Ein neues Wahrzeichen für Aarau

In Aarau weicht eine 70-jährige Brücke der «Pont Neuf» – der Neubau fällt durch seine aussergewöhnliche Architektur und aufwändige Sichtbeton-Oberfläche auf und ist von grosser Bedeutung für Stadt, Kanton und die Bevölkerung. Implenia Bauführer Dominik Sieber blickt auf das Projekt zurück.

 

Der Verkehr rollt über die neue Kettenbrücke, auch Fussgänger überqueren sie – der Neubau mit dem Projekttitel «Pont Neuf» überbrückt die Aare und verbindet die Aarauer Altstadt mit dem Quartier Scheibenschachen, von dem über Hauptstrassen Nachbargemeinden wie Erlinsbach und Küttigen erreicht werden. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die neue Aarebrücke im September für den einspurigen Verkehr geöffnet, ab Ende Oktober war auch die zweite Spur befahrbar.

Die Brücke ist geöffnet, doch noch ist das Bauprojekt nicht abgeschlossen. Bis im Sommer 2023 werden Bauführer Dominik Sieber und das Team der ARGE Kettenbrücke (Implenia, Rothpletz, Lienhard + Cie AG, Meier + Jäggi AG) die Hilfsbrücke, die sie im Jahr 2019 errichteten, wieder abbauen. Dort werden sie zudem der Aare entlang weitere Stützmauern bauen und sich schliesslich den Umgebungsarbeiten widmen. Auch ein Radweg unter der Brücke entlang der Aare soll noch folgen. «Es gibt noch einiges zu tun», sagt Dominik Sieber.

Die Brücke in Zahlen:

– 6500 Kubik Beton
– 1400 t Bewehrungsstahl
– Sichtschalung 6000 m2
– danach nochmals ca. 5000 m2 normale Schalungen
– Verbindungen: Schraubarmierungen 1200 Muffen
– Lehrgerüst (darunter) ca. 1300 t Stahl
– 900 m Bohrpfähle
– Länge 120 m, Breite 17 m (Brüstung zu Brüstung), Fahrbahnbreite 9m
– 2 Spuren
– 2 Trottoirs

ARGE Kettenbrücke:

– Implenia
– Rothpletz, Lienhard + Cie, Aarau
– Meier + Jäggi, Zofingen

Die Hilfsbrücke erlaubte die Umleitung des Verkehrs, während das ARGE-Team die bestehende Brücke mit Baujahr 1949 zurückbaute. «Die Brücke hatte Alterserscheinungen», begründet Dominik Sieber den Neubau. Der Bauführer ist zuständig für den Betonbau und stellvertretender Baustellenchef. «Ich mache oft das Operative draussen, koordiniere auch die Subunternehmen und zum Teil auch die Wasserbauarbeiten», beschreibt er seine Tätigkeit.

Sieber ist auf Umwegen zu seinem jetzigen Beruf gelangt. Nach der Matura und dem Studium als Bauingenieur an der ETH arbeitete er fünf Jahre lang in einem Planungsbüro. Dann folgte der Wechsel auf die Baustelle. «Die eher «hemdsärmelige» Kultur auf der Baustelle gefällt mir», erklärt Sieber. Im Ingenieurbüro hatte er primär mit Akademikern zu tun; auf der Baustelle begegne man hingegen der ganzen Gesellschaft, vom Zuarbeiter bis zum Bauherrn. Das war auch beim Projekt «Pont Neuf» so. Zu Spitzenzeiten waren 20 Leute der ARGE auf der Baustelle, darunter viele Maurer und Schaler, Poliere und Strassenbauer. Dazu kommen diverse Subunternehmen.

Der Name der Brücke ist an das berühmte Vorbild in Paris angelehnt. Auch optisch gibt es Ähnlichkeiten. «Diese hier ist moderner und geschwungener, aber doch ein massives Bauwerk», sagt Dominik Sieber. Die neue Brücke soll 100 Jahre lang halten. Gewisse Teile müssen bis dahin sicherlich ersetzt werden. «Aber man baut heute Brücken vorausschauend. So, dass man gut an die entsprechenden Stellen herankommt und die «Verschleissteile» ersetzen kann.»

Eine Brücke mit Farbe

Die Kettenbrücke hat ihren eigenen «Look» und fällt auf: Nichts an der Brücke ist senkrecht, alles ist rund oder schief. Der Sichtbeton wurde im Werk in einem freundlichen Gelb-Braun-Grau-Ton eingefärbt und mit einer Brett-Struktur versehen, wodurch die Oberfläche rustikalem Holz gleicht. Erreicht wurde dieser Effekt durch eine besondere Schalungsart. «Das war ganz schön aufwändig», sagt Dominik Sieber. Der Betonierprozess des eingefärbten Betons war zwar Standard, aber eine grössere Herausforderung bestand darin, einen Kosmetikmörtel für das Verschliessen der Bindstellen so einzufärben, dass dieser die gleiche Farbe hat wie der Beton.

Obwohl die Brücke über die Aare führt, wurden die Bauarbeiter manchmal etwas nass. «Um die alten Brückenpfeiler rückzubauen und Neue zu errichten, nutzt man sogenannte Spundwandkasten aus Stahlprofilen – die sind wie eine umgekehrte Badewanne», erklärt Dominik Sieber den Bauprozess. Das Wasser wurde abgepumpt, womit die Bauarbeiter im Trockenen arbeiten konnten. «Zu Spitzenzeiten mussten wir aber bis zu 40’000 Liter pro Minute herauspumpen», erinnert sich der Bauführer.

Baustelle mit Publikum

Mit dem Ergebnis ist Dominik Sieber zufrieden. «Sie ist wirklich schön geworden», sagt er. Die Baustelle liegt mitten in der Stadt und steht damit unter direkter Beobachtung der Öffentlichkeit. Während der Bauphase war die Hilfsbrücke der ideale Besucherbalkon für die Baustelle», sagt Dominik Sieber. «Während der Coronazeit war sie ein beliebter Aussichtspunkt von Spaziergängern.»

Auch die Bevölkerung scheint zufrieden mit dem Bauwerk zu sein. «Die allermeisten Feedbacks sind sehr positiv.» Dominik Sieber ist sicher, dass die Hilfsbrücke zur Akzeptanz der neuen Brückenbaustelle beitrug: «Dank ihr gab es kein Verkehrschaos».

Der Bauführer ist zuerst mit dem Fahrrad über die Brücke gefahren. Ein besonderer Moment. Als dann die Öffentlichkeit die Brücke erstmals befahren durfte, beobachtete er die Reaktionen der Menschen. «Ich habe oft Freude gesehen in ihren Gesichtern», sagt er. So mancher habe das Handy herausgenommen und die Fahrt gefilmt.

Eine Brücke, die verbindet

Eine Brücke ist stets eine Verbindung zwischen zwei Orten und damit für die Öffentlichkeit sehr wertvoll. Das mache ihn stolz, sagt Dominik Sieber. Er weiss, dass diese Brücke ihn überleben wird, ein Bauwerk, das bleibt – und die Region prägt, weit über die Stadtgrenzen hinaus.

 

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

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Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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