Bauführer mit Team-Spirit

Grossbaustelle beim Rheinfall

Gleich neben dem berühmten Rheinfall in Neuhausen entsteht ein neues Quartier. Robert Weidmann ist Bauführer bei der Landolt + CO. Bauunternehmung AG und berichtet von seiner Arbeit auf dieser Baustelle in schwindelerregenden Höhen und mit Ausblick auf Sehenswürdigkeiten.

Kurzer Ausflug in die Geschichte gefällig? 1888 liess die Schweizerische Aluminium-Industrie Aktiengesellschaft in Neuhausen am Rheinfall – heute Alusuisse – die erste Aluminiumhütte Europas errichten. Das Geschäft florierte, das Unternehmen erweiterte seinen Betrieb nach Deutschland und Österreich, die Produktionsverfahren wurden immer moderner. Heute, 140 Jahre später, gehört Alusuisse einem kanadischen Alukonzern und das Areal in Neuhausen ist seit einiger Zeit ungenutzt. Doch nun steht die Zukunft des Areals fest.

Im letzten Jahr wurden die alten Gemäuer abgerissen und die Krane der Landolt Gruppe wurden auf dem Areal aufgestellt. Denn: Gleich neben dem spektakulären Rheinfall entsteht ein neues Quartier. Geplant sind Miet- und Eigentumswohnungen, Freizeit- und Gastronomieangebote, Verkaufs-, Gewerbe-, Büro- und Laborflächen. «Es ist ein imposantes Bauvorhaben», sagt Robert Weidmann. Sein Team ist seit Mitte Juni 2021 daran, zwei Wohn- und Gewerbetürme, eine grossformatige doppelstöckige Tiefgarage und ein V-förmiges Wohngebäude mit Familienwohnungen zu bauen.

Das höchste der Gebäude, der RhyfallTower, soll 78 Meter in die Höhe ragen und eine beeindruckende Sicht auf die Wasserfälle bieten. Bis im Juni dieses Jahres soll das eine Hochhaus im Rohbau fertig sein, das andere bis im September, das V-förmige Wohngebäude dann im Oktober. Danach ist der Innenausbau an der Reihe – bezugsbereit sollen die verschiedenen Gebäude per Frühjahr 2024 sein. Weidmanns Crew kommt gut voran.

l. Polier Patrick Matthys | r. Bauführer Robert Weidmann

 

Qualität bringt Vorteile

«Wir liegen im Zeitplan», bestätigt der Bauführer. Sie hätten Glück mit dem milden Winter gehabt, sagt er. Und auf das richtige Material gesetzt – qualitativ hochwertiger Zement erlaubt das Betonieren bei Temperaturen im Minusbereich. «Bei -5° Celsius ist es noch möglich, zu betonieren. Wenn’s noch kälter wird, geht nichts mehr», weiss Weidmann. Allgemein gelingt es dem Team der Landolt-Gruppe, dank fortschrittlichen Produkten und Materialien das Timing einzuhalten.

Profi im Zeit-Management

Gutes Timing ist besonders bei den Hochhäusern notwendig. Wenn sie den Zeitplan einhalten möchten, haben sie pro Stockwerk zehn Tage Zeit. «Jedes Stockwerk ist gleich hoch, da wird man schneller mit jeder Etage.» Aber: Man baue ja auch immer höher und der Kranführer brauche deswegen länger, um das Material in die Höhe zu bringen. «So gleicht sich das wieder aus», erklärt Weidmann. Gutes Timing ist auch gefragt beim Einbau der Nasszellen. Die Fertignasszellen werden «just in time» in die Geschosse hineingestellt. «Bei total ca. 540 Nasszellen ist das eine gewisse Challenge», sagt Weidmann. Es bedarf guter Planung, damit eine solche grosse Anzahl rechtzeitig zum Einbau bereitsteht.

Das Projekt im Überblick

Bauherrschaft Hochhaus 1: Helvetia Versicherungen

Bauherrschaft Hochhaus 2 und V-förmige Wohngebäude: Halter AG

Baumeisterarbeiten: Landolt AG

Baubeginn: Juni 2021

Benötigte Betonmenge:    ca. 30‘000 m3

Armierung: ca. 3’760 t

Wandschalung: ca. 42’000 m2

Deckenschalung: ca. 50’000 m2

Mauerwerk: ca. 3’300 m2

Kranführer: 4

Poliere: 4

Maurer, Bauarbeiter, Schaler, Eisenleger: 45-50

Auf Nummer sicher

Bei der Arbeit in der Höhe hat Arbeitssicherheit höchste Priorität. Zum Schutz der Mitarbeitenden sind die offenen Liftschächte auf jedem Stockwerk mit einem stabilen Gitterschutz gesichert. Die 4 grossen Baustellenkrane sind zudem mit hochwertigen LED-Scheinwerfern ausgestattet, wodurch es auch im Winter und zu früher oder später Stunde taghell auf der Baustelle ist.

Zeit-Management, Personal, Sicherheit oder Nachhaltigkeit – all diese Aspekte betreffen die Arbeit eines Bauführers. Und noch so einiges mehr. «Ich mache viele Personalplanungen auf der Baustelle. Ich terminiere die vorfabrizierten Elemente, koordiniere die Arbeiten mit Polieren und der Bauleitung und kümmere mich um die Disposition des Inventars, die Kontrolle des Bauprogramms. Auch Finanzkontrolle gehört dazu.» Die Aufgaben teilt er sich mit dem Projektleiter Alex Tanner. Zwei Mal wöchentlich verbringt Weidmann einen halben Tag auf der Baustelle. Er freut sich jeweils auf die Herausforderungen. «Mir gefällt es, Probleme zu lösen – das ist jedes Mal ein Highlight für mich.»

Polier Hochhaus 1: Valon Sulejmani | Polier Hochhaus 2 Tobias Schmid

 

Worauf es ankommt

Vier Jahre arbeitet Weidmann nun bereits als Bauführer. Er weiss, was es braucht, um in seinem Job zu bestehen: «Teambewusstsein ist entscheidend», sagt er. Man müsse Aufgaben auch auf verschiedene Schultern verteilen – koordiniertes Vorgehen sei wichtig. «Es ist keine One-Man-Show!», ist er überzeugt. Die Teamarbeit sei aber nicht nur eine Anforderung, sondern auch eine der schönsten Seiten an seinem Beruf. Und auch einer der Gründe, weswegen Weidmann junge Leute motiviert, sich eine Ausbildung im Baugewerbe zu überlegen. «Zusammen erreicht man viel», weiss Weidmann aus eigener Erfahrung. Zudem biete die Arbeit in der Baubranche Abwechslungsreichtum – Hand und Kopf sind gleichermassen gefordert – und zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten.

Über den Autor

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Joel Bigler

Leiter Marketing & Marketing Automation

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