Die Künstler unter den Bauarbeitern

Steinmetze in Ausbildung bei der Gautschi AG in St. Margrethen

Während die Baubranche in einem rasanten Wandel ist und neue Technologien vieles auf den Kopf stellen, bleibt beim ältesten Beruf der Branche alles beim Alten? Zu Besuch bei drei Steinmetz-Lernenden in der Ostschweiz.

 

Hoch von der Hauptfassade des St.Galler Kunstmuseums schaut eine Zirze, eine Statue aus der griechischen Mythologie, hinunter. Einige Kilometer weiter, in der Werkstatt der Gautschi AG in St. Margrethen dient das alte Original dieser Figur drei Steinmetz-Lernenden als Vorlage für ihre Arbeit an Übungsobjekten. Die 19-jährige Anna-Lena Sumser ist Steinbildhauerin im dritten Lehrjahr, die gleichaltrige Noëlle Egger hat ihre Ausbildung im Sommer begonnen und Noel Bänziger ist im zweiten Jahr seiner Ausbildung zum Steinmetz, Fachrichtung Bau und Renovation. Alle arbeiten an ihrem eigenen Stein, jeder davon um die 400 Kilogramm schwer.

 

Die Fachrichtungen der Steinmetz/in EFZ Ausbildung:

  • Bildhauerei
  • Bau und Renovation
  • Industrie
  • Gestaltung und Marmorverarbeitung

Wie die alten Ägypter

Das Handwerk des Steinmetzes geht zurück in die Antike. «Im ersten Lehrjahr machen sie alles von Hand, sie arbeiten wie die alten Ägypter», erklärt Pascal Gmünder. Der 47-Jährige ist Steinmetzmeister, Steinbildhauermeister und Steintechniker beim Ostschweizer Unternehmen, wo er in den 90ern die Ausbildung gemacht hat. Seit zwei Jahren ist Pascal Gmünder Abteilungsleiter – er nimmt die Steinmetz-Aufträge entgegen, korrespondiert mit Bauherren und Architekten, und er hat die Lernenden unter sich.

 

 

«Ich möchte nicht, dass sie schnell fertig sind, sondern dass sie es schön und richtig machen», sagt er. Bis im vierten Lehrjahr werden sie lernen, Tempo zuzulegen, doch vorher müssen die Handgriffe sitzen. Steinmetze sind meistens zu zweit auf der Baustelle, in Innenräumen sind sie mit Maske und Abzug ausgerüstet, um ihre Gesundheit zu schützen. «Der Beruf ist anspruchsvoll», sagt Pascal Gmünder. Das Interesse an der Ausbildung ist gross, doch nicht jeder ist geeignet dafür.

 

 

Ein antiker Beruf mit Zukunft

Zum Rüstzeug gehören Sozialkompetenz, Teamfähigkeit und physische Fitness. Entscheidend ist für Pascal Gmünder auch: «Man muss ein gutes Vorstellungsvermögen haben.» Die Lernenden ergänzen das Anforderungsprofil: «Es braucht Ausdauer», sagt Noel. «Man muss üben, üben und üben.» Noëlle bestätigt: «Ohne starken Willen geht’s nicht.». Das sieht Anna-Lena gleich. «Bei mir ist ein Vorteil, dass ich mich sehr für Kunst interessiere – man kann ins Detail gehen, das gefällt mir sehr.»

 

 

 

Ein Auge fürs Detail ist auch bei Anna-Lenas jetzigem Arbeitsschritt gefragt: Sie überträgt Referenz-Punkte vom Original in ihr Arbeitsstück. Das sogenannte Punktieren ist ein wichtiger Teil des Rekonstruierens einer Figur. Auch den Prozess des Formens, das Hauen auf den Stein, bis die Figur entsteht, findet sie besonders schön. Ein Arbeitsschritt, der auch Noel zusagt. Er liebt es zudem, Natursteinmauern zu bauen oder Steine zu brechen im unternehmenseigenen Steinbruch. Die Freude der Lernenden an ihrer Arbeit ist für Pascal Gmünder ein Highlight. Er weiss: Steinmetze werden auch in Zukunft gebraucht. Es ist der ursprünglichste Beruf in der Baubranche, und mag die Branche selbst wirtschaftlichen Schwankungen unterworfen sein, bleibt der Bedarf an Steinmetzen auch durch den Heimatschutz und die Denkmalpflege bestehen.

 

Die drei Lernenden sind glücklich mit ihrer Entscheidung, diesen beruflichen Weg eingeschlagen zu haben. Anna-Lena liebäugelt mit der BMS, um danach ihr Interesse an der Kunst zu vertiefen. Noëlle möchte eine Weiterbildung zur Bildhauerin machen, etwa an einer Meisterschule im Ausland – wie sie Pascal Gmünder auch schon absolviert hat.

 

 

 

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

Hat auch Ihre Firma ein tolles Projekt für Lernende? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und schicken Sie Bilder und Inputs an [email protected] 

Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

[email protected]

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