Interview zur Nachhaltigkeit des Massivbaus

Martin Graf, Leiter Unternehmensführung beim SBV, hat dem Magazin Traumhaus ein Interview gegeben, in dem er die Vorzüge des Massivbaus hervorstreicht. Dieser punktet auch bei der Nachhaltigkeit. Dieses wurde in der aktuellen Ausgabe publiziert. Nachfolgend einige Auszüge aus dem Interview, das Donika Gjeloshi geführt hat.

 

Inwiefern ist die massive Bauweise nachhaltig?

Martin Graf: Der Massivbau besticht in erster Linie insbesondere durch seine Langlebigkeit. Bereits die alten Römer setzten auf Beton und errichteten beispielsweise damit das Pantheon oder das Kolosseum, Gebäude, welche noch 2000 Jahre später eindrücklich ihre Langlebigkeit aufzeigen. Aber auch technologisch hat sich vieles getan. So gibt es heute CO2-bindenden Beton, und auch die Wiederverwertungsquote bei Bauabfällen beträgt bereits 75 Prozent.

Recycling-Beton ist zunehmend ein Thema. Wann macht es Sinn darauf zurückzugreifen?

Wer auf eine nachhaltige Bauweise setzen möchte, kann Recycling-Beton bereits heute fast überall einsetzten. Das zeigt sich am besten anhand des Beispiels der Erweiterung des Kunsthaus Zürich. Für den Erweiterungsbau wurden über 90 Prozent Recycling-Beton sowie treibhausgasreduzierter Zement eingesetzt.

Welche Faktoren beeinflussen eine nachhaltige Bauweise?

Wir stellen fest, dass Trend hin zu einer nachhaltigen Bauweise in der Schweiz begonnen hat. Der Preisvergleich erfolgt in der Regel zu einseitig so dass die Preise für nachhaltige Baustoffe zu hoch erscheinen. Bei tiefer greifender Betrachtung beispielsweise bezüglich Lebensdauer oder späteren Veränderungen präsentiert sich der Wert der Investition bereits ganz anders.

Worauf müssen also Bauherrschaften besonders achten, wenn Sie massiv und nachhaltig bauen wollen?

Wer heute nachhaltig bauen möchte, braucht eine gesamtheitliche Betrachtung. Das betrifft nicht nur den Einsatz von Baumaterialien, sondern beispielsweise auch das Energiesystem etc.

Wie lässt sich überprüfen wie viel Energie die Herstellung und der Transport (graue Energie) erfordert haben?

Wer Wert auf eine nachhaltige Herstellung/Transport legt, sollte dies bereits bei Ausschreibung berücksichtigen. Entsprechende Angaben können beispielsweise von Anbietern in der Ausschreibungs- und Offertphase einverlangt werden.

Wie wirkt sich eine nachhaltige Bauweise auf die Kosten aus?

Aktuell sind im Massivbau die nachhaltigen Baustoffe noch leicht teurer. Dies vor allem dadurch bedingt, dass die Wiederaufbereitung von Materialien aufwändig ist. Innovation schreitet jedoch auch hier voran, so dass die Preise zukünftig weiter fallen dürften.

Gibt es für Bauherrschaften eine Möglichkeit, um den ökologischen Fussabdruck durch die Errichtung eines Einfamilienhauses in Massivbauweise oder grundsätzlich zu kompensieren? Welche?

Heute besteht in vielen Bereichen die Möglichkeit, die CO2-Belastung finanziell zu kompensieren. Wer jedoch bewusst nachhaltig bauen möchte, kann auch eine Zertifizierung seines Gebäudes in Betracht ziehen. Hier bietet die Schweiz mit Minergie, den Gebäudeausweis der Kantone oder dem Standard für nachhaltiges Bauen Schweiz diverse Möglichkeiten.

Gibt es etwas, das Sie ergänzen möchten?

Nur wenn wir es schaffen alte Gebäude durch neue, klimaneutrale Ersatzneubauten zu ersetzen, erreichen wir die ambitionierten Klimaziele bis 2050. Dass wir mit der Modernisierung des Gebäudeparks zudem einen Beitrag zur Verdichtung leisten, schützt unsere Bodenressourcen. Untersuchungen zeigen, dass mit Investitionen in den Schweizer Gebäudepark viel mehr bewirkt werden kann als etwa mit Abgaben auf Flugtickets oder mit anderen ähnlichen Massnahmen.

Beitrag Traumhaus

 

 

 

 

 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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