BIM-Projekt und neuartige Zusammenarbeitsform beim Neubau «unique»

Am Standort in Weggis/ LU baut die Thermoplan AG ihr fünftes Werk. Die Namensgebung «unique» ist synonym für den starken Einbezug aller Mitwirkenden von Projektbeginn an und steht für die Offenheit der Bauherrschaft gegenüber neuen Technologien und dem Fokus auf Nachhaltigkeit.

 

Die Planung des Neubaus erfolgt digital mit BIM (Building Information Modelling) und dem Anspruch, klüger zu planen, effizienter zu bauen und das Gebäude nachhaltiger zu betreiben. Für das Bekenntnis, den CO2-Fussabdruck zu reduzieren, steht die Zertifizierung des Neubaus nach LEED, angestrebt wird der LEED Platinum Level. Das Projekt setzt mit Integrated Project Delivery (IPD) oder deutsch IPA für «Integrierte Projektabwicklung» den Massstab für eine neue Art zu bauen und ist in seiner Gesamtheit schweizweit einmalig: Alle Projektbeteiligten arbeiten kollaborativ zusammen, Einzelschritte weichen gemeinsamen Etappen und der Planungsstand ist bei allen Beteiligten stets transparent. Im Fokus der Zielerreichung steht die Teamleistung.

 

«Wir bauen unique und digital»

Im neuen Gebäude werden sich sieben zusätzliche, integrierte Produktionsflächen, weitere Logistikeinrichtungen und Büroräumlichkeiten befinden. Nach einer einjährigen Planungsphase und verschiedenen amtlichen Abklärungen konnte die Weggiser Bevölkerung im Juni 2021 über das Projekt abstimmen. Nur sechs Monate später erfolgte der Spatenstich und der neungeschossige Komplex mit einer zweistöckigen Tiefgarage konnte in die Höhe wachsen. Die Eröffnung ist auf Ende März 2024 geplant. Die Planung mit BIM und die «Integrierte Projektabwicklung» als neuer Weg der Zusammenarbeit waren auch für Roman Christen, Spartenleiter Hochbau bei Christen AG Bauunternehmung, ein Novum: «Für uns ist es die erste Baustelle welche über BIM digital geplant ist und auf welcher der Polier keine Pläne mehr auf der Baustelle hat. Es ist gleichzeitig auch das erste Projekt mit der zukunftsträchtigen Zusammenarbeitsform IPD.» Frühzeitig hat die Bauherrschaft Planer und ausführende Unternehmer bestimmt, um die Vorteile der digitalen Planung und dem kollaborativem Bauprojektverfahren möglichst optimal nutzen zu können. Aber auch um Erfahrungen zu sammeln. Aus diesem Grund war Roman Christen mit seinem Team bereits zwei Jahre vor dem Baustart mit der Planung von Bauablauf und der damit verbundenen Terminierung beschäftigt. «Die Rohbauzeit für den Neubau mit einem Volumen von 100 000 Kubikmeter - das entspricht etwa 100 Einfamilienhäusern - ist sehr sportlich angesetzt. Da sind uns die neuen Technologien zu genauen Planung eine grosse Unterstützung», beschreibt Christen diese Herausforderung.

 

Das digitale Planhaus auf der Baustelle

Polier Philipp Hess steht auf der Baustelle Thermoplan in Weggis vor dem digitalen Planhaus mit dem grossem Bildschirm und holt die für ihn wichtigen Informationen ab. Die Projektdaten hat der Bauingenieur in 3D mit der Allplan-Software erarbeitet und über die Kollaborationsplattform Bimplus von Allplan hochgeladen. «Wir sind heute auf der Baustelle genauso digital unterwegs, wie im Büro», berichtet Christen. Er war froh um externen Support auf diesem Weg: «Patrick Meili als BIM-Consultant bei Allplan Schweiz AG hat mir und unserem Polier wertvolle Unterstützung gegeben und seine Inputs motivierten uns, die Herausforderungen der papierlosen Baustelle anzunehmen, daraus zu lernen und davon zu profitieren.» Darüber hinaus hatte Meili aber auch eine Schlüsselrolle als BIM-Koordinator, wie der diplomierte Baumeister erklärt: «Er kontrollierte für uns die Modelle für die Ausführung. So hatten wir zum Beispiel ein Modell für die Baugrube und für jedes Geschoss einzelne Modelle für Schalung, Bewehrung und Aussparungen. Alle Modelle enthalten weitere Informationen wie Etappierungen, Betonbezeichnungen, Typ der Durchstanzbewehrung und vieles mehr.» Bimplus ist dabei die zentrale Plattform, um alle Arten von Projektdaten zentral zusammen zu führen und damit effiziente BIM- und Datenverwaltungsprozesse zu unterstützen. «Von Bimplus bin ich begeistert. Es bietet so viele Möglichkeiten, ist aber trotzdem übersichtlich und schnell. Der Polier kann von einem Bauteil auch selber ein IFC generieren und dieses auf das Vermessungsgerät laden, ohne die Hilfe von Drittpersonen. Das finde ich genial», lauten die Aussagen von Roman Christen. Der Eisenleger hat ebenfalls Zugang zu Bimplus, auch das funktioniere hervorragend. Wie auch der Massenauszug aus dem Modell, wie er weiter bemerkt. Da versteht sich, dass der Polier Philipp Hess in Zukunft nur noch modellbasiert arbeiten möchte. Warum dem so ist, beschreibt Roman Christen wie folgt: „Der Polier muss keinen Angaben oder Plänen mehr nachspringen. Er hat jederzeit Zugriff auf alle Daten. Die Kommunikation zwischen Polier und Ingenieur findet direkt zwischen ihnen statt, was den Bauführer merklich entlastet.» Die Baustelle Thermoplan arbeitet aber nicht nur BIM2Field, sondern auch Field2BIM, wie der Spartenleiter Hochbau erklärt: «Wir wollen auch aktuelle Daten von der Baustelle wieder in das Modell einbringen. Mit acht Krankameras nehmen wir täglich 200 bis 250 Bilder auf, die ein massstabgetreues Orthofoto des Baugeländes generieren. Damit können Bewehrungen, Einlagen, Kubaturen und Flächen gemessen und dokumentiert werden.» Zum Schluss zieht er das folgende Fazit: «Modellbasiertes Bauen mit BIM wird die Zukunft sein, Bimplus von Allplan ist die zentrale Software für die Zusammenarbeit und die integrierte Projektabwicklung wäre die wünschenswerte Projektorganisation der Zukunft.»

 

Peter Rahm

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Schweizerischer Baumeisterverband

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