Die digitalisierte Baustelle braucht 5G

Wenn Tablets auf den Baustellen die Pläne in Papierform ersetzen und Maschinen smart untereinander kommunizieren, dann braucht es ein stabiles Mobilfunknetz. Experten gehen davon aus, dass nur das 5G-Netz solch grosse Datenmengen transportieren kann. Deshalb ist die Einführung von 5G für die Schweizer Baubranche wichtig.

Wie sieht die Baustelle der Zukunft aus? Sie ist von der Bau- und Prozessplanung über die Baustellenlogistik bis hin zu den Maschinen digitalisiert. Gebaut wird zweimal, einmal virtuell, wenn der digitale Zwilling im Planungsbüro entsteht, und dann auf der Baustelle. Das wird in Zukunft etwa bedeuten, dass Sitzungen im zu erstellenden Gebäude stattfinden werden. Nicht tatsächlich, natürlich, aber virtuell. Die Visualisierung wird an die Wände projiziert und alle Beteiligten sehen auch ohne VR-Brillen, wie das Gebäude nach dem Bau aussehen wird. Beim Umbau der Migros in Herblingen SH kommt dieses Verfahren bereits zur Anwendung. An der Swissbau, die im Januar in Basel stattfand, sah man den Pavillon icCube, der solche Visualisierungen erlaubt. Doch nicht nur Planer und Bauherren werden von den digitalen Technologien profitieren, sondern auch die einfachen «Blue Collar» auf der Baustelle. Sie erhalten Informationen, wie etwa Eisen verlegt werden soll, digital und dreidimensional auf Tablets und müssen keine 2D-Papierpläne mehr studieren. Maschinisten sehen dank einer VR-Brille beim Aushub, wo sich Leitungen befinden oder wie die Baugrube aussehen soll. Damit braucht es kein Abstecken mehr und keine zweite Person beim Aushub, die anzeichnet. So wird die Arbeitssicherheit erhöht, die Arbeit vereinfacht und die Effizienz erhöht.

Klar ist: Auf einer digitalisierten Baustelle fliessen grosse Mengen von Daten. Ingenieure der Technischen Universität Dresden TUD entwickeln eine digitale Baustelle, die Pilotcharakter hat. Die Wissenschaftler erarbeiten dazu neue Techniken und erproben sie im realen Baustellenumfeld. Dafür brauchen sie vollständig vernetzte und kabellose Kommunikationswege. Sie entwickelten deshalb eine Baustellen-Cloud, die rechenintensive Prozesse und die Datenverwaltung übernimmt, sowie ein Kommunikationsmodul, das dazu beiträgt, dass die Planungsdaten zur Maschine gelangen. Die Erkenntnis, die sich aus den bisherigen Arbeiten ergeben hat, ist, dass allein ein 5G-Netz die notwendige schnelle, stabile und kabellose Datenübertragung, die dazu benötigt wird, ermöglicht. Mit anderen Worten: Ohne 5G kann die Digitalisierung der Baustelle nicht fortschreiten.

Wichtig für die Wirtschaft

Wie wichtig ein stabiles Mobilfunknetz ist, merkten Herr und Frau Schweizer in diesem März, als der Bundesrat die Bevölkerung im Rahmen der Coronaprävention ins Home Office schickte. Die neue Technologie 5G bietet unserem Land die Möglichkeit, die führende Stellung als Wirtschaftsstandort beizubehalten. Der Verein Asut – der SBV ist zusammen mit 18 anderen Verbänden sowie Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, der Politik und der Wissenschaft Träger von Asut – hat eine Studie erstellt, die den sozioökonomischen Nutzen von 5G errechnet. Diese Studie basiert auf einem internationalen Modell und wurde für die Schweiz angepasst. Die Analyse ergab, dass 5G der Schweiz im Jahr 2030 einen zusätzlichen Produktionswert von 42,2 Milliarden Franken einbringen und 137 000 Arbeitsplätze schaffen wird. Dies vorausgesetzt, dass die Einführung zügig vor sich geht. Eine Verzögerung um drei Jahre reduziert den Produktionswert bis 2026 um rund 10 Milliarden Franken. Zusätzlich wird die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen geschwächt, da diese im internationalen Vergleich verspätet mit innovativen Produkten auf den Markt kommen. Damit steht fest, wie wichtig ein zeitgemässes Mobilfunknetz für die Schweiz ist.

Fakten gegen Fake News

Der notwendige Ausbau mit 5G wird heute jedoch aufgrund fehlenden Wissens, falschen Schlüssen und Unsicherheiten politisch und gesellschaftlich stark ausgebremst. Asut hat darum die Plattform CHANCE5G erstellt, um der Bevölkerung faktenbasiert, sachlich und wissenschaftlich fundiert klarzumachen, dass die Bedenken, vor die gesundheitlichen, unbegründet sind. Zudem zeigt CHANCE5G mit Anwendungsbeispielen die Chancen von 5G für die ganze Schweiz auf.

 

Susanna Vanek ist Redaktionsleiterin der Schweizer Bauwirtschaft und schreibt an dieser Stelle auch Fachartikel über die Digitalisierung im Baugewerbe.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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