Der Mensch bleibt zentral

Bei einer Gleiserneuerung in Basel setzte das ausführende Unternehmen Vanoli AG in einem Pilotprojekt auf BIM. Dabei geht es darum, Erfahrungen mit dem modellbasierten Bauen zu sammeln.

Die Schweiz soll nach dem Willen des Bundesrates bei der Digitalisierung eine führende Rolle einnehmen. Mit der Strategie «Digitale Schweiz» soll das Land das Potential der Digitalisierung konsequent nutzen. Dabei sollen der Bund und bundesnahe Betriebe wie die SBB ab 2021 bei Immobilien- und ab 2025 bei Infrastrukturprojekten die BIM-Methode verpflichtend einsetzen. Diesem Auftrag kommt die SBB nach.

Und auch vorausdenkende Bauunternehmer rüsten sich. So hat die Vanoli AG die Erneuerung dreier Gleise mit Beton-, Stahl- und Holzschwellen in Basel als BIM-Projekt aufgegleist, weshalb die Planung mit einem 3D-Modell erfolgte. Gearbeitet wurde an zwei Wochenenden, jeweils von Samstag 11 Uhr bis Montag 5 Uhr früh. Die Vanoli AG führte den Auftrag als Pilotprojekt aus. «Es empfiehlt sich, BIM zuerst bei einem einfachen Projekt anzuwenden, damit man im Notfall ohne grössere Probleme konventionell weiterfahren könnte», erläutert Daniel Dubois, Leiter hybride Bauproduktion und stellvertretender Geschäftsführer Vanoli AG.

Sieben Meilensteine

Definiert wurden sieben Meilensteine, mit denen die Einhaltung des Zeitplans kontrolliert wurde. Diese Meilensteine waren der Rückbau, der Aushub, die Verschottung, der Einbau, die Einschottung, die Stopfung und das Schweissen. Jede Phase wurde einzeln rapportiert und jede Phase wurde in einer anderen Farbe geführt. Die Stopfmaschine, die zum Einsatz kam, ist bei der Vanoli AG seit Februar im Einsatz. Das Zofinger Unternehmen besitzt bereits Erfahrungen mit digitalen Methoden, so arbeitet das Unternehmen seit vier Jahren mit Trimble und vermisst mittels Drohnen. Im Einsatz sind weiter digitale Lieferscheine.

Kulturwechsel und Datenflut

Das Projekt bedeute einen Kulturwechsel, führte Thomas Beeler, Leiter der Geomatik-Abteilung, aus. Die SBB richteten einen Sharepoint ein, wo die digitalen Daten abgeholt werden konnten. «Man muss diese Daten filtern, denn es sind zu viele», meint er, «zudem mussten wir sie auch aufbereiten.» Es gebe zwar Schnittstellen, aber trotzdem auch noch manuelle Arbeitsschritte. So musste der Übertrag der Daten aus Sorba und Baubit manuell erfolgen. «Der Mensch bleibt zentral, ihn braucht es, damit die richtigen Daten zur Maschinensteuerung kommen», lautet eine seiner Erkenntnisse.

Tachymeter statt GPS

Die Vanoli AG setzte Tachymeter ein, weil diese in der in Basel vorgefundenen Situation genauer seien als ein GPS. Die Daten gelangten mit einer Verzögerung von vier Minuten zum Maschinisten. Dieser musste nicht gesondert instruiert werden, er erfuhr alles Relevante via die ihm zugespielten Daten. Die Einstellung der Genauigkeit erfolgte, indem der Maschinist die Schaufel an einen Fixpunkt hielt.

Die neue Stopfmaschine der Vanoli AG ist smart, will heissen, sie weiss, was sie schon bereits gemacht hat. Dies wird nach jeder Stopfung protokolliert und ist deshalb ein Qualitätsnachweis.

Beeler lobte die Kontrollmöglichkeiten. So könne sofort digital gesehen werden, ob die Maschine noch im Toleranzbereich arbeite. Dabei könne man filtern, was man sehen möchte, zum Beispiel die erste Überfahrt oder die letzte Überfahrt. Auf der Baustelle hatten deshalb alle Projektverantwortlichen Tablets, damit sie den Arbeitsvorschritt immerzu im Blick hatten. Bei einer Verspätung von auch nur einer Minute färbt sich ein Arbeitsabschnitt sofort automatisch rot. So hatte die Bauleitung, auch wenn sie nicht vor Ort war, immer den Überblick. Wichtig ist es aber bei einem solchen Vorgehen, dass die Leute daran denken müssen, zu rapportieren. Beim Pilotprojekt wurden gewisse Schichten nochmals gemessen, zur Sicherheit. Es wäre möglich, diese Daten auch der Bauherrin, in diesem Falle der SBB, zur Verfügung zu stellen.

Sehen, wie es sein wird

Mit dem Programm Sitevision besteht die Möglichkeit, mittels eines Handys mit GPS-Antenne die Baustelle in einer Augmented Reality zu sehen, mit einer Genauigkeit von bis zu 5 Zentimetern. Die BIM-Daten genügen dazu. So sieht man auf dem Handy etwa, wo sich Leitungen befinden oder wie eine bestimmte Stelle in einem späteren Moment des Bauprojektes aussehen wird. Das hilft auch beim Einrichten der Baustelle.

Erfahrungen für die Zukunft

Natürlich wäre man mit einer konventionellen Bauweise schneller gewesen, als man es beim Pilotprojekt war, so Beeler. «Wir wollen hier aber in erster Linie Erfahrungen sammeln, um fit zu werden für die Zukunft.» Eine der Erkenntnisse war etwa, dass es noch keine Schnittstelle für den Übertrag der Daten aus dem Sharepoint in das Dashboard gebe. Eine wichtige Erkenntnis ist es, dass bei einem BIM-Projekt die Planenden die Ausführenden früher mit ins Boot nehmen müssen. Die Transparenz wird so erhöht. «Bei BIM sitzen alle im gleichen Boot, so müssen sie zwingend kooperieren», meint Beeler.

Zwingend war die Arbeitsweise mit BIM nicht. Die SBB hatten das Projekt noch konventionell ausgeschrieben, allerdings ist das Unternehmen sehr offen für Pilotprojekt. Fakt ist, dass das ASTRA ab nächstem Jahr nur noch mit BIM ausschreiben möchte. Auch der Kanton Aargau will alle Projekte mit BIM ausschreiben. Das heisst, dass Unternehmen, die den Weg in die Digitalisierung scheuen, bald schon nicht an Ausschreibungen werden teilnehmen können.

Der SBV führt zwei Erfa-Gruppen zur Digitalisierung. Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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