Jahrhundertprojekt Titlis ist Baustelle am Himmel

Der Titlis wird zur grössten Baustelle der Alpen: Auf knapp 3000 Metern Höhe, wo Sturm, Schnee und dünne Luft den Baualltag bestimmen, stemmen Bauarbeiter, Ingenieure und Helikopter eine logistische Meisterleistung.

Auf über 3000 Metern Höhe entsteht derzeit eines der spektakulärsten Bauprojekte Europas: die Titlis Peak Station und der Titlis Tower. Entworfen vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron sollen sie ab 2026 beziehungsweise 2029 die Zukunft des Bergtourismus am Titlis prägen. Lichtdurchflutete Räume, eine markante Kreuzform am Turm und die Symbiose von Natur und Architektur machen die Anlage zu einem neuen Wahrzeichen der Alpen.

Die Natur bestimmt den Baualltag

Arbeiten in hochalpiner Lage bedeutet: Wetterkapriolen, kurze Bauperioden und extreme Bedingungen. Die grösste Herausforderung? «Ganz klar das Wetter», sagt Martin Käslin, Baustellenchef der ARGE TITLIS 3020 (Marti, Porr und Bürgi). «Schnee, Wind, Nebel und plötzliche Wetterumschwünge bestimmen den Rhythmus.»

Bauarbeiten hier oben sind nichts für schwache Nerven. Gewitter im Sommer, Stürme im Winter – hier oben ist jede Planung nur so gut wie die nächste Wetterprognose. Sicherheit geht vor, oft heisst das auch: Arbeiten abbrechen und warten.

Logistik am Limit

Die Materialtransporte sind ein Kapitel für sich. Zwei 40-Tonnen-Bagger, eine 82-Tonnen-Stahlstütze, 37-Tonnen-Seilrollen – alles musste auf den Berg. «Der Transport von Maschinen und Material hier hoch ist eine logistische Meisterleistung», erklärt Projektleiter Norbert Scholz von den Titlis Bergbahnen. «Alles, was im Tal selbstverständlich ist, muss hier oben neu gedacht werden.» Wenn immer möglich, wird das Material mit den Bergbahnen transportiert – ein Vorgang, der mehrmaliges Umladen erfordert.

Mittlerweile kümmern sich rund 30 Personen um die Logistik. Jedes Bauteil wird im Vorfeld so geplant, dass es in die Transportgondeln passt oder als Last am Helikopter geflogen werden kann. «Jeder Kubikmeter Beton, jedes Armierungseisen muss doppelt berücksichtigt werden: einmal für die Baustelle selbst und einmal für den Weg dorthin», sagt Käslin. Die Logistik am Titlis funktioniert wie ein Uhrwerk – allerdings eines, das vom Wetter gesteuert wird. «Wenn der Nebel aufzieht, steht alles still.»

Teamgeist in der Höhe

Arbeiten am Berg verlangt neben dem ständigen Spagat zwischen Planung und Improvisation vor allem Teamarbeit. Käslin ist überzeugt: «Teamarbeit ist hier oben das A und O. Jede und jeder muss sich jederzeit auf die anderen verlassen können.» Trotz aller Widrigkeiten bleibt die Stimmung auf der Baustelle positiv. «Rückschläge wie wetterbedingte Verzögerungen fangen wir gemeinsam auf», bestätigt Scholz.

Die Arbeiten auf 3000 Metern kommen sichtbar voran. «Wir liegen gut im Zeitplan. Bis zum Wintereinbruch wollen wir die Hülle des Titlis Towers und die Südwestumgehung fertigstellen. So können wir uns in den kalten Monaten auf den Innenausbau konzentrieren», zeigt sich Scholz zuversichtlich. Die Eröffnung des Titlis Towers am 28. Mai nächsten Jahres ist fest im Blick. Auf der hochalpinen Baustelle herrscht Zuversicht. Niemand hier oben zweifelt daran.

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