Gefragt, gefordert und gefördert

Schaufeln und mit dem Besen den Arbeitern hinterherwischen – sieht so der Alltag von Strassenbau-Lernenden aus? Falsch gedacht! Strassenbauer in Ausbildung können auch Verantwortung übernehmen und werden in alle Arbeitsschritte involviert,

Die Hofackerstrasse in Pfungen bei Winterthur hatte schon bessere Tage gesehen.

Schlaglöcher und Risse machten den Fall klar: Ein Bagger muss her. Hinter dem Steuer des Baggers, der den ganzen Graben aushob, sass aber nicht ein Strassenbauer mit jahrzehntelanger Erfahrung, sondern Nico Furrer, der letztes Jahr seine Lehre abschloss.

Keine einfache Aufgabe für den 20-Jährigen. «Es gab sehr viele Querleitungen, auch nicht alle waren sauber eingezeichnet», sagt er. Wieso seine Handgriffe trotzdem sitzen, hat einen guten Grund. Nico Furrer wurd

e daraufhin ausgebildet, diese Verantwortung zu übernehmen. In seiner Ausbildung zum Strassenbauer erledigte Nico Furrer bereits anspruchsvolle Aufgaben, im Beisein und unter der Aufsicht des Poliers vor Ort.

 

 

 

Sprung ins kalte Wasser

«Grundsätzlich kann bei uns ein Lernender im Strassenbau vom ersten Jahr an alle Arbeiten erledigen, die auch ein ausgelernter Strassenbauer macht», sagt Simon Bigler. Er ist Inhaber und Geschäftsführer des Strassen-Tiefbaubetriebs in der 5.Generation. Ihm ist bewusst, dass er damit die Brossi-Lernenden herausfordert. Doch aus eigener Erfahrung weiss er: «Auch ich bin in meiner Karriere an Herausforderungen gewachsen».

 

Ganz auf sich alleine gestellt sind jüngere Mitarbeitende natürlich nicht. So hat der Polier Roman Briner bei seiner Arbeit Nico Furrer im Fokus – er fördert ihn und teilt ihm gezielt Aufgaben zu. Gewisse dieser Aufgaben gleichen einem Sprung ins kalte Wasser. Doch für Nico Furrer bedeutet das in ihn gesetzte Vertrauen vor allem eines: grosse Wertschätzung. Er möchte noch einige Zeit Erfahrungen sammeln, bevor er sich an der Vorarbeiter-Schule weiterbilden lässt. Geschäftsführer Simon Bigler unterstützt die Weiterentwicklung der ehemaligen Lernenden aktiv. So übernimmt die Brossi AG den Grossteil allfälliger Weiterbildungskosten. «Das wird auch rege genutzt», freut er sich.

 

 

«Durebisse» … und profitieren

Doch für diese Weiterbildungsangebote braucht es Lernende – diese zu finden ist wiederum eine Herausforderung. Die Brossi AG bewirbt ihre Lehrstellen mit multimedialen Aktivitäten über digitale Kanäle und physische Präsenz an Events. «Doch wir haben gegen falsche Vorurteile anzukämpfen», sagt Simon Bigler. «Ich habe den Eindruck, der Beruf des Strassenbauers sei heute etwas verpönt.» Viele meinen, der Beruf halte nur harte, körperliche Arbeit bereit. «Natürlich ist die Ausbildung hart», sagt Bigler. Doch aus eigener Erfahrung weiss er: «Durebisse» lohnt sich, es zahlt sich im Nachhinein aus. Er weiss, was es braucht: «Robust muss man sein. Man muss mit Stress umgehen können. Räumliches Denken ist auch von Vorteil», sagt der junge Strassenbauer. Simon Bigler weist auf viele Vorteile hin. «Dass man so jung schon bereits an solch grossen Projekten arbeiten kann, ist nicht nur in der Baubranche einzigartig.» Wer wolle, komme zudem sehr schnell sehr weit – auch punkto Monatslohn, etwa als Polier.

 

Ein weiteres Argument motiviert Nico Furrer, mit Blick auf die bald sanierte Hofackerstrasse: «Wenn eine Strasse, wie diese hier, vorher so kaputt aussah und wenn wir fertig sind, ist alles wieder schön und ganz – das macht schon stolz!» Und wenn er dann Jahre später an einer ehemaligen Baustelle vorbeikommt, werden Erinnerungen wach, an die Arbeit und die Zusammenarbeit mit den Kollegen. «Das freut mich immer wieder.»

Über den Autor

pic

Vildan Gürsoy

Senior Spezialistin Kommunikation & Kampagnen

[email protected]

Artikel teilen