Faszination Gleisbau

In der ganzen Schweiz wird geschraubt, gebohrt und geschweisst – alles für eine sichere und pünktliche Bahn. Charles Bögli, Berufsbildner im Gleisbau, und drei seiner Lernenden geben auf einer Baustelle in Emmenbrücke Einblicke in die Vielseitigkeit ihres Berufs. Sie erzählen, warum sie sich für diesen besonderen Beruf entschieden haben und welche Verantwortung sie tragen.

Text / Bild: Kinamo

Wer an Gleisbau denkt, stellt sich vielleicht eine Arbeit mit Pickel und Schaufel vor. Das stimmt nur bedingt: Heute gehören moderne Maschinen und präzise Messgeräte zum Arbeitsalltag.

Der Beruf und die Anforderungen an die Arbeit haben sich mit der Geschichte des Bahnverkehrs geändert. «Wir schaffen die Grundlagen für den Bahnverkehr, die höchste Genauigkeit verlangen», sagt Charles «Charly» Bögli, Berufsbildner bei login, dem Ausbildungsverbund der Schweizer Mobilitätsunternehmen. Gemeinsam mit seinen Lernenden ist Charles Bögli zurzeit in Emmenbrücke, wo sie eine Woche lang ein altes Gleis austauschen und die weiteren Gleise für den laufenden Bahnbetrieb fit machen.

Gleisbauer wie Charles Bögli und seine Lernenden sind in der Schweiz für den Bau und Unterhalt von Gleisanlagen verantwortlich. Sie sind im ganzen Land unterwegs, führen (oft nachts) Reparaturen durch, kontrollieren die Sicherheitsvorschriften und pflegen die Umgebung der Gleise.

Präzise Arbeit und grosse Verantwortung

Für Bögli begann die Faszination für den Gleisbau schon früh, auch wenn sein ursprünglicher Berufswunsch ein anderer war. «Ich wollte eigentlich Velomechaniker werden, aber nach einem Schnuppertag im Gleisbau hat mich die Teamarbeit begeistert», erinnert er sich. Heute leitet er zusammen mit einem weiteren Berufsbildner eine Gruppe von 15 Lernenden. Im ersten Lehrjahr beginnen die Auszubildenden in einem geschützten Rahmen, aber dennoch auf operativen Baustellen.

Dabei sammeln die Lernenden auch wichtige Erfahrungen in Nachtschichten und lernen, wie man unter besonderen Bedingungen zuverlässig und sicher arbeiten kann.

Teamgeist und Technik

Die drei Lernenden – Daoud, Joel und Elijah – haben alle ihren eigenen Weg zum Gleisbau gefunden und schätzen die Abwechslung und die Zusammenarbeit, die der Beruf bietet. «Mir gefällt das Praktische und die groben Werkzeuge», sagt Daoud Zeidan, 18 Jahre alt, der bereits eine Lehre als Zimmermann abgeschlossen hat und nun seine zweite Ausbildung macht.

Joel Schmid, 17 Jahre, träumte schon als Kind vom Gleisbau. «Ich mag die Teamarbeit und finde es cool, dass man am Abend sieht, was man geschafft hat», erzählt er. Joel hat bereits eine Vorlehre im Gleisbau absolviert und plant, nach dem EFZ-Abschluss in diesem Bereich zu bleiben. Aktuell tauscht er gemeinsam mit den anderen Lernenden Schienen aus und bereitet die neuen Gleise für das Verschweissen vor – Arbeiten, die Präzision und körperliche Kraft erfordern.

Für Elijah Bachmann, 16 Jahre, ist der Gleisbau ein Familienerbe. «Mein Vater, mein Bruder, mein Onkel und mein Götti sind auch im Gleisbau tätig», erzählt er stolz. Die Möglichkeit, an immer neuen Orten in der Schweiz zu arbeiten, schätzt er besonders.

«Die Schweizer Wirtschaft baut auf die Bahn», betont Bögli. «Viele Rohstoffe und Produkte, die wir im Alltag nutzen, werden mit der Bahn transportiert.» Wer im Gleisbau arbeitet, trägt dementsprechend eine grosse Verantwortung.

Besonders beeindruckend dabei ist, dass die Bahnen auch in einem topografisch anspruchsvollen Land wie der Schweiz so zuverlässig funktionieren.

Charles Bögli und seine Lernenden zeigen, wie vielseitig und erfüllend der Beruf des Gleisbauers ist. Und wie wichtig: Sie arbeiten tagein tagaus an einem System, das für die Schweiz unverzichtbar ist.