«In der Politik braucht es mehr unternehmerisches Denken»

Der Bauunternehmer Olivier Imboden ist für Die Mitte Mitglied im Walliser Grossen Rat. Er tut das, weil ihm Menschen wichtig sind und er etwas zurückgeben möchte. Gleichzeitig betont er, dass es in der Politik die Sicht der Unternehmer braucht.

Auch wenn er meist schwarz gekleidet ist, ist Olivier Imboden «ein bunter Hund». Und bei seinen vielen Tätigkeiten scheint es beinahe, als habe sein Tag mehr als 24 Stunden. Tatsächlich ist Imboden CEO und Verwaltungsratspräsident der Walliser Bauunternehmung Ulrich Imboden AG, Medienchef und Verwaltungsratspräsident des Openair Gampel sowie seit 2021 Walliser Grossrat. Seine politische Arbeit kommt bei den Wählerinnen und Wählern sehr gut an: Bei den letzten Nationalratswahlen kam er auf den ausgezeichneten zweiten Platz. Wäre Philipp Matthias Bregy, der den Oberwalliser Sitz der Mitte im Nationalrat innehat, in den Bundesrat gewählt worden – er überlegte sich zwischenzeitlich eine Kandidatur – dann wäre Imboden für ihn in den Nationalrat nachgerutscht.

Dass Imboden mehr in seinem Tag packt als andere Menschen, zeigte sich bereits bei seinem Studium, das er, was aussergewöhnlich ist, gleich mit zwei Lizentiatsarbeiten, in Wirtschafts- sowie in Medienwissenschaften, abschloss. Er habe es gerne abwechslungsreich, meint er dazu, und es sei spannend und inspirierend, sich in verschiedenen Welten zu bewegen. Für seine politische Arbeit bedeutet es, dass er sich auch mal in Geduld üben muss. «Als Unternehmer bin ich es gewohnt, dass ich entscheide. In der Politik geht es viel länger, bis etwas beschlossen wird und ich muss es akzeptieren, wenn ich mit meinen Positionen nicht zur Mehrheit gehöre», meint er.

Witzige Wahlwerbung

Imboden wäre nicht Imboden, wenn er bei seiner Wahlwerbung nicht einen ganz eigenen Weg gehen würde: Er setzt auf witzige, selbstironische Videos, die «Z’Eltru-Gschpräch – eifach ohni Eltru» (Elterngespräch, einfach ohne Eltern) heissen. In diesen trifft sich Imboden mit dem Oberwalliser Ständerat Beat Rieder, der in einer Standpauk etwa seine Coolness bemängelt oder ihm unter anderem an den Kopf wirft, er sei Politiker geworden ohne Jurist zu sein. «Nichts gegen Juristen», meint Imboden zur Berichterstatterin, «aber ich finde, dass es in der Politik mehr Unternehmer braucht. Es braucht ihre Sicht und ihr unternehmerisches Denken. Im Unternehmen, das ich gemeinsam mit meinen Cousins führe, nehme ich bei Investitionsentscheiden mein eigenes Geld in die Hand. Es geht darum, seinen Leuten am Ende des Monats ihren Lohn zahlen zu können. Die Rahmenbedingungen dürfen dabei kein Hindernis darstellen. Diese Erfahrung ist im politischen Diskurs wichtig. » Er engagiere sich in der Politik, um etwas der Öffentlichkeit zurückzugeben, weil er dankbar für sein Leben sei. Dafür ist er bereit, einiges seiner Zeit zu investieren, und zwar nicht nur mit der politischen Arbeit. Weil er im zweisprachigen Wallis politisiert, betreibt Imboden einmal wöchentlich mit einer Lehrerin französische Konversation. Beruflich sei sein politisches Mandat machbar, betont Imboden. «Der Kantonsrat tagt blockweise, so kann man sich als Unternehmer gut organisieren», sagt er. Imboden würde es begrüssen, wenn noch mehr Baumeister politisch tätig wären. Sich selbst bezeichnet Imboden als kritischen Andersdenkenden. «Um auf gute Lösungen zu kommen, muss man manchmal auch quer denken», ist er überzeugt.

Selbstironie kommt an

Nicht nur in seinen Wahlvideos gibt sich Imboden selbstironisch, wenn er sich etwa gegen Rieder, der seine politischen Leistungen kleinzureden versucht, zur Wehr setzt. Imboden erlangte auch nationale Bekanntheit mit seiner Rolle in der SRF-Serie «Tschugger», in der er den zwielichtigen Bauunternehmer Rinaldo Fricker spielte. Als ihm der Regisseur und Erfinder der Serie, David Constantin, das Drehbuch geschickt habe, habe er zuerst abgelehnt, bekennt Imboden. Dann habe er aber die Chance erkannt, in einem Film mitspielen zu können. «Die Leute schätzen meine Selbstironie, ob bei Tschugger oder meinen Wahlwerbevideos. Sie können gut unterscheiden, dass ich im Film ein anderer bin als im richtigen Leben. Aber ich werde viel auf Tschugger angesprochen, er ist immer wieder ein Türöffner, wenn ich als seriöser und gewissenhafter Unternehmer, der ich bin, unterwegs bin.»

Menschen sind ihm wichtig

Das liegt vielleicht auch daran, dass es Imboden gut mit den Leuten kann. «Ich mag Menschen», sagt er. Darum seien ihm im Unternehmen alle Mitarbeitenden wichtig. «Als Chef muss man wissen, wie sie sich fühlen und wo der Schuh drückt, vielleicht auch privat, um sie unterstützen zu können. Das ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig. Wenn die Leute gerne bei einem arbeiten, dann lassen sie sich nicht so schnell abwerben.» Mit walliser-pauer.ch und Schnuggeli TV auf den sozialen Medien schafft sich die Ulrich Imboden AG bei jungen Menschen Sichtbarkeit.

Präsenz schafft sich Imboden nicht nur mit seiner Rolle in «Tschugger», sondern auch mit seinem Podcast «DickimGscheft», in dem er mit Michael Schnyder über die verschiedensten Themen plaudert, wobei die beiden immer wieder selbstironisch auch das eigene Gewicht thematisieren. Den 200. Podcast führten die beiden live auf der Bühne vor.

90 Jahre Kompetenz

Auch die Bauunternehmung Ulrich Imboden AG fällt auf: Mit 90 Jahren Kompetenz. Das 1935 gegründete Unternehmen mit 400 Angestellten machte mit der Realisierung der meisten Baumeisterarbeiten zum Jahrhundertprojekt S3 auf dem Kleinen Matterhorn sogar international auf sich aufmerksam. Das sei eben «Wallisär Pauer», formuliert es Imboden.

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

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