Woman in shirt using her tablet holding it in her hands on a table, with quite a lot of papers in front of her.

«Es fehlt an Transparenz und Klarheit»

Das neue Vergaberecht soll die Eintrittshürden für KMU senken, damit auch diese an den öffentlichen Beschaffungsverfahren teilnehmen können. Wie KMU tauglich ist das Beschaffungswesen in der Schweiz?

 

Germain Wicht, Weibel SA, Châtel St-Denis (FR)

Wir stellen manchmal mangelnde technische Fähigkeiten bei der Einschätzung unserer Offerten fest, die nicht immer durch Einsprachen aus dem Weg geräumt werden können. Zudem fehlt es an Transparenz und Klarheit. Umfang und Komplexität der einzureichenden Unterlagen nehmen überdies weiter zu, sodass einige KMU nicht mehr genügend (finanzielle) Ressourcen haben, um diese Unterlagen zu erstellen. Zweiteilige Ausschreibungen wäre daher wünschenswert.

 

Massimo Cereghetti, Geschäftsführer Gianini & Colombo SA, Balerna (TI), Zentralvorstand SBW

Im Tessin werden Offerten nicht nur nach dem Preiskriterium bewertet. Indem der qualitativ besten Firma anstatt der günstigsten der Zuschlag gegeben wird, verbessert sich die Situation auf dem Markt und garantiert transparente Ausschreibungen. Offerten müssen also sorgfältig erstellt werden. Die KMU  organisieren sich und planen die nötige Zeit zum rechtzeitigen Erstellen der Unterlagen ein.

 

Stefan Geiges, Geschäftsführer K. Geiges AG, Warth-Weiningen (TG)

Die Ziele für die Regulierung des Beschaffungswesens waren richtig: Grundlagen für objektive und vom Auftraggeber vergleichbare Angebote schaffen. Leider ist daraus ein Bürokratie-Monster entstanden. Daran sind beide Seiten schuld. Zudem ist das System überhaupt nicht KMU-tauglich. Wenn ein Mittelständler für relativ einfache Ausschreibungen bis zu mehreren hundert Seiten ausfüllen muss, stehen Mittel und Zweck nicht mehr im Einklang.

 

Giacomo Caratti, technischer Leiter, Caratti Costruzioni SA, Morcote

Das Zusammenstellen der Unterlagen ist vor für Unternehmen, die nicht regelmässig an Ausschreibungen teilnehmen, ein enormer Aufwand. Für kleinere Unternehmen ist er gar kaum zu stemmen, darum verzichten diese oft auf die Teilnahme. Hingegen ist die Möglichkeit, Aufträge freihändig oder auf Einladung zu vergeben, interessant. Sie bietet einen klaren Vorteil für Gemeinden und erlaubt den KMU, regelmässiger in ihrer Region tätig zu sein.

 

Über den Autor

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Pascal Gysel

Mediensprecher / Redaktor

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