«Die Fachkräfte holen wir uns über die Weiterbildung»

Während all ihrer Aus- und Weiterbildungsjahre erhielten Polier Admir Arifi und Vorarbeiter Max Kramer stets volle Unterstützung von ihrem Arbeitgeber.

 

Mittwoch, 13.00 Uhr, Umfahrung Cham-Hünenberg: Vorarbeiter Max Kramer (27) bespricht mit einem Mitarbeiter die nächsten Schritte auf der Grossbaustelle im Kanton Zug. Seit sieben Jahren arbeitet er schon für die Lötscher Tiefbau AG in Luzern. 2018 begann er hier die Lehre zum Strassenbauer EFZ – verkürzt, weil er zuvor schon eine Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt EFZ absolviert hatte. Die berufsbegleitende Weiterbildung zum Vorarbeiter folgte dann gleich nach der Rekrutenschule. Angemeldet hatte sich Max, nachdem ihn der Bauführer und der Polier am Mitarbeitergespräch Ende Jahr darauf angesprochen hatten. Auch Geschäftsführer Kurt Furrer hatte ihn zu diesem Schritt ermutigt. Nun hiess es drei Blöcke à je drei Wochen Unterricht am Campus Sursee. Die Vorarbeiterschule beinhaltete mehrere Module, zum Beispiel Objekte einmessen, Erdarbeiten ausführen, Betonteile versetzen, Rapporte erstellen oder Team leiten. Eine intensive Zeit, in der Max nicht selten auch in der Freizeit «a d’Säck» musste. Doch er habe dabei enorm viel gelernt, sagt er rückblickend. Auch Dinge, die er in der Firma sonst nicht tut, zum Beispiel einen grösseren Strassenbelag asphaltieren. Und den Berufsbildner-Ausweis erwarb er gleich noch oben drauf.

Rückendeckung vom Betrieb

Bereits einen Schritt weiter ist Admir Arifi (27). Nach der Schulzeit begann er bei Lötscher die Lehre zum Strassenbauer EFZ, arbeitete ein Jahr lang auf dem Beruf, um dann gleich die nächsten Stufen auf der Karriereleiter zu erklimmen. Zuerst die Vorarbeiterschule, kurz darauf die Polierschule, die er vor einem Jahr erfolgreich abschliessen konnte. Von ihrem Arbeitgeber genossen Admir und Max in all den Aus- und Weiterbildungsjahren immer volle Rückendeckung. «Wenn ich fachlich irgendwo anstand», so Admir, «konnte ich jederzeit beim Polier, Bauführer oder sogar bei der Geschäftsleitung anklopfen.» Gerne erinnert er sich an den Tag vor der Abschlussprüfung zurück, als der Chefpolier auf ihn zukam, um ihm das Mehrmuldenkonzept zu erklären. Das sei total wichtig. Und siehe da: Tags darauf an der mündlichen Prüfung wurde er tatsächlich zum Mehrmuldenkonzept befragt. Auch in finanzieller Hinsicht werden Weiterbildungswillige bei Lötscher unterstützt. So mussten Max und Admir ihre mehrwöchige Abwesenheit im Betrieb nicht kompensieren, erhielten in dieser Zeit sogar den vollen Lohn ausbezahlt.

Talent-Management eingeführt

Das grosse Engagement der Firma der Lötscher Tiefbau AG in der Nachwuchsförderung kommt nicht von ungefähr. «Wegen des FAR verlassen viele Fachkräfte schon mit 60 den Arbeitsmarkt», erklärt Geschäftsführer Kurt Furrer: «Dadurch geht eine Menge Knowhow verloren.» Den dringend benötigten Nachschub von extern hereinzuholen, ist für ihn keine Option. «Wenn du per Inserat einen Polier oder Vorarbeiter suchst, erhältst du entweder keine Rückmeldungen oder nur Bewerbungen von unzureichend qualifizierten Personen.» Deshalb hat man bei der Luzerner Baufirma eine Art Talentmanagement eingeführt. Das heisst: Die eigenen Mitarbeiter werden vom ersten Tag der Lehre an aufmerksam beobachtet. «Wer gut arbeitet, wird speziell gefördert und zu einer Weiterbildung motiviert», so Furrer. Dass die Weiterzubildenden oft für längere Phasen im Betrieb fehlen, nimmt er dabei gerne in Kauf. «Die Abwesenheit kompensieren sie mit guten Leistungen und zusätzlichem Knowhow, von dem wir als Firma letztlich stark profitieren.»

«Arbeit im Team machts aus»

Wie weiter nun? Polier Admir kann sich vorstellen, dereinst die Bauführerschule in Angriff zu nehmen. Das habe aber keine Priorität. Zu gut gefalle es ihm draussen auf der Baustelle. «Die Natur, der enge Kontakt zu den Mitarbeitern, aber auch die Arbeit mit den Händen – das begeistert mich immer noch jeden Tag», schwärmt Admir. Max, der demnächst noch den «Polier» machen will, pflichtet ihm bei. Er erinnert sich an eine frühere Baustelle, wo Admir sein Vorgesetzter war: «Es hat fast nonstop geregnet, wir waren dreckig, aber die Arbeit und das gemeinsame Ziel schweissten zusammen.» Vor allem die Arbeit im Team möchte Max nicht missen. Und da spiele auch die Herkunft der Mitarbeiter keine Rolle: «Wenn die Leistung und der Charakter stimmen, ist bei uns jeder willkommen.»

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pic

Schweizerischer Baumeisterverband

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