«Die Agenda 125.0 soll unsere Mitglieder motivieren, sich als Teil der Lösung zu sehen»

In einem Interview erklärt SBV-Zentralpräsident Gian-Luca Lardi, weshalb die Agenda 125.0 richtungweisend ist.

Was ist die Idee hinter dieser Agenda 125.0, die der Delegiertenversammlung vom 5. Mai zur Genehmigung vorgelegt und am Tag der Bauwirtschaft am Folgetag präsentiert wurde?

Der Schweizerische Baumeisterverband gehört zu den grössten Verbänden der Schweiz. Zudem spielt die Baubranche bei Umweltfragen eine wichtige Rolle, gerade im Bereich der Reduktion der CO2-Emissionen. Es ist daher wichtig, dass wir uns hier klar positionieren. Wir wollen zeigen, dass wir konkrete Lösungen haben, um einerseits auf die Bedürfnisse einer Bevölkerung einzugehen, die guten Wohnraum und moderne Infrastrukturen wünscht, und andererseits signifikant zur Erreichung der Klimaziele der Schweiz beizutragen.

 

Die drei Hauptthemen der Agenda 125.0 sind mit politischen Forderungen untermalt. Ist das nicht etwas weit entfernt vom Alltag der Baumeister?

Um die pragmatischen Lösungen umsetzen zu können, die wir anbieten, müssen gewisse Rahmenbedingungen gegeben sein. Diese haben wir in der Agenda 125.0 grob skizziert. Das Papier geht aber weit über die politischen Forderungen hinaus. Für uns soll es in erster Linie eine Inspiration sein für unsere Mitglieder und sie dazu ermutigen, sich als Teil der Lösung zu sehen, und nicht nur als Betrachter.

 

Wie werden die Baumeister konkret zu Akteuren?

Zahlreiche Unternehmer sind es bereits. Es freut mich sehr, die vielen Innovationen zu sehen, auf die die Unternehmen setzen, um den Problemen unserer Zeit zu begegnen. Diese Initiativen sind es, die die Branche als Ganzes weiterbringen. Und dabei meine ich nicht nur die Klimathematik. Unsere Branche gibt sich nicht damit zufrieden, Häuser und Infrastruktur zu bauen. Sie hat auch eine gesellschaftliche Rolle und trägt zum nationalen Zusammenhalt bei, nicht nur zwischen den einzelnen Sprachregionen, sondern auch zwischen Städten, ländlichen Gebieten und Bergregionen. Die so genannten Randregionen sind übrigens eines der Hauptthemen der Agenda 125.0. Dort ist die Baubranche eine der wichtigsten Arbeitgeberinnen und bietet der lokalen Bevölkerung Perspektiven. Dies wollen wir weiterhin tun können und bekräftigen unser Engagement diesbezüglich mit der Agenda 125.0.

 

Wenn Verdichten zu Nachhaltigkeit und Qualität passt

Die Verdichtung erlaubt es, die Gratwanderung zwischen steigenden Bedürfnissen, Verknappung des Baulandes und Reduktion der CO2-Emissionen zu meistern.

Ersatzneubauten sind aus energietechnischer Sicht oftmals sehr effizient, denn ein heute erstelltes Gebäude verbraucht zwischen vier- und siebenmal weniger Energie als ein Haus mit Baujahr 1980 oder früher. Gleichzeitig kann mit Neubauten auch der vorhandene Raum besser genutzt werden. So wird heute jede zurückgebaute Wohnung durch zwei neue ersetzt, bei gleichzeitiger Verdreifachung der Wohnfläche.

Die Vorteile von Neubauten lassen sich am Beispiel des 230 Hektaren grossen Areals Praille-Acacias-Vernets (PAV) besonders gut sehen. «Mit dem Bau Tausender ideal gelegener Wohnungen im Stadtzentrum ist das Projekt PAV eine Antwort auf die Wohnungsknappheit, die Genf schon seit Jahren kennt. Gleichzeitig schont PAV den Boden, denn das Projekt haucht einem bereits bebauten Areal im Stadtzentrum neues Leben ein», erklärt René Leutwyler, Mitglied des SBV-Zentralvorstandes und Präsident der SBV-Sektion Genf. Und dennoch bedeutet die Verdichtung nicht die Verschlechterung der Lebensqualität, im Gegenteil. «Das Projekt setzt auf Qualität, unter anderem dank einem Quartierplan, welcher Grünflächen, Parks und zahlreiche Bäume vorsieht. Auch der aktuell kanalisierte Fluss Aire wird wieder offen gelegt, um noch ein bisschen mehr Natur in die Stadt zu bringen. »

Natürlich spielt auch die Nachhaltigkeit bei dieser Grossbaustelle eine Rolle. So wird der Kreislaufwirtschaft und der Wiederverwendung von Materialien viel Bedeutung beigemessen.

 

Ein Projekt, das auf Qualität setzt, unter anderem dank einem Quartierplan sowie zahlreichen Pärken und Grünflächen.

René Leutwyler
Mitglied des SBV-Zentralvorstandes und Präsident der SBV-Sektion Genf

«Agenda 125.0 - Beitrag der Bauwirtschaft zum Erfolgsmodell Schweiz»

Die Broschüre zum Download.

 

 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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