Gemeinsames Interesse Stress vermeiden

Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben mehr gemeinsame Interessen, als gemeinhin angenommen wird.

 

Wenn in Verhandlungen über einen neuen Landesmantelvertrag jeweils zugespitzte Forderungen präsentiert werden – was häufig der Fall ist – kann der Eindruck entstehen, dass kaum Gemeinsamkeiten bestehen. Nicht selten jedoch sind Bauarbeiter den Bedürfnissen ihrer Arbeitgeber näher als den Fundamentalforderungen der Gewerkschaften. Bei den aktuellen LMV-Verhandlungen versucht die SBV-Delegation deshalb auf gemeinsamen Interessen aufzubauen. Mit einer Artikelserie beleuchten wir die gemeinsamen Interessen. In Teil 3 geht es darum, wie wichtig es ist, mit weniger starren Regeln im LMV gegen Druck und Hektik auf dem Bau vorzugehen. Wir haben uns auf Baustellen herumgehört, was für einen Arbeitsplatz sich das Baustellenpersonal wünscht.

 

«Nicht ständig selber unter Druck setzen»

Auf der Baustelle herrscht oft Termindruck. Die Leidtragenden sind die Arbeiter. Der Stress und Termindruck komme häufig von aussen, sagt Christoph Felder. Er ist Polier bei der Birrer Bauunternehmung AG in Knutwil. «Aber auch wir im Betrieb müssen uns an der Nase nehmen und uns nicht ständig selber unter Druck setzen», ergänzt er.

 

Mut zum Stopp

Simon Schuler, Polier bei der Porr Suisse AG in Altdorf, ist mit dieser Situation bestens vertraut: «Oft stellt man an uns den Anspruch, dass die Bauarbeiten «schon gestern» abgeschlossen sein sollten. Das erhöht die Unfallgefahr.» Schuler wünscht sich, dass man den Mut hat, einfach mal Stopp zu sagen und erst dann mit der Arbeit zu beginnen, wenn alle erforderlichen Unterlagen vorhanden sind. Die Bauunternehmen sind gefordert, Aufträge zu holen und so Arbeitsplätze zu erhalten. Doch ab welchen Vorgaben und mit welchen Qualitätsmängeln in der Planung lohnt es sich Projekte abzulehnen?

 

Ideal wäre mehr Flexibilität 

Ideal wäre ein LMV, der mehr Flexibilität erlaubt. Lieber einer eingespielten Bauequipe bei einem Wetterumschwung den Nachmittag freigeben und die Arbeiten bei besseren Verhältnissen am nächsten Tag abschliessen. Das ist besser, als starr auf den Arbeitszeiten zu beharren und das ganze Projekt finanziell und terminlich unter Druck zu setzen. Denn gäbe es beim Erstellen der Arbeitspläne mehr Möglichkeiten hilft dies auch den Arbeitnehmenden. Stattdessen sorgen starre LMV-Regeln für zusätzliche Hektik und in Extremfällen sogar zum Zwang, dass ein Unternehmen in Arbeitsspitzen mit überdurchschnittlich vielen offenen Aufgaben auf Temporäre und Quereinsteiger ausweichen muss.

 

«Gesunder Menschenverstand»

Kann eine Baustelle grossmehrheitlich mit Festangestellten betrieben werden, stehen an jedem Arbeitstag Leute auf der Baustelle im Einsatz, für welche Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit keine Fremdwörter sind. Gemäss Dalibor Stojanovic sorgen die Unternehmen mit regelmässigen Schulungen dafür, dass sich ihre Mitarbeitenden auf der Baustelle selber schützen und Unfälle vermeiden können. Der Polier der Ineichen AG Zug hält die Weisungen der Suva oder Regelungen im Gesamtarbeitsvertrag für «gut und recht»: «Wir müssen aber auch den gesunden Menschenverstand walten lassen. Damit lassen sich bereits viele Unfälle vermeiden.»

Es ist genau dieser gesunde Menschenverstand, von dem sich der SBV auch in den LMV-Verhandlungen leiten lassen will zum Wohle des Baustellenpersonals.

 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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