Digitale Infrastrukturwelt

Digitalisierung und Building Information Modeling sind im Infrastrukturbau keine Fremdwörter mehr. Doch die Bauwirtschaft hat noch viel Potenzial, den digitalen Wandel für sich zu nutzen.

Digitalisierung und Building Information Modeling sind im Infrastrukturbau keine Fremdwörter mehr. Doch die Bauwirtschaft hat noch viel Potenzial, den digitalen Wandel für sich zu nutzen.

Noch vor 10 Jahren hat Digitalisierung auf der Baustelle bedeutet, dass alle Dokumente auch elektronisch verfügbar sind. Heute ist das Verständnis von Digitalisierung viel umfassender: Der digitale Wandel durchdringt alle Bereiche und ermöglicht den breiten sowie spezifischen Austausch von Informationen und Daten, welcher den ganzen Planungs- und Bauprozess prägt.

Abläufe dokumentieren, Einsätze planen, Bauzustände visualisieren – das alles ist heute digital möglich. Auch Abrechnungen und Rapporte sind digital schnell übermittelt, Pläne können unkompliziert freigegeben und ganze Arbeitsschritte digital gesteuert werden. In einem Bauprojekt bestimmen die Partner die notwendigen Austauschformate am besten gleich mit dem Vertragsabschluss, beispielsweise für Simulationen des Baufortschritts, Maschinensteuerungen, die Überwachung des Setzungsverhaltens und die automatische Ausmassermittlung oder Materialbestellungen. Einfach austauschbare und lesbare Daten sind das Kernstück der digitalen Transformation.

Vernetztes Planen

Building Information Modeling (BIM, deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) beschreibt eine Arbeitsmethode für die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software. Im Zentrum steht das digitale Bauwerksmodell, das unterschiedliche Beteiligte gemeinsam erarbeiten und nutzen. Sie können Informationen darstellen und austauschen, etwa zur Bauwerksgeometrie, zu Baugrund, Umgebung und temporären Bauzuständen. Auch Informationen zu Material, Bearbeitung und notwendigen logistischen Voraussetzungen werden berücksichtigt. In der Regel entsteht das Bauwerksmodell während der Planung und Projektierung. In den einzelnen Projektphasen ergänzen sowie aktualisieren es die Aufragnehmenden und geben es weiter.

Wir verantworten die Leitung des Infrastructure Room, in dem wir die Bedürfnisse und Erfahrungen von Unternehmen, Bauleuten und Planern bündeln.

Adrian Dinkelmann
Geschäftsführer Infra Suisse

Der Nutzen der BIM-Methode kann nur dann ausgeschöpft werden, wenn alle notwendigen Informationen in der richtigen Struktur im Modell integriert sind. Erst die richtige Struktur ermöglicht den fliessenden Austausch. Diese Struktur ist vergleichbar mit einem Inhaltsverzeichnis und Seitenzahlen in einem Buch.

Infra Suisse beteiligt sich an Bauen digital Schweiz/buildingSMART Switzerland, der führenden Plattform für die digitale Transformation der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft. Der Fachverband verantwortet die Leitung des Infrastructure Room, in dem die Bedürfnisse und Erfahrungen von Unternehmen, Bauleuten und Planern gebündelt werden. Infra Suisse erstellt zudem Grundlagen sowie Hilfsmittel für die Bauwirtschaft und koordiniert den Fortschritt mit den für die Normierung zuständigen Organisationen auf nationaler und internationaler Ebene. Auch die Besonderheiten des Infrastrukturbaus werden berücksichtigt: Die Bauwerke sind stark in die bestehende Umgebung eingebettet und befinden sich auf, im oder unter dem Boden.

Infrastrukturbau als Gemeinschaftsleistung

Bauprojekte können erst nach erfolgreicher Planung und Projektierung umgesetzt werden. Die Grundlage für erfolgreiche BIM-Projekte entsteht also bereits in den frühen Projektphasen, wenn sich alle Projektbeteiligten ein gemeinsames Verständnis der Begriffe und Abläufe aneignen. Infra Suisse hat deshalb am BIM-Glossar mitgearbeitet und das Abwicklungsmodell zusammen mit Bauen digital Schweiz und anderen Partnern aufgegleist. Bauprojekte, insbesondere Infrastrukturen, sind immer das Ergebnis einer Gemeinschaftsleistung. Dasselbe gilt für die Erarbeitung von Normen und Standards.

Das endgültige Ziel der Reise Richtung Digitalisierung steht noch nicht fest. Infra Suisse ist überzeugt, dass der digitale Wandel grosse Chancen für unsere Branche bietet. Darum sind die aktuellen Themen bei allen Veranstaltungen und auch als feste Bestandteile der Grund- und Weiterbildung aufgenommen.

 

Dieser Artikel erschien erstmals im Jahresbericht 2021 von Infra Suisse. Autor: Adrian Dinkelmann, Geschäftsführer.

Bild: Walo Bertschinger

Digitalisierung für kleine und mittlere Baufirmen

Der Guide to Digital Transformation ist ein Angebot aus der Baumeister 5.0-​Initiative des SBV. Damit sollen SBV-​Mitglieder in der Digitalisierung gezielt unterstützt werden. Bauunternehmerinnen und -​unternehmer können online selbst testen, wo ihre Firma in Bezug auf die Digitalisierung steht. Aus der Reifegradanalyse lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten. Eine Anleitung zum Guide to Digital Transformation sowie ein Erklärvideo finden Sie hier.

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Schweizerischer Baumeisterverband

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