Die spinnen die Römer, oder etwa nicht?

Klimawandel und Nachhaltigkeit sind neue Phänomene. Die Antworten liegen oft in Lösungen, die schon lange existieren. Meist muss man nur tun, was man schon lange weiss.

Eigentlich ist die Sache ganz einfach: hier die sympathischen, weil widerspenstigen Gallier, dort die tumben Römer. Und sollte das einmal nicht so klar sein, gab es von Asterix und Kohorten heftig auf die Kappe resp. auf die römischen Helme. Und nachher wurde im Dorf mit den Lehmhütten gefeiert mit einer Extraportion Wildschwein für alle.

Doch schon Asterix und Obelix staunten nicht schlecht über die modernen Städte der Römer, hatten sie sich einmal bis dorthin durchgeprügelt. Grund zum Staunen gab es genug, zum Beispiel mehrstöckige Häuser aus Stein. Wer schon einmal in Italien oder jedem anderen Land am Mittelmeer war, schätzt die Vorzüge dieser Bauweise. Selbst bei grösster Hitze bleibt es in diesen Städten angenehm kühl.

Die alten Römer scheinen demnach nicht nur nicht zu spinnen, sondern alles andere als dumm gewesen zu sein. Immerhin wussten sie zahlreiche Erkenntnisse beim Bauen zu nutzen, die wir heute als modern bezeichnen. Zum Beispiel Kühlung durch Schattenwurf dank engen Gassen oder den Einsatz wärmeabstrahlender Baumaterialien. Verblüffend einfach! Und mit hohen Gebäuden gleichzeitig auch die Nachfrage der wachsenden Stadtbevölkerung gelöst. Die Römer als Erfinder des verdichteten Bauens? Vielleicht, auf jeden Fall kann die heutige Schweiz viel von diesem Bauwissen lernen.

Nach dem Nein zum CO2-Gesetz wäre es am einfachsten, den Kopf in den Sand zu stecken. Das Problem einfach ignorieren. „Wegdenken“ hilft in diesem Fall aber nicht. Gelöst ist nichts, schon gar nicht das Klimaproblem mit steigenden Temperaturen. Auch nicht die Frage, wo denn die immer mehr Menschen in unserem Land leben und wohnen sollen. Wir müssen uns deshalb nicht einen „grünen“ Anstrich verpassen. Im Gegensatz zu den Ökoaktivisten, die nur fordern ohne Schritte aufzuzeigen, bieten wir konkrete Lösungen.

Unsere Antwort heisst nachhaltiges Bauen. Konkret fordern wir eine Modernisierung und Verdichtung der urbanen Schweiz. Als Macher wissen wir, dass wir mit Sanierungen und Neubauten den CO2-Ausstoss der Schweizer Immobilien reduzieren können. Unser grösster Beitrag als Baumeister ist es, alte Gebäude durch moderne, klimaneutrale Bauten zu ersetzen. Man muss uns also nur tun lassen, was wir bisher getan haben!

Haben sich Asterix und Obelix also getäuscht? Ich meine definitiv ja. Aber irren ist bekanntlich menschlich. Nur wer Fehler wiederholt oder nichts tut, der spinnt!

Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands

Über den Autor

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Benedikt Koch

Direktor SBV

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