Behörden sollen Engagement des Baus unterstützen

Die Endlichkeit der Ressourcen auf der Erde stellt ein grosses Problem dar. Die Schweizer Bauunternehmer unternehmen auf freiwilliger Basis viele Anstrengungen, um den Verbrauch von Primärressourcen zu reduzieren. Allerdings ist die Herstellung von Recyclingbaustoffen teilweise teurer als die von herkömmlichen Materialien. Dies bedingt die Bereitschaft der Bauherren, mit teureren Baustoffen zu bauen. Behörden sollten diesbezüglich eine Vorbildrolle einnehmen.

 

Am 28. Juli 2022 war der Earth Overshoot Day 2022 – so früh wie erst einmal zuvor. Dies bedeutet, dass alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht sind, die die Welt innerhalb eines Jahres wieder herstellen kann. Salopp ausgedrückt: Seit dem 28. Juli 2022 leben wir auf «Ressourcen-Pump». Die Schweiz steht in Sachen Ressourcen-Verbrauch noch schlechter da, unser Land hatte seinen Overshoot Day bereits am 13. Mai 2022. «Der Ressourcenmangel ist ein viel grösseres Problem als die Klimakrise», warnt deshalb Martin Eberhard, CEO Eberhard Unternehmungen. Seine Firma führt jedes Jahr einen Kreislauftag durch, bei dem die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft herausgestrichen wird, und hat kürzlich einen Kreislauf-Parcours ins Leben gerufen. Dort können etwa Schulklassen viel über die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft im Bau erfahren. Die Eberhard Unternehmungen waren in Sachen Abfall-Management der Gesetzgebung seit je her Jahre voraus. Aktuell sortieren Roboter Abbruchmaterial, damit es einfacher einer Wiederverwendung zugeführt werden kann, etwa mit dem firmeneigenen Recyclingbeton. Das bedingte grössere Investitionen.

 

Bedeutende Rolle der Bauwirtschaft

Fachleute sind überzeugt, dass der Bauwirtschaft bei der Reduzierung des Ressourcenverbrauchs eine grosse Rolle zukommt, geht doch ein Drittel dieses Verbrauchs auf ihr Konto. 3,2 Milliarden Tonnen Material sind in der Schweiz verbaut, zum grössten Teil handelt es sich um Kies, Sand und Beton. Daneben entstehen in der Schweiz jährlich rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall. Der Anteil der Baubranche daran beträgt stattliche 84 Prozent gemessen am Gewicht, wovon wiederum unverschmutzter Aushub-​ und Ausbruchmaterialien sowie Rückbaumaterialien den grössten Teil ausmachen. Bei der Wiederverwertung von Aushubmaterial erzielt die Baubranche bereits gute Noten. Stattliche 75 Prozent werden wiederverwendet. Allerdings werden nach wie vor jedes Jahr 5 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial deponiert. Zudem beträgt der Anteil von Recyclingbeton am verbauten Baumaterial lediglich 15 Prozent. Dabei steht einer höheren Anwendung technisch gesehen nichts im Wege – RC-Beton kann in den allermeisten Fällen als gleichwertiger Ersatz eingesetzt werden.

 

Nachfrage bestimmt

Das liegt nicht an den Bauunternehmen – neben den Eberhard Unternehmungen sind weitere wie Kibag oder Zindel United eigentliche Pioniere in Sachen Recyclingbeton. Vielmehr bestimmt die Nachfrage den Verbrauch. Hier sind die Bauherren gefragt, vor allem die öffentliche Hand, die als Vorbild fungieren kann. Denn die Herstellung von Baumaterialien aus Abbruch kostet pro Kubikmeter zwischen 40 bis 50 Franken mehr als die Herstellung mit Primärrohstoffen. Bauherren müssen also bereit sein, den Mehrpreis zu bezahlen, so der Lieferant den Mehrpreis in Rechnung stellt. Das neue Beschaffungsrecht, das auf Qualität und Umweltschutz den Fokus legt, kommt einer Verwendung von Recyclingbaustoffen entgegen. Aber von nichts kommt nichts, die Behörden müssen selbst aktiv werden.

 

Regulierung unnötig

Das UVEK plant derzeit keine gesetzlichen Vorgaben, was gut ist. Der SBV vertritt die Ansicht, dass strikte Regulierungen in Sachen Nachhaltigkeit kontraproduktiv sind. Sie behindern höchstens die Innovationskraft der Bauunternehmen. Schliesslich haben diese schon Jahre vor der Einführung der Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen VVEA Massnahmen umgesetzt, die gleich weit oder sogar weiter gingen. Stattdessen sind Anreize gefragt.

 

Stadt Zürich als Vorreiterin

Die Stadt Zürich unterzeichnet als erste Schweizer Stadt die «Circular Cities Declaration» und bekennt sich klar zur Kreislaufwirtschaft. Massnahmen im Umgang mit Ressourcen sollen künftig stärker vorangetrieben werden. Zurzeit erarbeitet die Stadt Zürich eine Strategie Kreislaufwirtschaft. Das zirkuläre Bauen wie beispielsweise die Bauteilwiederverwendung soll stärker vorangetrieben werden. «Viele Initiativen der Kreislaufwirtschaft entstehen in der Privatwirtschaft. Mit diesen möchte die Stadt Zürich vermehrt den Austausch suchen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen, wie heute schon etwa beim Einsatz von Recyclingbaustoffen», sagt René Estermann, Direktor des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich. Damit ist die Stadt Zürich ein Vorbild für andere Schweizer Städte und Gemeinden.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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