Frauen traut euch!

Vom Büro auf den Werkhof

Grosse Ohren bekam Tobias Stüssi, als Bettina Mäder aus dem Offertwesen ihn ansprach: Ob sie ein Praktikum in der Produktion machen könne. Natürlich konnte sie. Hier erfahren Sie mehr über Bettinas Gründe, über ihre Erfahrung als Frau im Männerberuf und warum sich einige Mitarbeiter nun noch mehr auf das nächste Weihnachtsessen freuen.

 

Interview: Tobias Stüssi

 

Wie kamst du auf den Gedanken, ein Praktikum in der Elementproduktion zu machen?

 

Bettina Mäder: „Im Grunde waren das ganz pragmatische Gründe. Ich sass im Büro und musste eine Offerte verfassen. Dabei wurde mir klar, dass ich unser Produkt gar nicht richtig kenne, das geht gar nicht! Ich wusste beispielsweise auch nicht, welche Teile im Beton verschwinden. Was muss alles in die Offerte, damit sie wirklich vollständig ist? Das wusste ich einfach nicht, das ist aber wichtig für meine Tätigkeit bei STÜSSI. Damit ich meine Arbeit als Sachbearbeiterin komplett durchdringe, muss ich die Schritte in der Produktion nachvollziehen können und verstehen. Als mir das klar wurde, habe ich dich direkt angesprochen.“

„Freude an der Arbeit und grosses Interesse rund um den Bau! It’s me.“

Bettina Mäder

Ich habe mich sehr über deine Anfrage gefreut. Du weisst, ich bin offen für solche Ideen.

 

Bettina Mäder: „Genau, deshalb habe ich dich auch angesprochen. Ihr habt dann einen Plan für mich erstellt und Ende Juni ging es los. Insgesamt war ich fünf Tage in der Produktion. Ich war je einen Tag in der Schreinerei, in der Eisenbiegerei, in der Haupthalle, in der Halle Nord und an der Betonanlage.

Ungewohnt war für mich die Arbeitskleidung, also die Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Schutzbrille, der Ohrenschutz – all das brauche ich im Büro natürlich nicht. Ungewohnt war auch der Muskelkater. Am ersten Tag ging es noch, aber dann … (sie schmunzelt).

Wie war das, hast du direkt mitgemacht?

 

Bettina Mäder: „Klar habe ich direkt mitgemacht, das wollte ich ja! Toll war, dass ich überall total herzlich und offen empfangen wurde. Alle haben darauf geachtet, dass mir viel vermittelt wird. Ich konnte und sollte überall mitanpacken.

In der Schreinerei habe ich bei der Schalung mitgeholfen. Das braucht man als Negativ zum Betonelement. Hier habe ich mit verschiedenen Sägen gearbeitet, ich habe gemessen, eingezeichnet, gebohrt und verschraubt. Dann gings in die Eisenbiegerei, dort werden auch die Teile verwendet, die im Beton verschwinden: beispielsweise Eisennetze und Eisenmatten. Das macht man, um Druck und Zugkräfte im Beton auszugleichen und um die Betonbauteile zu verstärken. Man nennt das Bewehrung. Du siehst, ich habe richtig viel gelernt (sie lacht).

Die nächsten beiden Stationen waren die Haupthalle und unsere Halle Nord, zum Schluss war ich dann an der Betonanlage. Die Betonanlage wird über den Computer gesteuert, die Mengen werden ausgerechnet und anschliessend eingegeben. Im Grunde wird Beton wie ein Kuchenteig zusammengerührt, nur dass jeder Schritt am Bildschirm angezeigt wird. Dort habe ich dann auch „meinen“ Beton gemacht, Beton made by Bettina. Darauf bin ich schon ein bisschen stolz.

Wie war das für dich als Frau im Männerberuf? Könntest du dir vorstellen, in der Produktion zu arbeiten oder das an Frauen zu empfehlen?

 

Bettina Mäder: Zunächst möchte ich sagen, dass das STÜSSI-Team toll ist! Ich habe mich super aufgehoben und geborgen gefühlt. Ich war zwar überall die einzige Frau, fand das aber nicht komisch, weil die Kollegen so toll sind. Da konnte ich mich als Frau im Männerberuf gar nicht seltsam fühlen.

Ausserdem habe ich richtig viel gelernt. Alle haben sich Zeit für mich genommen. Ich habe mich sehr gefreut, die verschiedenen Kollegen kennenzulernen. Denn im Alltag sehen wir uns nicht, weil das Büro und die Produktion an verschiedenen Standorten sind. Deshalb, so sagten einige Kollegen, freuen sie sich schon jetzt auf das Weihnachtsessen, weil wir uns dann alle wieder sehen (sie lacht).

Wichtig ist: Man darf sich nicht zu schade sein, mitzumachen – aber genau das wollte ich ja. Ich wollte mir ja das Wissen aus der Produktion aneignen. Und das lernt man am besten beim Mitmachen. Krass waren der Staub und die Lautstärke. Das hätte ich so nicht gedacht, daran musste ich mich erst gewöhnen.

Teilweise ist die Arbeit richtig anstrengend. Ich könnte mir beispielsweise nicht vorstellen, in der Eisenbiegerei zu arbeiten. Aber in der Schreinerei kann ich mir Frauen sehr gut vorstellen oder an der Betonanlage. Diese Stationen würde ich Frauen empfehlen, die anpacken und sehen wollen, was sie arbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass viele Frauen überhaupt nicht auf die Idee kommen, über eine solche Tätigkeit bei STÜSSI nachzudenken. Dabei würden sicher alle Seiten davon profitieren. Also, Frauen, traut euch!

Man darf sich nicht zu schade sein, mitzumachen – aber genau das wollte ich ja.

Bettina Mäder

Ich dachte übrigens nicht, dass mir die Arbeit in der Elementeproduktion so viel Freude macht und dass ich so viel machen kann. Die Arbeit dort ist wirklich spannend und abwechslungsreich. Für mich haben sich diese fünf Tage richtig gelohnt. Ich sehe die Arbeit jetzt mit anderen Augen, kenne unsere Produkte und kann auch meine Arbeit im Offertwesen besser ausfüllen – das ist toll. Und wenn in der Produktion mal Not am Mann ist, kannst du mich gern anrufen, dann springe ich ein (sie lacht).

Bettina Mäder

Bettina Mäder ist seit Januar 2022 als Sachbearbeiterin im Offertmanagement bei der Stüssi AG beschäftigt. „Freude an der Arbeit und grosses Interesse rund um den Bau! It’s me“ – so beschreibt sie sich selbst. Das Interesse am Bau liegt in der Familie: Ihr Vater und Bruder Maler, der Ehemann ist Hochbaupolier. Wenn man die tatkräftige Frau erlebt, kann man sich leicht vorstellen, dass sie in ihrer Freizeit auch mal zu einem Hammer, einer Säge oder Schraubenzieher greift.

Weitere Informationen finden Sie unter https://stuessi-ag.ch/

Eine Karriere auf dem Bau hat viel zu bieten. Um Fachkräfte der Zukunft anziehen, ausbilden und in der Branche halten zu können, kommt den Bauunternehmen eine zentrale Rolle zu. Auf den Baustellen der einzelnen Firmen entscheidet sich, ob interessierte Talente bleiben und zu Leistungsträgern werden können. Viele Mitglieder des SBV machen hier einen tollen Job. In der Berufswerbungskampagne setzt der SBV bewusst auf gute Geschichten direkt aus den Unternehmen.  

 

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Über den Autor

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Petra Stocker

Kampagnenleiterin Berufsmarketing

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