Erstellen der gesamten Baugrube, Baugrubensicherung, Pfahlfundation

Erstel­len der gesam­ten Baugrube, Baugru­ben­si­che­rung, Pfahl­fun­da­tion: Die Birchmeier Spezi­al­tief­bau AG erstellt in Arle­sheim insge­samt 373 Pfähle. «Wir sind seit Mitte Dezem­ber 2020 hier in Arle­sheim vor Ort», erklärt Adrien Jung, Baufüh­rer der Birchmeier Spezi­al­tief­bau AG Dagmer­sel­len. «Als Vorbe­rei­tung für den Bau von Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern sind wir mit dem Gesamt­bau­gru­ben­aus­hub, der Baugru­ben-siche­rung und der Pfahl­fun­da­tion beauf­tragt.» Die Bauphase ist in fünf Etappen aufge­teilt. Seit Baube­ginn hat sich einiges getan auf der ehemals grünen Wiese: Zwei grosse Bohr­ge­räte sowie einige Bagger und Last­wa­gen sind im Dauer­ein­satz. «Wir arbei­ten grund­sätz­lich bei jedem Wetter», so Adrien Jung. «Ausser einmal, als es so viel geschneit hat, dass die Last­wa­gen das Mate­rial nicht mehr anlie­fern konnten, da mussten wir eine Pause einle­gen.» Die Spezia­lis­ten der Birchmeier AG sind in der ganzen Schweiz unter­wegs. Hier in Arle­sheim sind sie mit zwei Bohr­ge­rä­ten aufge­fah­ren: Die LRB 355 XL (Lieb­herr Ramm- und Bohr­ge­rät) und die LB 24 (Lieb­herr Bohr­ge­rät) von Lieb­herr arbei­ten in der Baugrube neben­ein­an­der im Kelly-Dreh­bohr­ver­fah­ren. «Jedes der einge­setz­ten Geräte (LRB 355 XL, LB 24) kann mit verschie­de­nen Ausrüs­tun­gen ausge­stat­tet werden.» Das heisst, je nach Aufbau kann die Maschine Voll­ver­drän­ger­boh­run­gen, SOB-Endlos­schne­cken­boh­run­gen, VdW-DBA-Bohrun­gen oder Kelly­boh­run­gen ausfüh­ren. Das LRB 355 XL wird des Weite­ren auch mit vHF-Vibros und Hydrau­lik-Ramm­ham­mer einge­setzt. «Das Bohr­ver­fah­ren kommt auf den Boden an. Hier in Arle­sheim besteht der Baugrund im oberen Bereich aus Gehän­ge­lehm, darun­ter Gehän­ge­schutt mit verwit­ter­tem Mergel (Malm­kalk). Beim Kelly-Bohr­ver­fah­ren werden die Bohr­rohre in den Boden einge­dreht und mit verschie­de­nen Bohr­werk­zeu­gen die Bohrung erstellt.» Das geför­der­ten Bohrgut wird danach abtrans­por­tiert. DER MANN IN DER FÜHRER­KA­BINE Michael Fuchs, der just am Tag der B. Magazin-Repor­tage 41 Jahre alt wurde, fährt die LRB 355 XL seit etwas mehr als zwei Jahren. Der gelernte Maurer hat früher über zehn Jahre auf der ganzen Welt Wasser­rutsch­bah­nen montiert, bevor er in die Baubran­che wech­selte. Sitzt er nicht in der Kabine, ist er als Vorar­bei­ter für sein Team auf der Baustelle zu-ständig. «Als Maschi­nen­füh­rer trägt man viel Verant­wor­tung. Beim Kelly-Bohr­ver­fah­ren sind immer bis zu drei meiner Kolle­gen nahe der Maschine, da muss ich den Kopf bei der Sache haben.» Michael Fuchs hat die Bauma­schi­nen-, die Pneu­kran- und die Bohr-geräte-prüfung. Um mit der LRB 355 XL umgehen zu können, hat er viel von seinem Vorgän­ger gelernt: «Lear­ning by doing. Die grosse Heraus­for­de­rung bei dieser Bohr­ma­schine ist nicht nur die Steue­rung. Da es ein Kombi-Gerät ist, muss man alles können: Rammen, verdrän­gen, bohren. Und man muss die jewei­li­gen Umbau­ten der Geräte im Griff haben.» Die LRB 355 XL wiegt bereits ohne Arbeits­aus­rüs­tung satte 94 Tonnen. Hinzu kommt die jewei­lige Arbeits-ausrüs­tung: Je nach Verfah­ren und erfor­der­li­chen Anbau­ge­rä­ten erhöht sich das Einsatz­ge­wicht. Die Maschine in Arle­sheim bringt es auf bis zu 125 Tonnen! 33 METER ÜBER DEM BODEN Der Mäkler ist tele­s­ko­piert ganze 33 Meter hoch. Um ganz nach oben zu gelan­gen, gibt es eine hydrau­li­sche Kabine. «Der Mast alleine wiegt 46 Tonnen. Wir mussten ihn für den Trans­port hierher abmon­tie­ren, da die Maschine ansons­ten zu schwer gewesen wäre.» Den Mast kann Michi Fuchs bis 45 Grad nach hinten und 7 Grad seit­lich schwen­ken. Gesteu­ert wird das Ganze mit Joystick. Der Bord­com­pu­ter zeich­net jeden Schritt des Arbeits­pro­zes­ses, den Michi in der Kabine vornimmt, auf. PFAHL UM PFAHL Total werden in Arle­sheim 373 Pfähle bis zu 19,5 Meter Bohr­tiefe erstellt. Theo­re­tisch könnte man mit der LRB 355 XL aber noch viel tiefer gehen. Je nach einge­setz­ten Kellystan­gen sind Bohr­tie­fen bis zu 100 Metern möglich. Michi Fuchs schafft, je nach Boden­be­schaf­fen­heit, zwischen 65 bis 125 Lauf-meter beto­nierte Bohr­pfahl­länge pro Tag. Die Pfähle haben einen Durch­mes­ser von 620 Milli­me­tern. Dank GPS-Daten in seinem Bord-compu­ter weiss er genau, wohin der nächste Pfahl kommen muss.

IM COCKPIT Neben GPS und Kameras gibt es noch eine ganze Menge Knöpfe, Schal­ter und Joysticks in der Führer-kabine der LRB 355 XL. «Die Bedie­nung ist sehr komplex», weiss Michi Fuchs. «Je nach Anwen­dung und Bohr­ver­fah­ren haben die Knöpfe und Schal­ter eine andere Funk­tion.» Zudem sind viele davon doppelt belegt. Das heisst, man muss den Kopf bei der Sache haben und konzen­triert arbei­ten. Zur Unter­stüt­zung gibt es neben den Rück­fahrt- und Seiten­ka­me­ras noch zusätz­li­che akus­ti­sche und opti­sche Warnrein­rich­tun­gen. FAKTEN & ZAHLEN LRB 355 XL Einsatz­ge­wicht: 95,6 – 125 Tonnen Fahrzeugbreite:4700 Milli­me­ter Max. Drehmoment:450 kNm Max. Vorschub­kraft: 400 kNMotorleistung:750 kW (V12-Motor, 1020 PS) Max. Kelly-Bohr­tiefe: bis zu 100 Meter

FUN FACT Maschi­nen­füh­rer Michael Fuchs kann übri­gens nicht nur mit grossen Teilen: Bei ihm zuhause steht eine Bauma­schi­nen-Modell­samm­lung im Wert von unge­fähr 70 000 Franken. «Ich habe ein Modell von jedem Schwei­zer Schwer­trans­por­ter und Kräne, die sind teil­weise bis zwei­ein­halb Meter hoch.» All seine Modelle hat Michi Fuchs selber zusam­men­ge­baut. «Die bestehen aus zahl­lo­sen winzi­gen Mütter­chen, Schräub­chen und Schnür­chen.» DAS KELLY-VERFAH­REN Das Kelly-Bohr­ver­fah­ren gehört zu den gängigs­ten Dreh­bohr­ver­fah­ren und wird zur Herstel­lung von Bohr­pfäh­len mit grossem Durch­mes­ser (ab einem Durch­mes­ser von ca. 600 Milli­me­tern) ange­wandt. Merkmal des Kelly-Verfah­rens ist das Bohr­ge­stänge, die soge­nannte Kelly­stange (Gewicht: 9,5 Tonnen). Diese kann tele­s­ko­piert werden, so gelangt man in sehr grosse Bohr­tie­fen.

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fach­kräfte der Zukunft anzie­hen, ausbil­den und in der Branche halten zu können, kommt den Bauun­ter­neh­men eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustel­len der einzel­nen Firmen entschei­det sich, ob inter­es­sierte Talente bleiben und zu Leis­tungs­trä­gern werden können. Viele Mitglie­der des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufs­wer­bungs­kam­pa­gne setzt der SBV bewusst auf gute Geschich­ten direkt aus den Unter­neh­men. Hat auch Ihre Firme ein tolles Projekt für Lernende? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und schi­cken Sie Bilder und Inputs an [email protected].

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Schweizerischer Baumeisterverband

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