Der Bau lebt auch in Basel von Lösungen

Wer die Stadt Basel besucht, staunt über die Vielzahl an Baustellen. Dabei heisst es, Bauen am Rheinknie sei schwierig. Theodor Häner, Geschäftsführer des Verbands der Bauunternehmer Region Basel, äussert sich zur aktuellen Entwicklung.

Wer die Stadt Basel besucht, staunt über die Vielzahl an Baustellen. Dabei heisst es, Bauen am Rheinknie sei schwierig. Theodor Häner, Geschäftsführer des Verbands der Bauunternehmer Region Basel, äussert sich zur aktuellen Entwicklung.

Basel verfolgt viele ehrgeizige Ziele, etwa in der Klimapolitik: Bis 2037 will der Kanton Nettonull erreichen. Dazu baut Basel sein Fernwärmenetz aus, an das die ganze Stadt angeschlossen werden soll. Baustellen und aufgerissene Strassen prägen deshalb das Stadtbild. Marktkenner gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren jährlich vier Kilometer Leitungsrohre verlegt werden, und das zusätzlich zum regulären Unterhalt und den erforderlichen Neu- und Ersatzbauten im Tiefbau. Für Baufirmen sind das gute Nachrichten.

Auf dem Weg zum Netto-null-Ziel

«Das Bauvolumen im Tiefbau ist hoch und dürfte in den nächsten Jahren so bleiben», schätzt Theodor Häner, Geschäftsführer des Verbands der Bauunternehmer Region Basel, die aktuelle Situation ein. Ganz anders präsentiert sich die Lage im Nachbarkanton Basel-Landschaft. Hier sind die Aufträge im Tiefbau weggebrochen. Die Koordination derart vieler Baustellen sei anspruchsvoll, dennoch verlaufe die Zusammenarbeit mit dem Basler Baudepartement und den Industriellen Werken Basel als Auftraggeberin sehr geordnet. «Die Aufträge sind planbar, die Vorgaben klar.» Dank reichlich Kantonsfinanzen ist auch genügend Geld für Projekte vorhanden.

Kehrseiten des Baubooms

Im November 2022 haben die Basler Stimmberechtigten mit deutlicher Mehrheit das Netto-Null-Ziel 2037 beschlossen. Das könnte der Grund sein, warum Anwohnende die Baustellen vor der Haustüre eher akzeptieren, beobachtet Häner. Der Unmut mache sich dafür bei privaten Hochbauten Luft. «Der aufgestaute Ärger entlädt sich in unsinnigen Einsprachen, obwohl beispielsweise ein dringender Bedarf an neuen Wohnungen besteht. In keiner anderen Schweizer Stadt wurden in den letzten zehn Jahren so wenige Wohnungen gebaut wie in Basel.» Unbestrittenermassen besteht Nachholbedarf, doch ein zu starrer Mieterschutz schreckt viele Investoren ab.

Ressourcenplanung bleibt schwierig

Häner weist auf einen weiteren negativen Aspekt der Einsprachen hin: die Pflicht zum Vorhalten von Ressourcen. Werden Einsprachen abgelehnt, kommen diese Projekte meist sehr schnell auf den Markt. Bei der Auftragsvergabe müssen Baufirmen garantieren, die nötigen Ressourcen – Personal, Maschinen, Material – meist innerhalb kurzer Zeit bereitzustellen und mit der Installation zu starten. «Das Puffern von Aufträgen kann für mittlere und kleinere Unternehmen sowohl finanzielle als auch organisatorische Herausforderungen bringen», erklärt Häner. «Wir haben gelernt, flexibel zu sein. Der Bau lebt letztlich von Lösungen. Etwas mehr Handlungsraum bei der Ressourcenplanung könnte jedoch helfen, unsere Situation zu entschärfen.»

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Thomas Staffelbach

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