Der Bau ist systemrelevant

Es gibt Bauprojekte, die so wichtig sind, dass bei ihnen die Einsprachemöglichkeit eingeschränkt werden sollen. Zu diesem Schluss ist das Parlament in der Herbstsession 2022 gelangt. Das zeigt auf, dass der Bau systemrelevant ist. Für diese Tatsache sprechen noch weitere Gründe.

 

«Die anhaltende Energiekrise hat uns mit mehreren gesellschaftlichen Fragen konfrontiert. Die Abhängigkeit vom Ausland oder die Bedeutung des Ausbaus der einheimischen Energieerzeugung sind einige davon, aber auch die inzwischen unhaltbare Langsamkeit, mit der wir jedes Projekt umsetzen müssen. Wenn wir bedenken, dass es 20 Jahre gedauert hat, um vier Windturbinen am Gotthard aufzustellen, wird uns klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann», spricht SBV-Zentralvorstand Massimo Cereghetti Klartext. Er fährt fort: «Es liegt auf der Hand, dass diese Probleme nicht nur die Energieerzeugung betreffen, sondern auch den Bau von Verkehrsinfrastrukturen oder Grossprojekten, um nur einige Beispiele zu nennen. Kurz gesagt, überall dort, wo etwas gebaut oder renoviert werden muss, kommt es zu einer Verlangsamung, was dem Beitrag, den unsere Branche zur Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen, denen sich die Schweiz stellen muss, leisten könnte, abträglich ist.» Cereghetti spricht ein wichtiges Thema an. Selbst das Parlament fand im letzten Herbst, dass wichtige Projekte zur Energieversorgung nicht durch Einsprachen berhindert werden sollen. Leider kommt es häufig vor, dass Bauprojekte grosse Hürden bis zur Realisierung überwinden müssen. Das ist nicht nur für die Baubranche ärgerlich, sondern auch für die Allgemeinheit.

 

Wichtige Werke

«Unser wichtigstes Lebensmittel – das Wasser - fliesst in hoher Qualität durch unsere Leitungssysteme. Unsere leistungsstarken Verkehrsträger bringen uns in kurzer Zeit an den Bestimmungsort. Dies ist unabdingbar für unser Wohlergehen. Bauten für Bildung, Kultur, Sport und Wohnen – sie alle gebe es ohne die Baubranche nicht», gibt Gerhard Moser, Zentralvorstand SBV, zu bedenken. Hanspeter Stadelmann, ebenfalls Zentralvorstand SBV, doppelt nach: «Eine gut ausgebaute, moderne und leistungsfähige Infrastruktur ist und bleibt die Lebensader unserer Gesellschaft und Wirtschaft, dafür setzen wir uns täglich nachhaltig ein.» «Die Baubranche ist systemrelevant, weil wir alle wohnen, arbeiten, pendeln, reisen, transportieren, Strom brauchen, Sport treiben, und, und, und. Ohne qualitativ hochstehende Infrastrukturen, Gebäude und weitere Bauwerke, läuft gar nichts in unserer Gesellschaft», findet auch Christian Wasserfallen, Zentralvorstand SBV.

 

Immer wieder ausgebremst

«Die Baubranche kann die künftige Energieversorgung der Schweiz sicherstellen. In meinem Kanton, dem Kanton Glarus, wurden in den letzten Jahren mehrere Projekte zur Gewinnung von erneuerbaren Energien realisiert. Allerdings wird die Baubranche immer wieder ausgebremst. Die Baubewilligungsverfahren dauern lange und viele Akteure können sinnvolle Projekte über Jahre blockieren. Das schadet den allgemeinen Schweizer Interessen», gibt Hannes Schiesser, Zentralvorstand SBV, zu bedenken. «Die Bewilligungsverfahren müssen beschleunigt werden», steht für Heinz Ineichen, Zentralvorstand SBV, fest, «sonst kann die Baubranche ihre für die Schweiz wichtige Rolle nicht wahrnehmen.»

 

Paradigmenwechsel zugunsten der Schweiz

Der SBV setzte sich unermüdlich für einen Paradigmenwechsel im öffentlichen Beschaffungswesen ein – weg vom Preisdiktat hin zu einem Qualitätswettbewerb. Nur so kann nicht nur qualitativ hochstehen, sondern auch nachhaltig gebaut werden. Das neue öffentliche Ausschreibungsverfahren BöB trat 2021 in Kraft. Mit einer breiten Informationskampagne setzte sich der SBV dafür ein, dass das neue Recht auch angewendet wird. Noch gibt es diesbezüglich einiges zu tun. Aber SBV-Zentralpräsident Gian-Luca Lardi verspricht: «Wir werden alles daransetzen, damit auch die Verwaltung auf nationaler und kantonaler Ebene den gesetzgeberischen Auftrag des Paradigmenwechsels im Beschaffungswesen umsetzt.»

 

Klammer der Schweiz

Thomas Mathys, Zentralvorstand SBV, bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: «Mit seinen Projekten verbindet der Bau Sprachregionen und sorgt für eine Anbindung der Randregion. Man kann also sagen, dass der Bau systemrelevant ist, weil er die Schweiz zusammenhält.» René Leutwyler, Zentralvorstand SBV, fügt hinzu: Seit Jahren ist die Bautätigkeit primär eine lokale Angelegenheit. Das muss so bleiben und angesichts der heutigen Lage noch gestärkt werden. Ressourcen schonende Produktionsprozesse, die in eine relevante Kreislaufwirtschaft integriert werden, sind nachhaltig und zieltreffend, damit unerlässlich für unsere Zukunft.» Flavio Torti, Vizepräsident Zentralvorstand SBV, meint im Blick auf die Nachhaltigkeit: «Bei allen neuen Herausforderungen gibt es immer noch die große Kluft zwischen Theorie und Praxis! Auch wenn es selbstverständlich ist, nach dem besten Weg zur Wiederverwendung von Materialien zu suchen, dürfen wir nicht vergessen, pragmatisch zu bleiben und die Bedingungen, die mit unseren zukünftigen Realisierungen verbunden sind, auf objektive Weise darzustellen. In dieser Hinsicht hat der SBV eine sehr wichtige Rolle, um via sein politisches Netzwerk die Öffentlichkeit und die Behörden dementsprechend zu sensibilisieren.»

 

Wirtschaftliche Leistung¨  «Wir Bauunternehmer sind ein grosser, attraktiver und moderner Arbeitgeber, der gute Löhne zahlt. Das Bauhauptgewerbe beschäftigt rund 80 000 Arbeitnehmende und ist gerade in Randregionen ein wichtiger Arbeitgeber», gibt Hanspeter Egli, Vizepräsident Zentralvorstand SBV, zu bedenken.  

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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