Ein Lebens- und Jahrhundertprojekt

Neubau des Albulatunnels

Gewisse Bauprojekte sprengen die Vorstellungskraft. Der Neubau des geschichtsträchtigen Albula-Tunnels im Kanton Graubünden beschäftigte hunderte Bauprofis von mehreren Firmen. Ein Mann hält dabei über zwei Jahrzehnte die Fäden zusammen: Paul Loser, Leiter Kunstbauten RhB, teilt seine Erfahrungen und Emotionen über die Herausforderungen und Höhepunkte dieses beeindruckenden Bauwerks.

 

1903 in Betrieb genommen, gilt die Albulalinie der Rhätischen Bahn RhB als eine der spektakulärsten Bahnstrecken der Welt. Mit rund 21 Kilometern voller Tunnels, Brücken und Galerien ist sie eine technische Meisterleistung und zugleich eine touristische Attraktion. Dank der einzigartigen Bautechnik und Linienführung ist sie seit 2008 verdient Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Rund 25% der Strecke führen durch Tunnel. Der Albulatunnel, mit einer Länge von rund 6 Kilometern, ist ein zentrales Element dieser Strecke.

 

 

Neubau oder Renovation?

Kunstbauten wie Tunnel haben eine Lebensdauer von ungefähr 100 Jahren. Mitte der 2000er-Jahre stellte sich der RhB daher die Frage, ob der 1903 gebaute Albulatunnel renoviert oder neu gebaut werden sollte. In dieser entscheidenden Phase stiess Paul Loser zur RhB. Der Albulatunnel war sein erstes grosses Projekt – und sollte sein Berufsleben bis zum heutigen Tag begleiten und prägen. «Eine Renovierung während des laufenden Betriebs hätte erhebliche logistische Herausforderungen mit sich gebracht und wäre fast genauso teuer gewesen wie ein Neubau», erinnert er sich. Die Projektleitung entschied sich zugunsten eines Neubaus, der parallel zum bestehenden Tunnel mit einem Abstand von 30 Metern errichtet wurde.

 

Paul Loser, Leiter Kunstbauten RhB

 

Nach jahrelanger Vorarbeit begannen die Bauarbeiten 2014 und umfassten nicht nur den Tunnel selbst, sondern auch die vollständige Erneuerung der Bahnhöfe Preda und Spinas, die an die neue Anlage angepasst werden. Der neue Tunnel wird durch 12 Querverbindungen mit dem bestehenden Tunnel verbunden.

 

Die Bauherrschaft teilte das Projekt in verschiedene Lose auf und förderte die Teilnahme von lokalen Unternehmen. Die Hauptarbeiten am Albulatunnel 2 wurden von der PORR Swiss AG und der WALO Bertschinger AG durchgeführt. Weitere bedeutende Beiträge kamen von der Firma Mettler Prader auf der Deponie Las Piazzettas, Lazarini für die Baumeisterarbeiten am Bahnhof Preda und Hartmann aus St. Moritz am Bahnhof Spinas. Insgesamt waren zu Spitzenzeiten rund 200 Personen vor Ort, darunter Mineure, reguläre Bauarbeiter, Elektriker, Sanitärtechniker und viele mehr.

 

 

Der emotionale Höhepunkt

Die Lage der Baustelle auf 1800 Metern Höhe mit kleinen Strassen stellte eine erhebliche logistische Herausforderung dar. Um den Materialtransport zu erleichtern, wurden auf beiden Seiten Baubahnhöfe errichtet. Zudem befinden sich beide Seiten des Tunnels in Lawinengebieten, was zusätzliche Sicherheitsmassnahmen erforderte. Eine der grössten Herausforderungen war jedoch die Koordination der verschiedenen Gewerke und die Sicherstellung einer hohen Bauqualität.

Ein emotionaler Höhepunkt des Projekts war der Durchstich im Jahr 2018. «Der Durchstich war ein emotionales Highlight», erinnert sich Loser. «Es war ein bedeutender Moment, der eine Last und einen Druck von vielen Jahren des Projektmanagements von unseren Schultern nahm.»

 

 

Die Sicherheit spielt bei einem solchen Grossprojekt eine zentrale Rolle. Der neue Tunnel ist mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet, einschliesslich beleuchteter Handläufe und umfassender Kommunikationstechnik. Die Querverbindungen zwischen den Tunneln sind in Abständen von etwa 450 Metern angeordnet, und der alte Tunnel wird mit Überdruck beaufschlagt, um im Ereignisfall als Fluchttunnel zu dienen. «Für einen solchen Infrastrukturbau haben wir den besten Standard bezüglich Sicherheit erreicht», betont Loser.

 

 

Ein Gemeinschaftswerk

Zehn Jahre nach Baubeginn war es schliesslich soweit: Am 12. Juni 2024 wurde der neue Albulatunnel offiziell in Betrieb genommen. Der alte Tunnel wird ausser Betrieb genommen und nur noch als Sicherheitstunnel verwendet. Derzeit werden die bahntechnischen Anlagen zurückgebaut. Der Umbau soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein, gefolgt von der Installation neuer Lüftungssysteme. Die vollständige Fertigstellung des Projekts ist für 2026 geplant.

«Es braucht Durchhaltewillen und eine ständige Neugierde für Neues», teilt Paul Loser seine Erfahrung. «So ein Projekt macht man einmal im Leben!».

Es gab schwierige Momente, aber auch viele erfüllende. «So ein Bau ist ein Gemeinschaftswerk», sagt er. Das gehe nur im Team. Ein Bauwerk, das vor der Gemeinschaft bezahlt wird, aber es brauche auch eine grosse Gemeinschaft, um es zu realisieren.

 

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Bauunternehmen machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzen wir bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

Hat auch Ihre Firma ein spannendes Projekt? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und schicken Sie Bilder und Inputs an [email protected] 

Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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