Holzbau – zusätzliches Standbein für Baumeister?

TS3 bezeichnet eine Technologie, bei der Holzbauteile unter anderem stirnseitig verklebt werden. Damit lassen sich beliebig lange Träger und beliebig grosse Platten herstellen. Diese können auch von Baumeistern ohne Holzbaukenntnissen verbaut werden. TS3 wurde sogar zur Erstellung eines Kellers aus Holz verwendet. 

 

«Liebe Baumeister, bauen wie mit Stahlbeton, aber ohne Dreck und Wasser» bewirbt TS3 AG (Timber Structures 3.0 AG) sein stirnseitig verklebtes Bauholz. Entwickelt wurde es von Stefan Zöllig, Gründer des Ingenieurunternehmens Timbatec. Seine Inspiration waren die Parkhäuser aus Beton, also eine Bauweise nur mit Stützen und Platten, ohne Träger zur Ableitung der Kräfte. Dazu musste das Holz, wie Beton, zweiachsig tragend werden. Obwohl im Holzbau seit Jahrhunderten nur mit einachsigen Trägern gebaut wird, war Zöllig überzeugt, dass es auch ohne gehen müsste. Und so begann er seine jahrelangen Forschungen. Anfänglich wurde er von vielen belächelt. Aber Zöllig ist keiner, der sich davon beirren lässt. Er suchte Partner, die seine Forschungen unterstützten. Das Ergebnis war die Entwicklung von TS3, der neuen Generation des Holzbaus. Dabei werden Holzplatten mit einem Zweikomponenten-Giessharz miteinander verbunden.

 

Einfach zu verbauen 

Als Kunden für seine neue Technologie hat Zöllig nicht nur Holzbauer, sondern auch Baumeister im Visier. «Die Elemente können ganz einfach verbaut werden», sagt er, «mit den Geräten, die der Baumeister eh besitzt.» Zöllig ist überzeugt, dass Baumeister davon profitieren, wenn sie auch Holz als Baumaterial und als Alternative zum Beton anbieten können. Hergestellt werden die TS3-Brettsperrholzplatten von der renommierten Küssnachter Sägerei Schilliger Holz.

 

Holz im Untergeschoss 

Weil Holz Feuchtigkeit schlecht erträgt, wird es nicht bei erdberührten Bauteilen eingesetzt. Die Untergeschosse sind deshalb auch bei Holzbauten aus Beton. Daran störte sich Zöllig. In Thun hat er ein Haus erstellt, bei dem der Keller aus den TS3-Platten hergestellt wurde. Möglich wurde dies, weil die Holzplatten mit einer Dichtungshülle umfasst wurden und so nicht mit dem feuchten Erdreich in Kontakt kommen. Zudem wurde die Gruben bei den Mauern mit Kies zugeschüttet.

 

Stefan Zöllig im Holzkeller des Hauses.

 

Beim Besuch im Holzkeller zeigt sich, dass das Klima angenehm ist, wie in einem Wohnraum. Zöllig, der mit seiner Familie selbst im Mehrfamilienhaus wohnt, nutzt denn auch einen der Räume als Büro. Ein grosser Raum dient als Party- und Veranstaltungsraum.

 

Ohne Heizung 

Geheizt ist der Keller nicht – wie das ganze Haus nicht. «Wer heute noch Häuser mit Heizungen baut», ist Zöllig überzeugt, «baut nicht richtig.» Eine gute Dämmung, warme (Holz-) Oberflächen, nach Süden ausgerichtete Fenster, eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung und die Nutzung der Körperabwärme genügen für eine angenehme Raumtemperatur. Bauherren seien für neue Technologien schwer zu überzeugen, meint Zöllig, bei einem Problem könnte es rasch zu Klagen kommen. Darum trat er beim Bau gleich selbst als Bauherr in Erscheinung.

Als weiteres Plus besitzt das Gebäude ein Solardach.

Zöllig denkt, dass nachhaltiges Bauen künftig noch stark an Bedeutung zunehmen wird. «Breite Bevölkerungsteile werden für Fragen, die das Klima betreffen, sensibilisiert sein. Er ortet deshalb ein grosses Potential für die neue Bauweise – auch bei Baumeistern.

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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