Der Berg gibt den Weg vor

Der Gotthard-Tunnel muss saniert werden. Damit dies möglich ist, wird eine zweite Tunnel-Röhre gebaut. Mit einem Teil dieser Mammut-Aufgabe ist unter anderem Oliver Erzinger, Projektleiter Tunnelbau bei der Implenia, betraut. Das Ziel des Projektleiters und Bauingenieurs: Im Sommer 2022 mit einer massgefertigten Tunnelbohrmaschine den Vortrieb starten.

Einer ARGE aus den Firmen Implenia, Frutiger und Webuilt aus Italien ist das Los 243 zugeteilt worden – von Göschenen aus sollen sie den Weg zu einer Störzone vier Kilometer im Innern des Berges ebnen. Dazu gehören mehrere Stollen, eine grosse Logistikkaverne für eine untertägige Betonanlage sowie diverse Installationen für die Materialbewirtschaftung. Bauingenieur Oliver Erzinger steht dem Los als Projektleiter vor. Jetzt starten die Lockergesteins- und Sprengvortriebe für die Logistikstollen. Im Juli 2022 soll der maschinelle Vortrieb beginnen, acht Monate später beendet sein. «Die Beschaffung und der Bau der dazu erforderlichen Tunnelbohrmaschine selbst nimmt mehr Zeit in Anspruch als der Vortrieb an sich», sagt Oliver Erzinger. Doch kaum sind sie mit den Vorbereitungsarbeiten gestartet, sind sie bereits leicht im Rückstand. Der Grund dafür: der Gotthard wartete mit einer gehörigen Überraschung auf. Als sie den Voreinschnitt starteten und Anker setzen wollten, entdeckten Oliver Erzinger und sein Team riesige Granitblöcke. «Wir sahen einen Block von über 100 Kubikmetern». Gewöhnliche Tunnelbohrmaschinen sind hier wirkungslos. Die Tunnelbauer mussten auf andere Bohr- und Ankerarten wechseln und die grossen Findlinge für den Aushub und Abtransport sprengen. Ein aufwändiger Prozess, und in Anbetracht der drängenden Zeit zusätzlich herausfordernd. Bis im Juni 2022 gilt es nun, eine Tunnelbohrmaschine spezialanfertigen zu lassen. Die 200 Meter lange Maschine wird zuerst im Werk des Lieferanten für die Abnahme komplett aufgebaut, für den Transport zum Gotthard wieder zerlegt und dann in Göschenen wieder zusammengesetzt.

Ein ambitioniertes Vorhaben, doch Bauingenieur Oliver Erzinger und sein Team sind Tunnelbau-Profis. Stolz blicken sie auf einige spektakuläre Tunnelbauprojekte zurück. Die Unterquerung des Zürcher Hauptbahnhofs gehört dazu, aber auch die Tunnels für die Standseilbahn zum Stoos, ihres Zeichens die steilste der Welt. Bei jedem Projekt ist der Durchschlag beim Vortrieb ein Höhepunkt – und einer von vielen Aspekten, die den Tunnelbau-Beruf für Erzinger so faszinierend machen. Die Teamarbeit, die beeindruckenden Maschinen oder die Tradition mit Schutzpatronin Barbara bringen ihn jedes Mal zum Staunen.

Auch der Nervenkitzel gehört im Tunnelbau dazu. «Wir scheuen keinen Aufwand, den Tunnelbau so sicher wie möglich zu machen», sagt Oliver Erzinger. Die Arbeit bleibt gefährlich. «Es ist dunkel, lärmig, eng … das macht unser Arbeitsleben nicht einfach», sagt er. Umso grösser ist der Stolz im Team, wenn ein Projekt abgeschlossen ist. «Wir sind auch stolz aufeinander.» Im Tunnelbau ist Team-Arbeit essenziell. «Man muss sich auf die Leute verlassen können». Das sei jedem bewusst – und deswegen funktioniere es auch. Und so ist Oliver Erzinger sicher: gemeinsam werden sie diesen Berg bezwingen.

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.

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Schweizerischer Baumeisterverband

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