Ein wichtiger Kontrollmechanismus

Im Tessin ist man sich der Wichtigkeit von Arbeitsmarktkontrollen bewusst, gerade auch deshalb, weil der Arbeitsmarkt mit für Grenzregionen typischen Entwicklungen konfrontiert ist. Man denke nur einmal an die etwa 65 000 Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die vor der Pandemie jeden Tag die Grenze zum Tessin überquerten. Das ist knapp ein Viertel der Arbeitskräfte. Wir sprechen von etwa 8000 Arbeitnehmenden alleine im Bausektor (inklusive Handwerk). Hinzu kommen 2500 bis 3000 Vollzeitäquivalente von Entsendebetrieben und Selbstständigen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie komplex und wichtig der faire Wettbewerb ist, in dem unlautere Machenschaften und die Missachtung der Schweizer Gesetze keinen Platz haben.  


Für die Kontrolle gibt es verschiedene Organe: jene des Kantons, wie das Arbeitsinspektorat oder die Polizei, aber auch private Organisationen wie die Paritätische Kommission der Branche oder die Associazione interprofessionale di controllo (AIC), ein paritätisches Organ, das von 22 Tessiner Berufsverbänden gegründet wurde, um die Leistungsanbieter zu kontrollieren, die der Meldepflicht unterstehen. 


Eine erste Herausforderung besteht darin, dafür zu sorgen, dass die verschiedenen Organe zusammenarbeiten können, um eine optimale Nutzung der Ressourcen zu gewährleisten und Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Zweitens müssen die Kontrollen dazu dienen, Missbräuche zu vermeiden, ohne diejenigen zu bestrafen, die sich richtig verhalten. Das heisst, dass es einen wirksamen und effizienten Mechanismus braucht, der es ermöglicht, Unregelmässigkeiten schnell und ohne unnötige Bürokratie und Zeitverlust zu erkennen. 


Diesbezüglich kann der paritätische Verein Informationssystem Allianz Bau (ISAB) einen wichtigen Beitrag leisten, insbesondere mit seiner Datenbank und der ISAB-Card. Sie sind ein einfaches Tool, um rasch zu überprüfen, dass die Arbeitgeber der auf der Baustelle anwesenden Arbeiter die geltenden Regeln einhalten. Das ist vor allem auf grösseren Baustellen praktisch, wo mehrere Unternehmen engagiert sind. Das ist eine der Möglichkeiten, den unlauteren Wettbewerb wirksam zu bekämpfen.  


In diesem Sinne wird das Tessin, das oft früher als andere Schweizer Regionen von Problemen betroffen ist, die später im ganzen Land auftreten, von der Einführung dieses Instruments erheblich profitieren können, zumal die beiden Kammern des eidgenössischen Parlaments praktisch einstimmig entschieden haben, dass paritätische Organe die AHV-Nummer verwenden können müssen, um die Arbeitnehmenden eindeutig zu identifizieren.  


Ein Beweis dafür, dass die Sozialpartner in der Lage sind, konkrete Lösungen im Interesse aller zu erarbeiten, wenn der Wille auf beiden Seiten vorhanden ist - wie dies auch in der AIC der Fall ist. ISAB ist der Beweis dafür auf nationaler Ebene. Eine Lösung, die für das Tessin zweifelsohne viele Vorteile bringt. 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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