«Greenwashing» vermeiden

Nachhaltigkeit ist auch in der Baubranche seit einigen Jahren in aller Munde. Aber besteht überhaupt noch Spielraum für Verbesserungen und was wird auf den Baustellen konkret getan?

 

Mélanie Aegerter, QUS-Verantwortliche, Dénériaz SA, Lausanne (VD)

Nachhaltigkeit und Ökoeffizienz sind heute wichtige Herausforderungen für Bauunternehmen, die sich an die neuen umweltbezogenen Herausforderungen anpassen müssen. Das bedeutet, dass mehrere Kriterien wie Luftqualität, Energieeffizienz, Abfallmanagement, Schonung der natürlichen Ressourcen usw. berücksichtigt werden müssen.

Nachhaltigeres Bauen kann dann gelingen, wenn ökologisches und recyceltes Material (Öko-Baustoffe) verwendet und Gebäude energieeffizienter gestaltet werden, der CO2-Fussabdruck der Ausrüstung und Maschinen reduziert wird sowie die Akteure des Sektors (Bauführung, Bauleitung, Ingenieurinnen und Ingenieure usw.) geschult und sensibilisiert werden. Bei Dénériaz engagieren wir uns schon seit mehreren Jahren für mehr Nachhaltigkeit.

Zu unseren Projekten gehören eine Plattform für die Wiederverwendung von Material sowie den Austausch von überschüssigem Baumaterial zwischen einzelnen Baustellen zur Optimierung der Transporte, die Verwendung nachhaltiger und recycelbarer Materialien, die energieoptimierte Ausstattung der Baustellencontainer und die Einführung von Indikatoren zur Überwachung der Umweltleistung.

 

Paola Schafer, Leiterin Ressourcen und Umwelttechnik, Grisoni-Gruppe, Vuadens (FR)

Nachhaltigkeit in der Baubranche geht alle etwas an, von der Bauherrschaft über Architekturfachleute, Bauunternehmen und Lieferanten bis hin zum Endnutzer.

Wenn spezifische Konzepte und Massnahmen, die eine nachhaltige Entwicklung berücksichtigen, zu jedem Projektschritt dazugehören, sinkt der Einfluss der Bautätigkeit. Dabei geht es nicht nur um die Verwertung von Rückbau- und Aushubmaterialien – solche Massnahmen sind in unserem Alltag schon lange verankert –, sondern auch darum, technische Lösungen zu finden, die die Auswirkungen von Baustoffen und Abfällen aus klimatischer oder ressourcenorientierter Sicht reduzieren.

Alternative und innovative Baustoffe sowie neue Baumethoden werden getestet und kommen anschliessend regelmässig auf unseren Baustellen zur Anwendung. Weitere Massnahmen, die systematisch auf unseren Baustellen umgesetzt werden, sind die Optimierung der Transportsynergien, die Auswahl von Lieferanten mit einem Bewusstsein für Umwelt- und gesellschaftliche Aspekte oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien.

 

Joanne Vaucher, Projektleiterin Nachhaltige Entwicklung JPF Holding SA, Bulle (FR)

Auf unseren Baustellen handeln wir sowohl auf Bauwerkebene, indem wir Stoffe mit geringem Umwelteinfluss oder wenig CO2-Emissionen nutzen, als auch auf der Ebene der Arbeitsausführung. Wir setzen Maschinen ein, die weniger Energie verbrauchen, leiser sind und weniger Staub verursachen. Gleichzeitig stellen wir mittels präventiver Massnahmen und der Sensibilisierung der Mitarbeitenden für beste Praktiken den Schutz der Gewässer, des Bodens und der Biodiversität in der Bauphase sicher.

 

Reto Färber, Chief Operating Officer, Landolt Gruppe, Kleinandelfingen (ZH)

Während der Bauherr mit der Materialwahl, der Architekt mit der Konstruktion und der Ingenieur mit der Bemessung die Nachhaltigkeit steuern kann, trägt der Baumeister mit der optimalen Baumethode, dem richtigen Bauinventar und einer effizienten Logistik zur Nachhaltigkeit bei.

Da alle diese Disziplinen und Rollen korrelieren, ist echte Nachhaltigkeit das Resultat einer guten Teamleistung. Zum Beispiel hat der Verzicht auf Verbundstoffe Auswirkungen auf Materialien, auf die Konstruktion und Bemessung. Und in der Folge auch auf unsere Arbeit als Baumeister.

 

David Repond, Geschäftsführer, ARSA Construction SA, Bulle (FR)

Im Bewusstsein um die Veränderungen, denen die Bauwirtschaft seit einigen Jahren unterworfen ist, wirkte die ARSA-Gruppe in der vom FBV organisierten Taskforce «Bau» unter der Leitung von Swiss Triple Impact mit. Daraus entstanden fünf zentrale Nachhaltigkeitsziele mit einem genauen Aktionsplan. Die Ziele umfassen weniger CO2-Emissionen, mehr Wiederverwendung von Materialien, die Volumenbegrenzung nicht wiederverwertbarer Abfälle sowie die Weiterentwicklung des Fahrzeug- und Maschinenbestands hin zu kohlestoffneutralen Lösungen. Um unsere Anstrengungen zu messen und die Erreichung unserer Ziele zu gewährleisten, wurde im Hinblick auf die Erlangung des Labels CARBON FRI eine CO2-Bilanz erstellt.

 

Etienne Rossier, Geschäftsführer, Art-Tisons SA, Rossens (FR)

Lokale und recycelbare Materialien müssen bevorzugt werden. Das ist zentral, genauso wie das Aussortieren, um Abfälle zu reduzieren, und die Zusammenstellung von Teams mit einem Bewusstsein für Umwelt und nachhaltige Entwicklung.

Wir wollen nicht in die Falle des «Greenwashing» treten und zum Beispiel vage Begriffe, angeblich umweltfreundliche, aber wenig nachhaltige Materialien und unseriöse Zertifizierungen verwenden. Transparenz, konkrete Beweise sowie anerkannte Normen sind hierbei zentral.

Wir setzen auf lokale Materialien, vor allem auf Molasse für die Renovation alter Gebäude und Sand oder Kies von Tuffière.

Das Abfallmanagement optimieren wir durch striktes Aussortieren sowie nachhaltige Energielösungen wie eine Holzheizung und Photovoltaikpanels zur Versorgung unserer Werkstätten und Elektrofahrzeuge.

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Pascal Gysel

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