Ersatzneubauten: Ein so effizientes wie verkanntes Instrument Mittwoch, 28.4.2021 | 09:46 ... Schweizerischer Baumeisterverband Der SBV Tour d'horizon Ersatzneubauten: Ein so effizientes wie verkanntes Instrument Kantone und Gemeinden müssen und wollen nachhaltiger bauen. Die Schweizer Bauwirtschaft ist bereit. Mit den Ersatzneubauten stellt das neue CO2-Gesetz den Kantonen im Rahmen des Gebäudeprogramms ein neues, zentrales Instrument zur Verfügung, um die Klimaziele zu erreichen. Dennoch scheint dieses Instrument allgemein noch zu wenig bekannt zu sein, wie eine Recherche der Schweizer Bauwirtschaft bei verschiedenen Kantonen und Städten zeigt. Der Schweizer Gebäudepark ist für mehr als einen Viertel der CO2-Emissionen unseres Landes verantwortlich und macht rund 45 Prozent des Energiebedarfs aus. Damit ist die Sanierung des Gebäudeparks eine der wichtigsten Stellschrauben, um die Schweizer Klimaziele zu erreichen. Aktuell beträgt die Sanierungsquote schweizweit nicht einmal 1 Prozent, obwohl dies für die Kantone eine der wichtigsten Stellschrauben sein müsste in der Umsetzung des Gebäudeprogramms. Mit dem neuen CO2-Gesetz, das am 13. Juni 2021 zur Abstimmung kommt, soll die Förderung von energetischen Sanierungen von Gebäuden verstärkt werden. Das ist zwar zu begrüssen, reicht jedoch nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Subventionen und andere neue Instrumente für die Kantone Die Gesetzesvorlage sieht zudem grosszügige Subventionen für Kantone vor zur Förderung von Ersatzneubauten, die oft effizienter sind als Renovationen. So ist der Energiebedarf eines heute errichteten Gebäudes zwischen vier- und siebenmal tiefer als derjenige eines Gebäudes mit Baujahr 1980 oder früher. Neben dem riesigen Einsparungspotenzial beim Ausstoss von Treibhausgasen haben Ersatzneubauten einen weiteren wichtigen Vorteil: die bessere Ausnützung des Baulandes durch Verdichtung, wodurch die Ressource Boden geschont wird. Heute wird jede zurückgebaute Wohnung durch zwei neue ersetzt, bei gleichzeitiger Verdreifachung der Wohnfläche. Das neue CO2-Gesetz bietet in dieser Hinsicht einen besonders effizienten Mechanismus, denn es ermöglicht den Kantonen, zukünftig einen Bonus von bis zu 30 Prozent auf die Ausnützungsziffer auszuschütten. Trotz klarem politischen Willen ein verkanntes Instrument Die Städte und Agglomerationen, die gleichzeitig verdichten und ihre CO2-Emissionen verringern müssen, verfügen damit mit Hilfe der Kantone über einen neuen, effizienten Mechanismus, um diesen Spagat zu schaffen. Trotzdem wird dessen Wichtigkeit von den Behörden weiterhin verkannt, wie eine Recherche der Schweizer Bauwirtschaft bei verschiedenen Kantonen und Städten zeigt: Oft wurden unsere Anfragen nicht beantwortet oder wir wurden an weitere Stellen verwiesen. Zum Glück scheint zumindest der politische Willen vorhanden zu sein. So beispielsweise in Genf, wo der Staatsrat 2019 den Klimanotstand ausrief und sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2050 eine CO2-neutrale 2000-Watt-Gesellschaft ohne Kernkraft zu sein. Um der Dringlichkeit des Klimawandels Rechnung zu tragen, hat der Staatsrat am 2. Dezember 2020 den Masterplan Energie 2020-2030 (PDE) vorgestellt. Konkret will der Stadtkanton den Anteil erneuerbarer Energien in seinem Strommix verdreifachen und setzt auf den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, die Entwicklung von Fernwärmenetzen und die umfängliche Renovation des Gebäudeparks. «Der Gebäudepark macht 50 Prozent des Energiebedarfs unseres Kantons aus. Wir möchten bis im Jahr 2030 eine Sanierungsquote von 2.5 Prozent erreichen und 4 Prozent bis 2050», erklärt Cédric Petitjean, Direktor des kantonalen Amts für Energie. Um die Immobilienbesitzer zu animieren, ihre Gebäude zu renovieren, sehen Bund, Kantone und die Services industriels de Genève (SIG) für 2021 ein Subventionsprogramm in der Höhe von 34 Millionen Franken vor. Die Ersatzneubauten gehören jedoch nicht zu den Massnahmen des PDE. «Für eine allfällige Förderung von Neubauten wird lediglich die CO2-Belastung berücksichtigt, egal, ob es sich um einen Ersatzneubau handelt oder nicht. Die Verdichtung ist wiederum in anderen Gesetzen geregelt. Dieser Aspekt wird sich sicherlich auf die laufende Revision des Masterplans Energie auswirken, ist jedoch nicht direkt mit dem Gebäudeprogramm verknüpft», erläutert Cédric Petitjean. In Anbetracht der Tatsache, dass in Genf bereits seit Langem akuter Wohnungsmangel herrscht, täte der Kanton jedoch gut daran, eine ganzheitlichere Sicht einzunehmen und Ersatzneubauten in seine Strategie aufzunehmen, um die zweifache Zielsetzung der Verdichtung und der Reduktion des Treibhausgasausstosses zu erreichen. Dabei würde der Kanton erst noch von Bundesmitteln profitieren. So sieht das neue CO2-Gesetz vor, jedes Jahr bis zu 450 Millionen Franken aus der CO2-Abgabe für das Gebäudeprogramm aufzuwenden, mit den Ersatzneubauten als einer der Hauptbestandteile. Eine globale Sicht auf die Nachhaltigkeit Im Kanton Freiburg sieht das Gebäudeprogramm eine finanzielle Unterstützung für neue, energieeffiziente Gebäude vor, und wie in Genf spielt auch hier keine Rolle, ob es sich um ein bestehendes Gebäude handelt oder nicht. Dennoch betrachtet der Kanton die Nachhaltigkeit ganzheitlicher und hat vor Kurzem ein interessantes, ambitioniertes Projekt gestartet. «Wir werden von rund 50 Gebäude der öffentlichen Hand, die wir aufgrund ihres Alters und ihres Energiekonsums ausgewählt haben, eine technische Diagnose erstellen. Der Energiekonsum spielt eine zentrale Rolle, aber es werden auch andere Aspekte der Nachhaltigkeit betrachtet, wie beispielsweise der Komfort der Benutzer, der Brandschutz und die Zugänglichkeit, um nur einige zu nennen», erklärt Sarah Hemmer, Architektin und Zuständige für Nachhaltigkeit im Bereich Strategische Entwicklung des Freiburger Hochbauamts. «Basierend auf den Diagnoseresultaten wird dann die Sanierung geplant. Dabei kann es sein, dass in gewissen Fällen ein Neubau die sinnvollste Lösung darstellt. Alles ist offen, aber es gilt, die Aspekte des Denkmalschutzes zu berücksichtigen.» Die Resultate der Diagnosen und das daraus abgeleitete Sanierungsprogramm des Gebäudeparks sollten im Herbst dieses Jahres vorliegen. Über den Autor Corine Fiechter Mediensprecherin / Spezialistin Kommunikation [email protected] Artikel teilen
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