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Einsprachen sind gravierender als Krisen

Ukraine-Krieg, CS-Debakel: Die Schweizer Wirtschaft spürt die Auswirkungen. Hat dies Auswirkungen auf die Bautätigkeit der öffentlichen Hand?

 

Nils Rentsch, Geschäftsführer, Perrin Frères SA, Nyon (VD)

Ja, gewisse Bauherren verzögern ihre Ausschreibungen angesichts der Unsicherheit im Markt und der angeschlagenen Wirtschaft. Auch die öffentliche Hand verschiebt Baustarts teilweise bis 2024 oder 2025. Ich finde, dass der SBV den Vergabestellen nahelegen sollte, öffentliche Bauprojekte umzusetzen, um dem Rückgang der Bestellungen aus dem privaten Sektor entgegenzuwirken und so eine antizyklische Strategie zu fahren. Was ich beschreibe, ist in der Waadt und in Genf eine Realität.

 

Kurt A. Zurfluh, Geschäftsführer Zentralschweizerische Baumeisterverbände

Zurzeit sind in der Zentralschweiz keine öffentlichen Bauten aufgrund einer «Krise» im «Stand-by-Modus». Vielmehr sind Projekte – das betrifft vor allem solche im Strassenbau - durch Einsprachen blockiert.

 

Pascal Johner, Geschäftsführer Baumeister Verband Aargau

Grundsätzlich können wir keine aktive Zurückstellung von Bauprojekten durch den Kanton feststellen. Die Schwierigkeiten liegen eher in der (sehr) langen Zeitdauer, bis ein Projekt die Baureife erlangt. Hier beziehe ich mich auf Einsprachen, auf die personellen Ressourcen und Weiteres. Ein weiteres Problem liegt darin, dass im Kanton Aargau neu die Förderung von nachhaltig produziertem Holz als Bau und Werkstoff im Waldgesetz verankert wurde, was für den öffentlichen Hochbau fatale Folgen haben kann. Hier stellt sich die Frage, ob dies aus wettbewerbsrechtlichen Gründen überhaupt zulässig ist.

 

Johan Perrin, Baumeister/Geschäftsführer, Fernand Perrin SA, Pruntrut (JU)

In unserem Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitenden stellen wir fest, dass Ausschreibungen vertagt werden, sowohl seitens privater als auch öffentlicher Bauherren. Bei den privaten Bauherren dürfte dies unter anderem mit steigenden Hypothekarzinsen, Preissteigerungen von Materialien und administrativen Schwierigkeiten zu tun haben. Bei der öffentlichen Hand liegt es im Jura mehrheitlich an den Gemeinde- und Kantonsfinanzen, und die Aussichten sind alles andere als rosig…

 

Über den Autor

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Pascal Gysel

Mediensprecher / Redaktor

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