Ein Bau für die Geschichte

Neubau Naturhistorisches Museum und Staatsarchiv in Basel

Die Marti AG verantwortet im Basler St. Johann-Quartier einen Neubau, der neben wichtigen Schriften, Fotografien und prähistorischen Tiermodellen auch eine Vielzahl von lebenden Vögeln beheimaten soll.

 

In der Stadt Basel entstehen zurzeit einige der interessantesten Bauprojekte der Schweiz. Viele der Baustellen sind gut sichtbar und prägen das Stadtbild, anderes geschieht tief im Untergrund. So etwa die Arbeit von Tobia Ronchis Team von der Marti AG im St. Johann-Quartier am Basler Stadtrand. Dort entsteht seit Juni 2021 ein neues, mehrgeschossiges Gebäude, welches ab 2026 das Naturmuseum wie auch das Staatsarchiv beheimaten soll; das Museum primär in den Obergeschossen, das Archiv in den Untergeschossen. «Momentan sind wir am 4. und 5. UG», sagt Tobia Ronchi, Bereichsleiter Hochbau bei der Marti AG und Projektleiter für das hochkomplexe Bauprojekt. Bei dem, was sein Team vorhat, ist minutiöse Planung äusserst wichtig. Die untersten der fünf Untergeschosse sollen geflutet werden. «Bis Ende Jahr ist das Erdgeschoss und dessen Decke fertig, dann lassen wir das Wasser ab», sagt Ronchi. Das aussergewöhnliche Vorgehen – selbst Sichtbeton-Teile sollen komplett geflutet werden – hat einen guten Grund: «Wir sind hier auf Grundwasser. Wir fluten, damit das Gebäude keinen Auftrieb bekommt und genügend Eigengewicht hat», begründet Ronchi.

Der Rohbau soll bis im Sommer 2024 fertig sein; er umfasst 80'000 m2 Schalungen, 3’000 Tonnen Baustahl und rund 24'000 Kubik Beton. Bislang befindet sich das Naturmuseum in einem schönen Altstadtgebäude, das jedoch den Anforderungen an die Erdbebensicherheit nicht mehr genügt.

 

 

Hürden und Knacknüsse

Die Grundsteinlegung erfolgte im Sommer 2022. Nach der Flutung Ende Jahr folgen das Ziehen der Spundwände und die Errichtung des Sichtmauerwerks. Bis dahin gilt es einige Hürden zu nehmen, weiss Tobia Ronchi. Die Platzverhältnisse sind eng, für die Lagerung grosser Materialvorräte fehlt der Platz. Doch das Logistik-Konzept «verhebt»: Lastwagen fahren an eine Zwischenstation, erhalten die Funkfreigabe und fahren dann zur Material-Ablieferung auf die Baustelle. «Just in time wird geliefert, abgeladen und direkt verbaut», sagt der Projektleiter. Ob alles so wie geplant weitergeht und das Timing eingehalten werden kann? «Die kritische Phase beginnt erst noch», sagt er. «Die Spundwände, der Ausbau der Spriessung und das Hinterfüllen der Baugrube werden Knacknüsse sein.»

 

 

Doch an diesen Herausforderungen führt kein Weg vorbei. Wegen der wertvollen Unterlagen und Ausstellungsstücke, die im Gebäude aufbewahrt und ausgestellt werden, haben wir die höchste Dichtungsklasse; es sind keine Undichtigkeiten zugelassen», sagt Tobia Ronchi. Die Exponate müssen zudem vor Erschütterungen geschützt werden. «Nicht nur mögliche Erdbeben, sondern auch äusserliche Emissionen von der Bahn und dem Tram gilt es zu berücksichtigen.»

 

Nistkästen für Vögel

Auf der Baustelle sind rund 55 Menschen im Einsatz, darunter Maurer/Schaler, Poliere, Vorarbeiter und Kranführer. An der Oberfläche der Baustelle stehen vier Krane. Die Sichtmauerwerk-Fassade sollen mit mehr als 60 Nistkästen aus Massivholz ausgestattet werden und diversen Vogelarten eine neue Heimat bieten, von der Schwalbe bis zum Turmfalken. Das passt bestens zum Naturhistorischen Museum, sagt Ronchi begeistert. Nur: «Ob dann der Schwalbendreck auch zur Architektur gehört, ist fraglich», scherzt er.

 

 

Bauen baut auf Vertrauen

In seiner Jugend hat Ronchi seine Ausbildung am Gymnasium abgebrochen und eine Maurerlehre gemacht. «Es war eine Trotzreaktion», erinnert er sich. Doch ihm hätte nichts Besseres passieren können, weiss er heute. Nach zehn Jahren auf dem Bau bildete er sich zum Vorarbeiter, Bauführer und Baumeister weiter. «Ich habe mich auf dem Bau immer pudelwohl gefühlt», sagt Ronchi begeistert. Es sei eine bodenständige, ehrliche Arbeit. Technisches Know-how ist sehr gefragt. «Das treibt mich an – ich will dorthin, wo nicht jeder Mitbewerber mithält, wo es Spezialisten-Wissen braucht.» Das wird auch in Zukunft immer wichtiger, ist er überzeugt. «Unsere Berufe wird es auch noch in 20 Jahren geben – aber sie werden sich ändern durch neue Technologien.» Daher brauche es gut ausgebildete Leute. «Wir müssen unsere Lernende sehr gut ausbilden und fördern – sie sind ein kostbares Gut.»

 

 

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

Hat auch Ihre Firma ein tolles Projekt für Lernende? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und schicken Sie Bilder und Inputs an [email protected] 

Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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