Bauwirtschaft in Not: Wer baut morgen?

Fachkräftemangel bedroht das Bauhauptgewerbe. Auch in ländlichen Regionen wird es immer schwieriger, Nachwuchs und qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Was sind die Ursachen – und was hilft?

 

Der Kanton Glarus mag klein sein, doch das Bauhauptgewerbe spielt eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Rund 1044 Personen sind hier in Bauunternehmen tätig, was etwa 2,5% der Bevölkerung entspricht. Trotz moderatem Bevölkerungswachstum fehlt es an Fachkräften. Technologische Neuerungen und strengere Bauvorschriften verlangen nach besser ausgebildeten Fachkräften. Doch junge Menschen zieht es zunehmend in akademische Berufe, was den Mangel an Handwerkern verschärft.

Die Rekrutierungssituation unterscheidet sich kaum von der in städtischen Regionen. In Glarus setzen Unternehmen auf gezielte Nachwuchswerbung. Eine erfolgreiche Initiative ist die Berufsmesse «LEBeN». «Die Messe bringt Betriebe und Jugendliche direkt zusammen», so Stephan Gnädinger, Präsident Baumeisterverband des Kanton Glarus.

Was muss sich ändern?

Neben dem Nachwuchsmangel kämpfen Unternehmen mit der Abwanderung erfahrener Fachkräfte. Besonders problematisch ist, dass die öffentliche Hand Bauarbeiter mit besseren Anstellungsbedingungen abwirbt. «Es darf nicht sein, dass uns der Staat mit noch höheren Löhnen und noch attraktiveren Nebenleistungen wie Ferien, Pensionskasse, etc. die Fachkräfte wegnimmt», kritisiert Gnädinger.

Die Bauwirtschaft muss sich auf den Fachkräftemangel einstellen. Notwendig sind gezielte Nachwuchsförderung, attraktivere Arbeitsbedingungen und schnellere Anpassung der Ausbildungsangebote. «Es ist bedenklich, dass der Grossteil der Bildungsausgaben in Hochschulen fliesst, während wir die Fachkräfteausbildung oft selbst finanzieren», betont Gnädinger.

Das Bauhauptgewerbe bleibt eine tragende Säule der Wirtschaft – doch ohne strukturelle Reformen droht ein langfristiger Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.

 

Autorin: Heidi Bacchilega

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Schweizerischer Baumeisterverband

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