Lehrabgänger: In der Baubranche können sie bleiben

Wirtschaftskrisen tangieren junge Berufsleute ohne grosse Erfahrung stärker als andere Altersgruppen. Experten schätzen, dass ein Viertel der diesjährigen Lehrabsolventen ohne Anschlusslösung dasteht. Im Bauhauptgewerbe sieht die Situation ganz anders aus. Dort können die diesjährigen Lernabsolventen bereits ihre Karriere planen.

«Kannst du bleiben?» Dieses Jahr lautet die Antwort bei vielen Lernabgängerinnen und Lernabgängern: «Leider nein.» Experten schätzen, dass aufgrund der wirtschaftlichen Folgen von Corona rund ein Viertel der diesjährigen jungen Leute, die das Qualifikationsverfahren bestanden haben, keine Anschlusslösung haben. Sie befürchten, dass dies gravierende Folgen für ihre Berufsbiographie haben könnte, weil gleichzeitig die Zahl der ausgeschriebenen Stelle um rund die Hälfte zurückgegangen ist. Das hat sogar die Politik auf den Plan gerufen.

 SP-Ständerat Daniel Jositsch hat am 2. Juni 2020 ein Postulat eingereicht, das fordert, der Bundesrat solle beauftragt werden, zu prüfen und Bericht zu erstatten, wie die bestehende arbeitsmarktliche Massnahme des Berufspraktikums in der Bewältigung der Corona-Krise intensiviert werden kann. Dies vor dem Hintergrund, dass für Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger, die nach dem Abschluss der Ausbildung keine Stelle finden, bereits heute mit dem Berufspraktikum eine arbeitsmarktrechtliche Massnahme der Arbeitslosenversicherung besteht. Jositsch fürchtet, wie andere auch, dass die Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz aufgrund von Corona massiv zunehmen könnte.

Gefragte Berufsleute

Von der Lehre in die Arbeitslosigkeit – dieses Szenario bewahrheitet sich im Bauhauptgewerbe nicht. Die jungen Berufsleute sind in der Branche aufgrund des Fachkräftemangels sehr willkommen und können in der Regel bleiben. «Wir offerieren unseren erfolgreichen Maurerstiften nach Abschluss ihrer Lehre in der Regel einen Arbeitsvertrag», erzählt zum Beispiel Indira Arifi, Personalverantwortliche bei Specogna Bau AG. «Das ist auch in diesem Jahr, trotz Corona, der Fall.»

Arifi führt aus, dass weiter die beiden Absolventen der EBA-Ausbildung die Chance erhalten hätten, eine EFZ-Lehre anzuschliessen. «Bei den EFZ-Absolventen», erzählt sie zudem, «ist Weiterbildung absolut ein Thema. Wir behalten Lehrabgänger nicht nur, wir wollen sie auch in ihrer Entwicklung fördern.» Wenn die jungen Leute nicht von selbst das Thema anschneiden, dann lässt ihnen Arifi Flyer der Weiterbildungsmöglichkeiten zukommen. «Damit sie Überlegungen in diese Richtung anstellen.»

Arifi erläutert, dass es nicht so sei, dass die Firmenverantwortlichen keine Angst vor den Folgen von Corona hätten. «Keiner weiss, wie die Auftragslage sein wird, das ist schon so. Aber unsere Mitarbeitenden sind unser Kapital – und das wollen wir auch in Krisenzeiten behalten. Deshalb bekommen engagierte junge Berufsleute bei uns eine Chance.»

Fazit: Eine Lehre auf dem Bau lohnt sich. Und es hat noch freie Lehrstellen!

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Schweizerischer Baumeisterverband

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