Effizientere Mobilität dank Anreizen

Die Mobilität ist für eine Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Die Entwicklung des Autos und damit vor allem des Individualverkehrs hat möglicherweise eine der grössten strukturellen Revolutionen der Geschichte eingeläutet. Die Errungenschaft bringt viele Vorteile. Es zeigen sich jedoch auch immer mehr die negativen Seiten des Individualverkehrs mit Auswirkungen auf Umwelt und Lebensqualität. Das Tessin hält mit zahlreichen Massnahmen erfolgreich dagegen.

Um die Begleiterscheinungen einzudämmen, sucht man vielerorts schon seit Längerem nach Strategien, die einerseits Alternativen zum klassischen motorisierten Individualverkehr bieten wie beispielsweise ein gut ausgebautes Netz des öffentlichen Verkehrs (öV) und andererseits Anreize zur Effizienzsteigerung der Mobilität bieten.

Im Tessin sind aufgrund seiner vorwiegend engen Talsohlen natürliche Grenzen gesetzt, die rasch zu einer Überlastung der Strassen führen. Der Kanton versucht deshalb seit Jahren, das Problem von verschiedenen Seiten her anzugehen. Ein Lösungsansatz ist die betriebliche Mobilität und damit der Miteinbezug von privaten Akteuren. Seit mehreren Jahren bietet der Kanton in diesem Bereich ein Verkehrsprogramm mit finanziellen Anreizen an.

Zu den vorgeschlagenen Massnahmen gehören unter anderem:

  • betriebliche Mobilitätsprogramme für Einzelbetriebe
  • die Einführung und Integration von Onlineplattformen auf Betriebs- oder Bezirksebene, um Fahrgemeinschaften unter Arbeitskollegen für den Arbeitsweg zu bilden (Car Pooling)
  • die Beschaffung und Einführung von Firmenbossen, um sich an die zeitlichen Bedürfnisse der Arbeitnehmenden anzupassen und Strecken abzudecken, die nicht vom öV bedient werden
  • ergänzende, auf den Veloverkehr ausgerichtete Dienstleistungen und Infrastrukturen, wie gut ausgebaute Veloparkplätze, Veloreparatur- und Ladestationen
  • die Beratung für ein gezieltes Parkplatz-Management und die Einführung spezifischer Dienstleistungen wie die dynamische Zuweisung von Parkplätzen oder das Bilden von Fahrgemeinschaften
  • gezielte und konkrete Werbemassnahmen für die nachhaltige Mobilität, beispielsweise Aktionsmonate mit kostenlosem Zugang zum Kombi-/Langsamverkehr, Veloreparaturkurse, Umfragen und Aktionen für Mitarbeitende, teilweise unter Miteinbezug zusätzlicher Elemente der firmeneigenen Corporate Social Responsibility.

Gemäss Schätzungen und Rückmeldungen der Subventionsempfänger konnten dank den gesprochenen Beiträgen in den ersten vier Jahren zwischen 2016 und 2020 jährlich rund 1’000’000 Autofahrten eingespart werden. Da die meisten davon den Arbeitsweg betreffen, der von jedem Arbeitnehmer an 220 Arbeitstagen pro Jahr zwei Mal täglich zurückgelegt wird, konnten unsere Strassen rechnerisch um rund 2’300 Autofahrten pro Tag entlastet werden. Damit zeigt sich, dass Mobilitätsthemen kombiniert mit zusätzlichen Massnahmen im Bereich des öV und insbesondere mit einem fortschreitenden Sinneswandel sehr effizient angegangen werden können.

Über den Autor

pic

Alex Farinelli

[email protected]

Artikel teilen