«Das Büro ist nicht meine Welt»

Ein Einblick in die berufsbegleitende Ausbildung Maurer/in EFZ (Art.32)

Samstagmorgen, 8.10 Uhr: der Beginn eines beinahe wolkenlosen, heissen Spätsommertages. Viele liegen noch im Bett oder warten in der Bäckerei auf die frischen Gipfeli, welche sie später an der Sonne geniessen werden. Nicht so die angehenden Berner Maurer, welche sich ihren Abschluss berufsbegleitend erarbeiten. Im Unterrichtszimmer der Maurerlehrhalle feilen sie bereits fleissig an ihren Material- und Berufskenntnissen.  

 

Einer von ihnen ist der 35-jährige Dominique «Dodo» Palkovics, der im Gegensatz zu vielen seiner Klassenkameraden bereits ein EFZ in der Tasche hat. Weil ihm die Arbeit als Spengler jedoch immer weniger Spass bereitete, orientierte er sich vor drei Jahren neu und ist seither als Maurer tätig.

 

Symbolbild Baustelle

 

In der Schweiz ohne Fachzeugnis den Job zu wechseln sei schwierig, sagt er. Nicht, dass er das momentan möchte – schliesslich war es sein Chef, der ihn auf diesen Bildungsweg aufmerksam gemacht hat. Mit der Art. 32-Ausbildung sieht er bereits jetzt Möglichkeiten, später als Vorarbeiter oder Polier Karriere zu machen. So motiviert er sich, jeden Samstag von 8–12 Uhr die Schulbank zu drücken. Mit dem frühen Aufstehen hat er kein Problem, denn «auf der Baustelle geht es meistens schon um 7 Uhr los».

 

In Zukunft vielleicht Polier? / Symbolbild

 

Vieles fällt Dodo etwas einfacher, weil er bereits eine Ausbildung hinter sich hat. Doch das geht nicht allen so. Seine Mitschüler kommen aus den verschiedensten Ländern und haben teilweise noch Mühe mit der deutschen Sprache. Ein Problem sei das nicht: «Wir helfen einander viel. Die, die Portugiesisch und Deutsch sprechen, übersetzen manchmal. Und der Lehrer spricht auch Italienisch.» sagt Dodo.

 

Auf diese Weise wird Leuten mit nicht einwandfreien Deutschkenntnissen genauso die Möglichkeit geboten, in der Schweiz Fuss zu fassen und sich zu bilden. Etwas, das Dodo besonders schätzt: «Diese Ausbildung gibt allen die Möglichkeit, nicht immer nur zuunterst zu sein, sondern aufzusteigen. Deshalb finde ich sie super.» 

 

Die Zufriedenheit über seinen eingeschlagenen Weg überrascht nicht. Nur kleine Dinge würde er anders machen, «um schneller zu Geld zu kommen und mich in dieser Wirtschaft durchzukämpfen». Für ihn ist klar, dass er der Baustelle noch lange erhalten bleiben wird, denn «das Büro ist nicht meine Welt».  

 

Text: KBB Kantonal-Bernischer Baumeisterverband

Maurer/in EFZ berufsbegleitend (Art. 32)

Die Ausbildung Maurer/in EFZ kann auch berufsbegleitend und ohne Lehrvertrag absolviert werden. Voraussetzung sind mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, davon drei im Bauhauptgewerbe (bis zum Qualifikationsverfahren). Wichtig sind auch gute Deutschkenntnisse (Niveau B1). Die Ausbildung dauert in Bern drei Jahre. Die theoretischen Fächer werden am Samstag unterrichtet, während die praktischen Fähigkeiten in sechs zweiwöchigen überbetrieblichen Kursen (üK) vermittelt werden. In anderen Kantonen gibt es teilweise andere Ausbildungsmodelle. Die Lernenden der berufsbegleitenden Ausbildung absolvieren dasselbe Qualifikationsverfahren, wie die übrigen Lernenden Maurer/innen EFZ. Weitere Informationen

Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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