Ein Job mit Sprengkraft

Die Grimsel-Staumauer «Spitallamm» hat einen Riss. Das ist per se noch kein Problem, aber es könnte eines werden. Um dem vorzubeugen, wird eine neue Mauer vor die alte gestellt. Doch damit diese stehen kann, muss erstmal kräftig gesprengt werden – ein Job für Melchior «Menk» Burlon, einen der wenigen aktiven Sprengfachmänner der Schweiz. Ein Augenschein auf einer Grossbaustelle in den Bergen.

Auf rund 2000 Metern über Meer wird die Staumauer am Grimselpass erneuert. 2019 gestartet, soll das Bauprojekt bis im Jahr 2026 abgeschlossen sein – eine Mammutaufgabe für die ARGE bestehend aus der Frutiger AG, der Implenia Schweiz AG und der Ghelma AG Baubetriebe. Im Vergleich zu den Bauriesen ist die Ghelma AG Baubetriebe mit rund zweihundert Mitarbeitenden relativ klein. Doch diese Leute sind Spezialisten – fürs Sprengen. Neben der Fundation ist der Felsabbruch die Hauptaufgabe für das Team rund um Bauführer und Sprengfachmann Melchior Burlon. Sie haben bereits 84 000 Kubikmeter Felsmasse abgebrochen, weitere 5000-6000 Kubik untertägiger Felsausbruch folgen.

«Wir leisten die Vorarbeit, damit die Mitarbeitenden der Frutiger und der Implenia die Mauer hochziehen können», erklärt Melchior Burlon. Statt die bestehende Mauer abzubrechen und neu aufzubauen, wird eine neue vor die bestehende Mauer hingestellt. Dieses Vorgehen bringt mehrere Vorteile. Es ist nicht nur die günstigste Variante, auch das Wasservolumen im Stausee geht nicht verloren und der Bauherr kann durchgehend Strom produzieren. Sobald die neue Mauer fertig ist, wird durch die alte Mauer ein Durchstich gemacht – das Wasser fliesst durch und setzt die alte Mauer unter Wasser.

Im Team von Melchior Burlon sind Maschinisten, Bohrmaschinisten, Bagger-maschinisten, Logistiker bzw. Mechaniker, Sprengmeister, Poliere, Bauführer, Projektleiter – die meisten von ihnen aufs Sprengen spezialisiert. «Wir Sprengleute bilden einen kleinen Kreis», sagt Burlon. Nur wenige Unternehmen haben sich auf diese Tätigkeit spezialisiert. Während es in der Schweiz einige Sprengmeister, nach Gesetz Sprengbefugte, gibt, sind die Sprengfachmänner rar – Teil des Aufgabengebiets von Melchior Burlon als Sprengfachmann sind auch Berechnungen und Projektführung.

Viele Menschen haben vom Sprengen bestimmte Vorstellungen, die nicht immer der Realität entsprechen. «Viele haben etwas Angst vor der Sprengerei», sagt Melchior Burlon. Sein Job sei nicht einfach, besonders nicht auf einer Baustelle wie bei der Grimsel-Staumauer, die mit besonderen geologischen und topografischen Herausforderungen aufwartet. «Wenn man vor einem intakten Gebäude sprengen muss, tauchen schon Fragen auf», sagt Melchior Burlon. Doch die Spezialisten gehen auf Nummer sicher. Mit 24 Messgeräten überwachen sie die Sprengungen. Vorsicht und Genauigkeit sind Pflicht. «Mit dem richtigen Vorgehen könnte man auch in der Stadt Zürich sprengen.»

Das letzte Wort hat nicht der Chef

Auch von der eigentlichen Arbeit der Sprengleute haben viele eine falsche Vorstellung. Spektakuläre Explosionen gibt es im Kino öfters, stattdessen mache es in der Realität meist nur kurz «Plupp» und das war’s. «Spannend ist, abzuwägen, wie weit man gehen kann und wann das Risiko zu gross wird.» Gut 80 % der Arbeit sei technisch, sagt Melchior Burlon. Er selbst hat nach einer Lehre als Mechaniker zum Beruf gefunden, viele seiner Sprengleute haben zu Beginn Maurer gelernt. Wichtig sei, sich gut einschätzen zu können und teamfähig zu sein. «Am Grimsel haben wir die Lösungen immer gemeinsam gefunden», sagt er. Und: «Sprengen ist reine Erfahrungssache. Bei 30 Sprengmeistern auf Platz gibt es ca. 36 Sprenglösungen!» Das letzte Wort hat am Schluss dann aber nicht einer der Sprengmeister oder der Chef auf der Baustelle. «Das Wetter, die Natur zeigt, wer das Sagen auf der Baustelle hat», sagt Burlon. Der Weg zum Erfolg ist für ihn derweil klar: «Wenn man die Erfahrung der älteren Generation mit dem technischen Verständnis der jungen Bauleute zusammenführt, kommen wir am weitesten.»


Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.

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Schweizerischer Baumeisterverband

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