Auf dem Land arbeitet man nicht nur einmal zusammen

Der Neubau des Kantonsspitals Frauenfeld zeigt, wie kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) auf dem Land erfolgreich Grossaufträge annehmen und sich gegen externe Mitbewerber behaupten können.

 

Christian Trachsel, dipl. Ingenieur ETH, der in dritter Generation die F. Trachsel AG im Thurgau führt, über den Unterschiede zwischen Stadt und Land: «In ländlich geprägten Räumen hat man für die gesamte Bauplatzinstallation deutlich mehr Platz als bei innerstädtischen Verhältnissen.» Auch die Versorgung mit den nötigen Baumaterialien sei einfacher zu organisieren und noch ein Vorteil: Die Zusammenarbeit mit Bauherren, Planern und Handwerkern. «Man trifft auf dem Land immer wieder die gleichen Personen und arbeitet nicht nur einmal zusammen. So baut sich ein Vertrauensverhältnis auf. Gemeinsam kommt man besser und schneller ans Ziel», sagt Trachsel. Dies war auch der Fall bei einem Grossauftrag, den er erwähnt.

Das Kantonsspital Frauenfeld wurde nach einer Projektzeit von fünf und einer Bauzeit von vier Jahren neu eröffnet. Die ersten Arbeiten waren grössere Werkleitungsumlegungen. Sie umfasste die Umlegung einer grossen Kanalisationsleitung, die durch die spätere Baugrube führte, sowie die gesamte Erschliessung des neuen Spitals mit Wasser, Strom und weiteren Medien. Trachsel: «Speziell war die Heizung und Kühlung des gesamten Gebäudes mit Erdwärme, die durch uns erschlossen wurde.»

Um diese Arbeiten zu bewältigen, schloss sich die F. Trachsel AG mit der K. Geiges AG zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. «Wir arbeiten seit 20 Jahren immer wieder für grössere und kleinere Aufträge mit anderen Firmen zusammen. Auf diese Weise können wir als typische KMU auch grössere Bauvorhaben anbieten und realisieren.»

Dies war auch der Fall beim Fussballstadion in Schaffhausen. Dort führte die F. Trachsel AG die gesamten Tiefbau-, Umgebungs- und Strassenbauarbeiten aus. «Wir betreiben seit mehr als 15 Jahren mit einem weiteren Partner in einem Gerätepool das gemeinsame Belagsinventar. So haben wir eine bessere Auslastung der Einbaugeräte und können uns gegenseitig bei grösseren und kleineren Belagseinbauen unterstützen.» Eine Methode, wie sich kleinere und mittlere Baufirmen auf dem Land gegen starke externe Mitbewerber durchsetzen können. «Nach dem Abschluss der Baumeisterarbeiten beim Kantonsspital Frauenfeld erhielten wir noch den Zuschlag für die gesamten Umgebungs-, Strassenbau- und Gartenbauarbeiten, inklusive Dachbegrünung, die uns als Strassen- und Tiefbauer für einmal in schwindelerregende Höhen führte», sagt Christian Trachsel.

Ein Umstand, der gegenüber der Stadt auf dem Land allerdings nicht besser sei, so Trachsel, war der schleppende Zahlungsgang des GU. Die Schlussabrechnung wurde immer wieder hinausgezögert, schliesslich ging der GU in Nachlassstundung, ohne allen seinen Verpflichtungen nachgekommen zu sein.

 

Autor: Werner Schüepp

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Schweizerischer Baumeisterverband

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