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Für Bauarbeiter

Uns Baumeistern ist es ein Anliegen, Sie als Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter direkt zu informieren und mit Ihnen im Austausch zu sein.
Im Jahr 2024 mit all seinen Herausforderungen ist dieser direkte Kontakt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmenden wichtiger denn je. Automatisierung und Digitalisierung sowie stets steigende Kundenansprüche verändern auch die Arbeitswelt auf dem Bau.
Wir setzen uns dafür ein, dass Ihr Arbeitsplatz sicher und zeitgemäss bleibt.

Liebe Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter

Mit dem Sommer kommen die hohen Temperaturen, die Ihre Arbeit auf der Baustelle zu einer Herausforderung machen. Die Hitze kann dabei nicht nur unangenehm sein, sondern auch gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Bei zunehmender Hitze und unter direkter Sonnenexposition steigt gemäss Suva das Risiko von Unfällen, Hitzeschlägen und weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Gesundheitsschutz bei extremer Hitze ist für Arbeitnehmende und Arbeitgebende zentral. Es braucht deshalb die Mitwirkung aller Beteiligten der Branche. 

Die Arbeitgeber stellen sicher, dass angemessene Massnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen der Hitze zu minimieren. Dazu gehören ausreichende Pausen, Zugang zu Sonnencreme, kühlen Räumen und ausreichend Wasser zum Trinken. Nach Möglichkeit versuchen sie auch, die Arbeitszeiten anzupassen und die Arbeiten in die frühen Morgenstunden zu verlegen, um der intensivsten Hitze am Nachmittag auszuweichen. 

Sie tragen zum erfolgreichen Umgang mit grosser Hitze in Ihrem eigenen Interesse bei, indem Sie sich selbst schützen. Das können Sie, indem Sie Ihre persönliche Schutzausrüstung tragen und die getroffenen Massnahmen einhalten. In extremen Fällen, wenn die Temperaturen unerträglich hoch sind und angemessene Massnahmen nicht mehr wirken, sollte als letztes Mittel die Arbeit eingestellt werden. Wir gemeinsam, also Arbeitnehmende wie Arbeitgebende, sind dann jedoch dem Druck von drohenden Terminverzögerungen und hohen Konventionalstrafen seitens der Bauherren ausgesetzt. 

Deshalb müssen die Bauherren und die Generalunternehmen ebenfalls mitziehen und Fristen und Strafzahlungen bei grosser Hitze aussetzen. Dies ist gemeinsam gelebte Mitverantwortung zum Schutze Ihrer Gesundheit, liebe Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter! 

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen und unfallfreien Sommer.

Michael Kehrli, Leiter Arbeitgeberpolitik und Recht Schweizerischer Baumeisterverband 

Quelle: MeteoSchweiz 

© BFS 2024

Zahl der Hitzetage hat sich seit 1990 verdoppelt

Die Schweizer Sommer sind spürbar wärmer geworden. Je nach Höhenlage, Bodenbedeckung oder Nähe zu einem Gewässer treten Hitzetage regional zwar mehr oder weniger häufig auf. In den vergangenen Jahrzehnten hat aber in allen Teilen der Schweiz die Zahl der Tage, an denen das Thermometer 30 Grad Celsius oder mehr erreicht hat, fortlaufend zugenommen. Gemäss Meteo Schweiz wurden an der Wetterstation Genf-Cointrin 2023 an 40 Tagen 30 Grad Celsius oder mehr gemessen. In Sitten wurde die 30-Grad-Marke an 38 Tagen er-reicht, in Lugano an 24 und in Zürich-Fluntern an 14. Das Jahr 2023 ist kein Sonderfall. In einem durchschnittlichen Jahr der 2020er-Jahre gibt es doppelt so viele meteorologische Hitzetage wie in den 1990er-Jahren. 

«Wichtig sind wie bei einem Fussballmatch regelmässige Trinkpausen.»

Gut geschützt ist die Arbeit im Freien bei hochsommerlichen Temperaturen sicherer, angenehmer und effizienter. Bei der Eberli Bau AG in Sarnen OW ist Bauführer Daniel Enz als Kontaktperson für Arbeitssicherheit des Unternehmens (KOPAS) dafür zuständig, dass die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle für die Bauarbeitenden stimmen und die Schutzmassnahmen bei Sonne und Hitze eingehalten werden. Wichtig sind auf dem Bau ähnlich wie bei einem hochsommerlichen Fussballspiel regelmässige Trinkpausen. «Wir stellen Mineralwasser mit und ohne Kohlensäure zur Verfügung», sagt Enz. Der Polier könne die benötigte Menge bestellen. Auch steht in allen Baracken ein Kühlschrank. «Weiter hat es dort Sonnencrème. Bauführer und Poliere achten darauf, dass ihre Leute sich mehrmals täglich eincrèmen und regelmässig trinken», so Enz. 

«Seit letztem Sommer ist beispielsweise der befeuchtbare Nackenschutz mit Stirnblende in den heissesten Monaten obligatorisch», sagt er. Die Akzeptanz sei überaus positiv. «Bei uns arbeiten viele Portugiesen. Diese sind sich hohe Temperaturen aus ihrer Heimat gewohnt. Sie zogen jedoch als Erste einen Nackenschutz an und gingen mit gutem Vorbild voran.» Ein Plus sei sicher der bei der Eberli Bau AG verwendete Helm mit bereits fix integrierter Stirnblende. So ausgerüstet würden die empfindlichen Stellen am Kopf wie Nase, Ohren und Nacken vor der gefährlichen UV-Strahlung geschützt.  

Bauarbeiter Daniele Bono schätzt den Nackenschutz, wenngleich er einräumt, dass man mit diesem noch mehr schwitze. Lieber würde er deshalb am Morgen früher mit der Arbeit starten. «Ich habe keine Mühe mit Aufstehen», meint er lachend. «Weshalb nicht um 6 Uhr?» Im Sommer legen die Bauarbeitenden der Eberli Bau AG momentan um 6.45 Uhr los. Für Enz ist es wesentlich, dass körperlich anstrengende Arbeiten auf den Baustellen vor allem im Juni und Juli wenn möglich im Schatten und nicht in der prallen Sonne durchgeführt werden. Auch ist er darauf bedacht, dass die Baracken möglichst im Schatten stehen. «Wir überlegen uns den Einsatz von Zelten als Schattenspender.»  
Nichtsdestotrotz appelliert er an die Eigenverantwortung: «Jeder muss im Hochsommer zu sich selber schauen und wenn sich ein Mitarbeiter unwohl fühlt, muss er das sofort sagen.» Aus Sicherheitsgründen würden an heissen Tagen auch immer mindestens zwei Arbeitnehmende zusammen eine Aufgabe erledigen.  

Damit die Mitarbeitenden sicher und angenehm durch die sommerlichen Hitzeperioden kommen, führt die Eberli Bau AG regelmässig Schulungen durch. Um die Leute noch direkter und einfacher zu erreichen, setzt die Firma zusätzlich auf eine App. Kurz und bündig informiert sie dort anfangs Sommer über die Gefahren von Hitze und UV-Strahlung – und gibt Tipps zum richtigen Verhalten. Zudem sensibilisiert sie das Baustellenpersonal für funktionale und schützende Kleidung, Sonnenschutz und Sonnenbrille. Derweil hat Bauführer Enz einen weiteren guten Rat für den Sommer: «Ganz wichtig ist speziell in warmen Nächten auch genügend Schlaf». 

-Tragen Sie immer ihre persönliche Schutzausrüstung und insbesondere im Sommer stets geeignete Schutzkleidung, Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille. 

-Verwenden Sie regelmässig Sonnencreme und Lippenschutz, um sich vor der gefährlichen UV-Strahlung zu schützen. Denken Sie daran, dass die UV-Strahlung auch bei bewölktem Himmel durchkommt. Schutzmassnahmen sind auch an solchen Tagen unerlässlich, um Hautschäden zu vermeiden.  

-Besonders im Juni und Juli ist ein Nackenschutz mit Stirnblende von grosser Bedeutung. Die Stirnblende hat eine Länge von mindestens acht Zentimetern. Wichtig: der Abstand wird von der Stirn bis zum Ende der Stirnblende, inklusive Helm, gemessen. Verwenden Sie eine transparente Stirnblende. Denn das Sichtfeld darf beim Tragen eines Industrieschutzhelms nicht eingeschränkt werden. Der Stoff des Nackenschutzes und die Stirnblende haben mindestens einen Schutzfaktor von UPF 40. Der Nackenschutz muss die Ohren und den Nacken gegen die Sonnenstrahlung abschatten. Achtung: Ein Visier am Helm ersetzt keine Stirnblende! Wenn aufgrund des Visiers keine Stirnblende am Helm befestigt werden kann, dann muss das Visier bei Sonneneinstrahlung konstant unten getragen werden. 

-Erledigen Sie Arbeiten im Freien nach Möglichkeit im Schatten. Denken Sie daran, dass die UV-Strahlung auch bei bewölktem Himmel durchkommt. Schutzmassnahmen sind auch an solchen Tagen wichtig, um Hautschäden zu vermeiden. Im Freien sind Sie einer doppelt so starken UV-Strahlung ausgesetzt wie in Freizeit und Ferien zusammen. Sonnenstrahlen schaden der Haut schon nach einer Viertelstunde. Bereits 15 Minuten reichen für einen Sonnenbrand. Jährlich erkranken gemäss Suva rund 1000 Berufsleute, die im Freien arbeiten, an Hautkrebs. 

Die immer höheren Temperaturen in den Sommermonaten machen dem Körper insbesondre bei schweren Arbeiten im Freien zu schaffen. Je höher die Temperatur der Luft und die Feuchtigkeit, desto grösser ist das Risiko für einen Hitzschlag, Hitzekollaps, Hitzekrampf oder eine Hitzeerschöpfung. 

-Trinken Sie deshalb regelmässig und legen Sie Pausen an einem kühlen, schattigen Platz ein.  

-Verlegen Sie körperlich schwere Arbeiten auf die frühen Morgenstunden. 

-Erledigen Sie körperlich anstrengende Arbeiten wenn möglich im Schatten (beschattete Arbeitsplätze) und nicht an der prallen Sonne.  

-Passen Sie Ihren Arbeitsrhythmus an.  

-Seien Sie sich selbst der Nächste: Sagen Sie Stopp, wenn es Ihnen schwindlig wird oder wenn Sie sich unwohl fühlen. 

(Quellen: BfA/Suva) 

«Auf was warten Bauherren und Generalunternehmen noch?»

Der Klimawandel und zunehmende Hitzeperioden stellen die Baubranche vor grosse Herausforderungen. Denn wenn die Temperaturen in die Höhe klettern, steigen gemäss Suva auch die Risiken von Unfällen, Hitzeschlägen und anderen gesundheitlichen Schäden. Deshalb unternehmen die Bauunternehmen alles, um ihre Mitarbeitenden vor den Risiken durch Hitze und UV-Strahlung bestmöglichst zu schützen: Sie führen umfangreiche Präventionsmassnahmen durch, stellen kühlendes Trinkwasser sowie Sonnencreme zur Verfügung und sie ergänzen die persönliche Schutzausrichtung, zum Beispiel mit Nackenschutz und Stirnblende.  

Es braucht aber noch weitere griffige Massnahmen, wie mit dem vermehrten Auftreten von Hitzeperioden umgegangen werden soll. Die Bauunternehmen und die Bauarbeitenden zeigen sich im Rahmen des Möglichen in diesen Ausnahmezeiten äusserst flexibel und fragen sich: Weshalb nicht schon um 5 oder 6 Uhr mit der Arbeit beginnen und wenn die Sonne in ihrem Zenit steht, mit der Arbeit frühzeitig aufhören? Das wäre aus Sicht von Mitarbeitenden und deren Baufirmen nicht nur möglich, sondern gewünscht. Doch dazu braucht es die Mitverantwortung und Flexibilität von Behörden, privaten und vor allem der öffentlichen Bauherren. Behörden müssen bereit sein, bei Hitze vermehrt auch Arbeiten in den kühleren, frühen Morgenstunden zu akzeptieren und zu bewilligen.  

Bauherren und Generalunternehmen haben zudem einen weiteren zentralen Hebel in der Hand. Wenn das Thermometer steigt und steigt und der Arbeitsrhythmus bei schweren Arbeiten an der prallen Sonne langsamer wird, sollte es klar sein, dass die Arbeiten eingestellt werden. Die Bauherren müssen also ebenso ihre Mitverantwortung zum Schutz der Arbeitnehmenden wahrnehmen, in dem sie vertragliche Fristen entsprechend verlängern, ohne dass Konventionalstrafen für die Bauunternehmen fällig werden. Auf was  warten die Bauherren und Generalunternehmen eigentlich noch? 

«Ein neuer, innovativer Landesmantelvertrag tut Not.»

Der über die Jahre gewachsene, heutige Landesmantelvertrag LMV ist zu einem Dickicht verkommen und hat dementsprechend seine beste Zeit hinter sich. Ein neuer, moderner Gesamtarbeitsvertrag tut also Not. Es braucht nun keine Pflästerlipolitik mehr mit Anpassungen da und dort, sondern einen neuen Wurf!  

Arbeits- und Geschäftsmodelle werden immer flexibler. Eine interne Arbeitsgruppe des Baumeisterverbandes beschäftigt sich deshalb mit neuen, innovativen Ansätzen im Interesse der Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden, damit die Attraktivität der Baubranche erhalten werden kann.  

Was in anderen Branchen möglich ist, sollte so auch bei den Bauarbeitenden denkbar sein. Ein Beispiel aus der Pflege: Das Spital Bülach lanciert ein einjähriges Pilotprojekt mit einem dreistufigen Modell «Fix», «Flex» und «Super Flex». Dabei werden Flexibilität und Spontanität der Mitarbeitenden mit Zulagen belohnt: Je flexibler, desto höher!  Mitarbeitende im Modell «Super Flex» erhalten eine monatliche Zulage von 350 Franken zum Grundlohn. Dafür springen sie bei Bedarf zweimal im Monat auch in anderen Abteilungen oder Fachbereichen ein. Zusatzstunden werden sofort ausbezahlt. Wieso sollten solch innovative Arbeitszeitmodelle auf freiwilliger Basis nicht auch im Bauhauptgewerbe möglich sein? 

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