Die 99%-Initiative schadet der Baubranche und der Schweiz

Die Initiative der Juso kommt am 26. September vor das Stimmvolk. Sie will eine neue Steuer einführen, die breite Kreise der Bevölkerung und KMU trifft. Die Nachfolgeregelung von Firmen würde massiv erschwert.

Die Jungsozialisten haben die Initiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern», die sogenannte «99%-Initiative», lanciert. Das Stimmvolk wird darüber am 26. September befinden. Die Initiative ist in vielen Punkten derart schlecht konzipiert, dass sie für die ganze Schweiz und insbesondere für die KMU schädlich ist. Aus diesem Grund lehnt der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) diese Initiative ab.

Unternehmensnachfolge wird erschwert

Die Jusos wollen Einkommen aus Kapital 1,5 mal so stark besteuern wie bisher. Würde die Initiative angenommen, wären nicht nur Firmengewinne, sondern auch Dividenden, Zinserträge und Mietzinsen betroffen. Die erhöhte Kapitalsteuer wäre auch beim Verkauf einer Firma an einen Nachfolger fällig.

Ein Unternehmensgründer und -inhaber steckt über viele Jahrzehnte viel Zeit, Schweiss und Geld in den Aufbau seines eigenen KMUs. Irgendwann kommt der Zeitpunkt für eine Nachfolgregelung, wenn der Inhaber den Stab weiterreichen muss oder will. In den seltensten Fällen wird eine Fima einfach verschenkt, sondern in 92% aller Fälle an die nächste Generation oder einen externen Nachfolger verkauft. Dies gilt auch für familiengeführte Unternehmen.

1/4 der Bauunternehmen auf Nachfolgersuche

Laut einer Studie der Universität St. Gallen gelten im Bau 75-80% der Firmen als Familienunternehmen. In einem Viertel aller Bauunternehmen steht ein Wechsel des Eigentümers und der Geschäftsleistung an.

Ein Firmeninhaber resp. eine Firmeninhaberin will einerseits, dass es dem Unternehmen und den Angestellten auch nach dem Verkauf weiterhin gut geht. Andererseits sind sie auf eine entgeltliche Nachfolgeregelung angewiesen, da sie ihren zukünftigen Lebensunterhalt ganz oder teilweise mit dem Verkaufserlös finanzieren müssen.

Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gestaltet sich bereits heute schwierig. Manche Betriebe müssen gar schliessen, weil kein geeigneter Käufer oder Käuferin gefunden werden kann. Die Übergabe wird nochmals deutlich erschwert, wenn wegen der 99%-Initiative künftig 1,5 mal mehr Kapitalsteuern fällig würden.

Weniger Altersvorsorge oder Firma stirbt

Wegen dieser Mehrbelastung müsste der Inhaber oder die Inhaberin beim Verkauf einen Abschlag auf den Firmenwert von 25% bis 50% hinnehmen, um die neue Steuer abzugelten. Das bedeutet einen enormen Einschnitt in die Finanzierung der eigenen Pensionierung. Theoretisch könnte der Verkaufspreis erhöht werden, um nach den Steuern noch den ursprünglichen Verkaufspreis zu erzielen. In der Praxis dürfte allerdings kaum jemand bereit sein, einen über dem tatsächlichen Firmenwert liegenden Preis zu bezahlen. In der Folge würde es viel schwerer, das Überleben einer Firma zu sichern.

Die Juso-Initiative würde also nicht nur die «oberen 1%» treffen, wie sie vorgaukelt, sondern viele Schweizer und Schweizerinnen und insbesondere auch die KMU im Bau. Aus diesem Grund empfiehlt der SBV ein Nein zur 99%-Initiative

Über den Autor

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Martin Maniera

Ökonom & wissenschaftlicher Mitarbeiter Politik

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