Baumeister sind bereit für die Zukunft

Eines der Highlights der Jubiläumsaktivitäten war am Freitag, 6. Mai 2022 der «Tag der Bauwirtschaft», der traditionelle Netzwerkanlass der Baubranche. Zentralpräsident Gian-Luca Lardi zeigte den 650 Vertreterinnen und Vertretern aus Bauwirtschaft und Politik auf, welchen Beitrag die Bauwirtschaft zur Erhaltung des Erfolgsmodells Schweiz leisten kann. Als Leitfaden dient der Bauwirtschaft das neue Bau-Zukunftskonzept «Agenda 125.0», das erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. 

 

Moderatorin Melanie Winiger zeigte sich zu Beginn des Tages der Bauwirtschaft davon überwältigt, wieder an einem so grossen Anlass teilnehmen zu können. Das wäre vor einigen Monaten noch undenkbar gewesen.» Der SBV-Zentralpräsident Gian-Luca Lardi erinnerte an die menschlichen Tragödien im Ukrainekrieg. Auch wenn die Situation der Baubranche mit diesen nicht vergleichbar sei, so sei auch sie anspruchsvoll. «Ein guter Bauunternehmer plant so, dass er immer auch für einen Rückgang der Bauwirtschaft gewappnet ist. Gerade weil seine Geschäftstätigkeit stark von äusseren, nicht beeinflussbaren Faktoren abhängig ist. » Lardi ortet in der Situation – Inflation, steigende Baumaterialpreise, Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel – aber auch Vorteile: «Die Bauunternehmer werden aufgrund der knappen Personalressourcen nur noch Aufträge annehmen, bei denen die Margen stimmen.»

Der Zentralpräsident präsentierte am Tag der Bauwirtschaft erstmals die «Agenda 125.0», welche als Zukunftskonzept der Bauwirtschaft dient und wichtige politische Forderungen beinhaltet. Um die Klimaziele zu erreichen, das immer knapper werdende Bauland zu schonen und gleichzeitig der Bevölkerung den benötigten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, braucht es zwingend eine Modernisierung des Gebäudeparks bei gleichzeitiger Verdichtung. Mit zwölf konkreten und pragmatischen Forderungen und einem Aktionsplan sollen die hoch gesteckten Ziele erreicht werden. Eine zentrale Rolle für die Zukunft unseres Landes spiele auch der Infrastrukturbau, den Lardi sinngemäss als «Lebensader der Schweiz» bezeichnet: «Mit ihren Lösungen im Bereich der Mobilität und der Ver- und Entsorgung vereint die Bauwirtschaft Freunde und Familie, Wohn- und Arbeitsorte, Lebensraum und Freizeit und sorgt damit für eine hohe Lebensqualität», erklärte er.

 

Beitrag für hohe Lebensqualität   

Gian-Luca Lardi gab jedoch zu bedenken, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den peripheren Gebieten nicht behindert werden dürfe. «Um die Abwanderung aus den Bergregionen zu bremsen und den Zusammenhalt in unserem Land nicht zu schwächen, brauchen ihre Bewohner attraktive Lebensbedingungen und Perspektiven», betonte er. Hierfür leiste die Bauwirtschaft bereits heute einen wichtigen Beitrag, geniesse sie doch gerade in ländlichen Gebieten ein hohes Ansehen und biete zahlreiche Arbeitsplätz an.

 

Es droht eine Stromlücke 

Was trägt zum künftigen Erfolg du Wohlstand der Schweiz bei, fragte der erste Referent Gérard Seingre, Bauingenieur und Dozent für Untertagbau an der EPFL, um zu antworten: Eine gesicherte Stromversorgung. In der Folge zeigte er auf, warum in der Schweiz eine Stromlücke droht. Hürden ortet er vor allem im Baubewilligungsverfahren, bei dem die Gesetze nicht an die aktuellen Bedürfnisse angepasst sind sowie kleinliche Beamte, die unter dem Druck der Bevölkerungserwartungen stehen. So würden Anlagen für erneuerbare Energien verhindert.

In der anschliessenden Podiumsdiskussion führte Thierry Burkart, Ständerat Kanton Aargau und Präsident FDP aus, dass eine partielle Stromlücke bereits 2025 drohe. Man müsse deshalb kurz- und langfristige Projekte aufgleisen, die die Bauwirtschaft realisieren solle. Es brauche eine Verfahrensvereinfachung sowie lang- und mittelfristig Vertrauen in neue Technologien. Man dürfe keine Scheuklappen haben. Für GLP-Regierungsrätin Esther Keller ist es auch ein Problem, dass die Bevölkerung keine Bauprojekte für Energieanlagen vor der eigenen Haustüre haben wolle. Burkart forderte darum einen Abbau der Einsprachemöglichkeiten. Lardi erinnerte daran, dass die Politik der Verwaltung nicht traue, deshalb seien die Beamten dann kleinlich. Eine Deregulation und Vereinfachung der Verfahren sei notwendig. Für Keller ist auch die Arbeitskultur auf den Verwaltungen wichtig. Man müsse auch mutig sein können.

In Sachen Mobilität sagte Burkart, dass es ein Nebeneinander von verschiedenen Verkehrsträgern brauche. Die Mobilität bringe nicht nur Kosten, sondern auch Nutzen.

 

Warum die Welt Bäume braucht 

Im zweiten Teil des Tages der Bauwirtschaft kam ein Vertreter der Klimajugend zu Wort. Felix Finkbeiner war in seiner Kindheit vom Engagement einer Afrikanerin, die Bäume pflanzte, beeindruckt, und gründete in der Folge Plant-for-the-Planet. Seine Bewegung hat ausgerechnet, dass es 3000 Milliarden Bäume auf der Welt hat und dass es Platz für 1000 Milliarden weitere hat. Finkbeiner erinnerte daran, dass die Gefahren des Klimawandels schon lange bekannt gewesen seien. Nun müsse man sehr viel mehr machen, um einen Temperaturanstieg verhindern zu können. Bäume würden dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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