wurde er in Österreich. «Mit zehn Jahren kam ich zu meinen Grosseltern nach Bosnien.» Dort besuchte er die Schulen, machte eine Ausbildung im Baugewerbe. Dann folgte der Krieg. Drei Jahre in Serbien. «1998 ging ich nach Italien, auf der Suche nach einem besseren Leben.» Dort boomte die Baubranche. «Ich lernte mit Maschinen und Baggern umzugehen.» 2003 startete Zeljko in Vicenza – zwischen Padua und Verona – eine eigene Firma mit fünf Mitarbeitenden. Das Geschäft florierte, und in Italien wurde aus Zeljko auch «Angelo». «Kein Italiener konnte Schelko sagen.» Sie riefen ihn deshalb immer «cosa» – was he, du, heisst. «Doch auf Serbisch heisst das Ziege.» So einigte man sich auf den Spitznamen «Angelo». Dieser ist bis heute geblieben.

Dann der Wandel: Die Geschäfte gerieten ins Stocken. Teilweise blieb das Geld aus. «Meine Frau Vesna und mich plagten Zukunftsängste.» Vor allem, weil sie 2010 Eltern von Sohn Aleksa wurden. «Wo soll das Kind in die Schule, wo hat es die besten Chancen?»
Zeljko zog 2016 in die Schweiz – Mutter und Sohn blieben in Italien. «Den ersten Job hatte ich bei Moratti in Gstaad.» Temporär. Alle 14 Tage reiste er nach Hause zu seiner Familie nach Italien. In der Schweiz zog er von einer Baufirma zur andern. «Am 1. Juni 2018 klappte es – bei der Landis Bau AG erhielt ich meine erste Festanstellung in der Schweiz.»

«Die Berufslehre sollte der Matura gleichgestellt werden.»

Weshalb lohnt sich eine Lehre oder ein Job auf dem Bau immer noch?
Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fach-hochschule Nordwestschweiz in Olten: Die Baubranche in der Schweiz wird auch in Zukunft ein wichtiger Faktor für unsere Wirtschaft sein. Entweder wird neu gebaut oder umgebaut, und die Digitalisierung wird die Zahl der Beschäftigten in der Baubranche relativ wenig verändern.

Sind Lehre und Weiterbildung im Baugewerbe ein Karrieremodell?
Der Fachkräftemangel ist am allergrössten bei Menschen, die eine Lehre gemacht haben und nachher noch eine höhere Fachschulbil-dung absolvieren.
Viele praktisch begabte Buben und Mädchen werden – vor allem von ihren Eltern – in eine akademische Karriere gedrängt.
Mit der Folge, dass wir aus potenziell ausgezeichneten Praktikern mittelmässige Akademiker machen, die zu einem erheblichen Anteil Fächer studieren, die es gar nicht braucht.

Was bedeutet das für die Handwerkerberufe?
Die durchschnittliche Qualität der Lehrabsolventen nimmt ab, was dazu führt, dass Firmen dann vermehrt eine tertiäre Bildung bei der Einstellung fordern. Dadurch wird die Lehre noch mehr abgewertet, was wiederum dazu führt, dass noch weniger Jugendliche eine Lehre machen wollen. Das ist ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Und wie?
Die Berufslehre sollte einer Matura gleichgestellt werden. Wir müssen aufhören, letztere als besser zu betrachten. Aber auch Firmen können dazu beitragen, indem sie ihre Anforderungsprofile in Bezug auf Bildungsabschlüsse überprüfen.

In vielen Berufen steigen die Anforderungen, man verlangt höhere Qualifikationen für bestimmte Berufe. Das verschlechtert doch die Berufschancen für Junge mit einer Berufslehre?
Junge mit einer Berufslehre hatten noch nie so viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Sie können eine höhere Fachschule absolvieren oder eine Berufsmatura machen und dann an einer Fachhochschule studieren, wenn sie dies wollen. Auch mit einer Lehre stehen heute alle Möglichkeiten offen.

Individuelle Lohnerhöhungen stehen für den Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) im Mittelpunkt der aktuellen Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften. Angesichts des Fachkräftemangels will der SBV den Firmen möglichst viel Handlungsspielraum gewähren, damit diese per 1. Januar 2024 individuell die Löhne der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter anpassen können. Im Fokus stehen leistungsbasierte Arbeits-, Karriere- und Entwicklungsperspektiven.

Der Durchschnittslohn im Bauhauptgewerbe liegt bei fast 6000 Franken (13-mal monatlich) und damit weit höher als in den Nachbarschaftsbranchen, die zum Bauhauptgewerbe teilweise im Wettbewerb stehen. Den-noch suchen die Unternehmen intensiv qualifizierte Leute. Denn der Landesmantelvertrag lässt ihnen wenig Spielraum, sich zu differenzieren, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Zu viel ist bis ins letzte Detail geregelt. Deshalb sind individuelle Lohnerhöhungen für besonders engagierte und kompetente Leute einer der wenigen Handlungsspielräume. Im Gegensatz zu generellen Lohnanpassungen ist das für Arbeitgeber eine Möglichkeit, sich so im Arbeitsmarkt von der Konkurrenz abzuheben.

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