«Ich habe von meinem Engagement für den SBV profitiert»

Seit 2002 war Rolf Graf im Vorstand der Bauunternehmer Region Basel BRB, die letzten neun Jahre als Präsident. Nun trat er per Generalversammlung 2025 zurück.

Ja, er würde sich wieder für die Verbandsarbeit zur Verfügung stellen, meint Rolf Graf ohne zu zögern. Er habe durch diese Tätigkeit Themen aus einer breiteren Perspektive betrachten können, was ihm wiederum im eigenen Unternehmen geholfen habe, proaktiv zu handeln. Als Kleinunternehmer entwickle man ja häufig einen Tunnelblick, im Verband lerne man, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, erläutert er. Sein Engagement begann er 2002 im Vorstand der Bauunternehmer Region Basel BRB, 2016 wurde er zum Präsidenten gewählt.

Kontinuität, Qualität und Verlässlichkeit seien ihm bei seiner Tätigkeit als Präsident wichtig gewesen, meint Graf. Dabei hat er die Probleme immer wieder klar beim Namen genannt, zum Beispiel bei schwierigen LMV-Verhandlungen oder als Mitglied der Begleitgruppe Masterplan «SBV-Berufsbildung 2030», als er wichtige Inputs zur Grundbildung einbrachte. Graf war auch bei hitzigen Diskussionen in der Präsidentenkonferenz oder bei Delegiertenversammlungen ein besonnener Redner, dem es in erster Linie um Lösungen ging.

Als Berufsbotschafter der beiden Kantone Basel brachte er Jugendlichen die Baubranche näher und half so dem einen oder anderem, sich für eine Lehre im Bauhauptgewerbe zu entscheiden. In diesem Zusammenhang setzte sich Graf auch für einen grösseren Berufsstolz aus.

Bauhandwerk mit Qualität

Hans Graf, Vater von Rolf, gründete die Hans Graf 1956 mit vier Mitarbeitenden in Maisprach. 1997 erfolgte die Umwandlung in eine Familienaktiengesellschaft. Auch der Bruder von Rolf, Christian, ist im Familienunternehmen tätig, genauso wie der Sohn Michael. Sie seien schon immer eine kleinere, flexible Bauunternehmung gewesen, erzählt Graf, mit der Philosophie «Bauhandwerk mit Qualität». Rund 60 Prozent des Bauvolumens entfallen auf den Hochbau, den Umbau und den Rückbau. Der Tiefbau und die Umgebungsarbeiten machen je 20 Prozent aus.

Administrative Hürden

Viele Bauunternehmen seien hervorragend aufgestellt, lobt Graf, sie bewiesen täglich Unternehmergeist und Engagement und Visionen. Sie würden sich auch schnell auf neue Marktbedingungen einstellen. Allerdings rügt Graf die zunehmend komplexeren administrativen Hürden, etwa bei der Offertenerstellung. Kleineren Betrieben würden oft die Ressourcen oder das spezialisierte Know-how fehlen, um komplexe Offerten zu erstellen. Das würde sie benachteiligen.

Graf bemängelt auch die niedrige Einstiegshürde für Neugründungen in der Baubranchen. Es sei möglich, praktisch ohne Kapital oder fundiertes Fachwissen ein Unternehmen zu gründen und Baumeisterarbeiten anzubieten. So kämen unseriöse Anbieter auf dem Markt, was allen schaden würde.

Schlechtere Rahmenbedingungen

Der Einsatz für bessere Rahmenbedingungen für Bauunternehmen war Graf immer wichtig. In den beiden Basler Halbkantonen haben sich diese verschlechtert: Zum einen, weil das Auftragsvolumen der öffentlichen Hand im Kanton Basel-Landschaft abnimmt, zum anderen weil die Wohnschutzinitiative in Basel-Stadt die Investitionsvolumen in Umbauten förmlich einbrechen liess. In Zahlen: Seit Ende Mai 2022 haben die Wohnbaugesuche in Basel-Stadt um 30 Prozent abgenommen im Vergleich zu den zwölf Monaten davor.

Weiter setzte sich Graf für mehr Deponieraum in der Region Basel ein, um kostspielige und ökologisch fragwürdige Transporte im In- und Ausland oder Deponien im Mittelland einzuschränken. Graf betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Recyclings. «Wir Baumeister sind bereit, unsere Beiträge bezüglich Klimaschutz und Verbesserung der Infrastrukturen zu leisten. Doch dafür brauchen wir politische Unterstützung», erläutert er. Der BRB setzt sich seit geraumer Zeit mit Nachdruck für einen umfassenden und umweltgerechten Materialkreislauf ein und verbuchte dabei einige Fortschritte. So verweist der Präsident auf die Roadmap für eine zukunftsfähige Baubranche des Bau- und Planungstisches Basel. Herausgegeben wurde diese Roadmap von zehn Branchenorganisationen, unter ihnen der BRB und die Fachhochschule Nordwestschweiz. Die Schrift, die laufend aktualisiert wird, thematisiert Massnahmen mit dem Ziel, die Materialressourcen zu schonen und das umweltgerechte Bauen zu fördern. Sie appelliert an die Politik, die Leitplanken so zu setzen, dass sie auch von kleineren Betrieben umsetzbar sind. Weiter verweist sie auf neue Technologien und Materialien sowie auf Pilotprojekte.  

Mehr Zeit 

Graf zieht sich von der Verbandsarbeit zurück, weil er das Pensionsalter erreicht hat und beruflich kürzertritt. Kürzlich konnte er die Geschäftsleitung «seiner» Hans Graf AG dem langjährigen Kadermitglied Thilo Gemperle übertragen. Er bleibt aber weiterhin Verwaltungsratspräsident der Hans Graf AG.  

Künftig möchte Graf mehr Zeit mit seiner Frau Claudia verbringen und Gemeinsames unternehmen, und mehr Freiraum für sein geliebtes Hobby dem Velofahren haben. . Zudem möchte er mehr Zeit mit seinen zwei Grosskindern verbringen.

Über den Autor

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Susanna Vanek

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