Digitalisierung kann furchteinflössend sein

Im Herbst haben sich Digitalisierungsexperten von suissetec und Bauen digital Schweiz sowie Interessierte und Vertreter von Baufirmen in den Büroräumlichkeiten von Beekeeper AG in Zürich getroffen, um über die Digitalisierung in der Baubranche zu reden.

Es ging nicht wie so oft um BIM-Projekte oder Nachhaltigkeit, sondern um das Thema “Wer digitalisiert d’Büez und wie?” - mit anderen Worten: Welche digitale Lösungen in den Bereichen Administration, Kollaboration und Kommunikation können helfen, Bauunternehmen effizienter und als Arbeitgeber attraktiver zu machen.

 

Digitalisierung kann “Baustellen” beheben

Gebäude, Pläne, Recycling: die Baubranche befindet sich schon lange im Digitalisierungsfieber. Und doch hinkt sie in gewissen Bereichen hinterher. Herausforderungen wie Preisdumping, Beschaffungsengpässe, Fachkräftemangel und Recycling haben Priorität. Dass die Digitalisierung aber genau diese “Baustellen” beheben kann, hat sich in der angeregten Podiumsdiskussion gezeigt. Die Diskussion ging auch nach der offiziellen Veranstaltung mit einem BBQ und Drinks bis in die späten Stunden weiter.

 

Learnings aus der Podiumsdiskussion

Helena Montag, Web- & Social-Media-Managerin bei suissetec, eröffnete die Diskussion mit einem Statement zum aktuellen Digitalisierungsgrad der suissetec-Mitglieder: “Planungsunternehmen sind bezüglich Digitalisierung ajour, ausführende Unternehmen hingegen tuen sich oft schwer damit. Zum Beispiel beginnen einige erst jetzt, den Fax abzuschaffen. Zudem besteht ein Generationen- und Stadt-Land-Graben. Die junge Mitarbeitende wollen auch im Job mit digitalen Lösungen arbeiten. Sie sind so aufgewachsen und setzen sich gerne damit auseinander und in der Stadt wollen Mitarbeiter vermehrt von neuen Arbeitsmöglichkeiten wie Teilzeit profitieren.”

 

Ältere Generation hat oft Angst vor Digitalisierung

Die ältere Generation hingegen habe oft kein Verständnis oder gar Angst vor der Digitalisierung. Früher hätten sie schliesslich das Geld auch ohne digitale Hilfsmittel verdient, meint Nicolas Graf, Vorstandsausschuss-Mitglied bei Bauen digital Schweiz, der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilnimmt. Die älteren Mitarbeitenden haben enormes Know-how, die Jungen gute Ideen und Drive. Beides ist für ein Unternehmen enorm wichtig und man sollte versuchen, diese beiden Trümpfe zu vereinen, meint Graf. Man müsse die ältere Generation auf dem Weg zur digitalen Transformation mitnehmen, sonst wird man scheitern, sagt er weiter.

Face2Face, bevor man digitale Wege geht 

Er empfiehlt alle an einen Tisch zu holen und ihre Bedürfnisse wie Teilzeit, Anwesenheitspflicht, Mitspracherecht, usw. kennenzulernen und in die digitale Transformation einfliessen zu lassen. Kommunikation sei dabei King, denn nur mit Gesprächen kann Misstrauen zwischen Jung und Alt aus dem Weg geräumt werden. “Change ist eine Frage der Kommunikation. Wer in einem Unternehmen informiert wird und mitreden kann, fühlt sich ernst genommen. Dabei muss die Digitalisierungsstrategie nicht ein 200-seitiges Dokument werden. Sie soll auf zwei Seiten Platz haben”, ist Graf überzeugt.

In einer solchen Strategie werden zum Beispiel auch flexible Arbeitszeiten oder Teilzeitpensen als Ziele auftauchen, sofern das von den Mitarbeitenden gewünscht ist. “Viele Unternehmen sind schon dabei, Pflichtpensen abzuschaffen”, sagt Graf, der Bauunternehmen in der digitalen Transformation begleitet.

 

Aufklärung durch Verbände ist wichtig

Bauen digital Schweiz macht viel dafür, Firmen den Einstieg in die Digitalisierung und den Umgang mit der Digitalisierung zu erleichtern. Oft sieht Graf, dass Firmen meinen, dass mit dem Kauf von PCs für die Mitarbeitenden die Digitalisierung abgeschlossen ist. Dabei ist das ein Mittel zum Zweck, doch das Ziel muss klar sein. “Wir von Bauen digital Schweiz versuchen mit vielen guten Beispielen voranzugehen und aufzuklären”, sagt Nicolas Graf und verweist auf die vielen Erfolgsstories und Anlässe, die der Verein zum Thema präsentiert. Er betont auch, dass Digitalisierung nie gratis sei und es wichtig ist für ein Management in Zukunft diesen Budgetposten mit einzuberechnen.

 

Attraktive Arbeitgeber geben sich digital

“Das Geld, das man für die Digitalisierung einsetzt, lässt sich durchaus an einem anderen Ort einsparen”, sagt Cris Grossmann, CEO von Beekeeper, und zielt dabei auf die Kollaborations- und Kommunikationsapp von Beekeeper ab, die bereits von über hundert Baufirmen in der Schweiz verwendet wird. Zum Beispiel lasse sich durch die Digitalisierung von Schichtplänen oder einfachen Verbreitung von Informationen über die App viel Zeit sparen. Zudem kann man alles direkt in die gewünschte Sprache übersetzen lassen, sei das die Chats mit dem Team oder wichtige Informationen – ein riesiger Vorteil für Belegschaft und Geschäftsleitung. Aber auch die Attraktivität der Firma und die Mitarbeiterbindung kann dank einem Kommunikations-Tool enorm zunehmen.

 

Mehrwert bringen – sonst bringt’s nichts

Alle drei Diskussionsteilnehmenden sind sich einig: Digitale Transformation muss sein. Allgemein lässt sich aber sagen, dass digitale Tools nur dann von den Mitarbeitenden verwendet werden, wenn sie intuitiv sind und Mehrwert bringen. Verbände wie suissetec und Bauen digital Schweiz setzen sich dafür ein, dass ihre Mitglieder erfahren und erleben, was dieser Mehrwert sein kann. Ebenfalls setzen sie sich für Standardisierung von Technologie ein. Dazu sagt Nicolas Graf: “Früher haben die Technologiekonzerne starre Lösungen verkauft, die überhaupt nicht die Bedürfnisse der AnwenderInnen abgedeckt haben. Das Resultat: Teure IT-Projekte sind gescheitert, weil niemand sie genutzt hat.” Heute sei das zum Glück anders, sagt Grossmann und verweist auf Beekeepers enge Zusammenarbeit mit den Kunden und die grosse Entwicklungsabteilung, welche die App laufend optimiert.

 

Digitalisierung kann furchteinflössend sein

Der Verband der Gebäudetechniker suissetec verwendet die Beekeeper-App für ihre Verbandskommunikation. “Obwohl die App sehr hilfreich und intuitiv ist, verwenden sie noch lang nicht alle unsere Mitglieder.” Denn: “Digitalisierung kann furchteinflössend sein”, sagt Helena Montag. Ein solcher digitaler Change muss begleitet sein und die Hemmschwellen seitens Mitarbeitende und Geschäftsführung müssen abgebaut werden.” Es brauche einen Fahrplan, wann und wie die digitale Lösung eingesetzt wird, denn ein digitaler Change passiert nicht von heute auf morgen.

352 Beekeeper Paneldiskussion

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Regula Wegmann

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