Ein modernes Arbeitszeitmodell für alle

Das vom SBV erarbeitete Arbeitszeitmodell 23+ bringt die gemeinsamen Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmer unter einen Hut.

Das vom SBV erarbeitete Arbeitszeitmodell 23+ bringt die gemeinsamen Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmer unter einen Hut.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben mehr gemeinsame Interessen, als man annehmen könnte. Besonders wenn es darum geht, die Arbeit auf dem Bau besser zu organisieren, liegen die Bedürfnisse der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter näher bei den Baumeistern als bei den bisherigen Forderungen der Gewerkschaften. Gefragt ist mehr Spielraum bei der Gestaltung der Arbeitszeit.

Mehr Flexibilität für beide Seiten

Das Marktumfeld und gesellschaftliche Entwicklungen verlangen flexiblere Lösungen als die starren Regelungen des geltenden Landesmantelvertrags (LMV). Der SBV hat mit dem Arbeitszeitmodell 23+ einen Vorschlag erarbeitet, der diese Veränderungen aufnimmt und so den Bedürfnissen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern besser entspricht. Basis für das Modell sind einerseits die Realität auf den Baustellen und andererseits der Wunsch nach einem Ausgleich zwischen Berufs- und Privatleben, wie dies auch in der kürzlichen Umfrage unter Bau-Polieren zum Ausdruck kam.

Im Zentrum steht eine bedürfnisorientierte Planung. Diese beinhaltet eine flexiblere und baustellenspezifische Organisation der Arbeit. Die Jahresarbeitszeit von 2’112 Stunden bleibt unverändert, künftig soll sich dieser jedoch auf Ferien, Feier- und Kompensationstage beschränken. Der bisherige Arbeitszeitkalender erweist sich im Baustellenalltag immer wieder als zu starr und bürokratisch. Flexibilität entsteht durch die individuelle Ausgestaltung der übrigen Rahmenbedingungen.

Das neue Arbeitszeitmodell 23+ steigert die Attraktivität der Baubranche, weil die Flexibilität für eine bessere Balance von Berufs- und Privatleben sorgt.

Besserer Ausgleich von Beruf und Privatem

Das Aufheben des täglichen und wöchentlichen Arbeitszeitrahmens ermöglicht, dass ein Mitarbeitender beispielsweise sein 100%-Pensum auf eine 6-Tage-Woche aufteilen kann. Die kürzere tägliche Arbeitszeit von 6.75 Stunden ist beispielsweise für ältere Arbeitnehmende interessant. Umgekehrt profitieren Mitarbeitende bei einer 4-Tage-Woche, dass sie einen ganzen Tag mehr mit der Familie verbringen oder ihrem Sport oder einem anderen Hobby nachgehen können. Auch kurzfristige Termine wie das Abholen von Kindern aus der Kita oder die Betreuung von Angehörigen sind einfacher möglich.

Das neue Arbeitszeitmodell 23+ steigert die Attraktivität der Baubranche, weil die Flexibilität für eine bessere Balance von Berufs- und Privatleben sorgt. Damit wird es künftig einfacher, Fachkräfte im Beruf zu halten und junge Talente für einen Bauberuf zu gewinnen, zwei zentrale Herausforderungen der Zukunft im Bauhauptgewerbe.

Schnellere Reaktion auf externe Einflüsse

Die rollende Arbeitszeitplanung erlaubt es, eine Baustelle mit der bestehenden Equipe einfacher umzusetzen. So kann ein Baumeister beispielsweise besser auf Schlechtwetter reagieren, ohne dadurch terminlich und finanziell in Rückstand zu geraten. Auch die Risiken widriger Wettereinflüsse auf die Mitarbeitenden werden minimiert, wenn vor Ort einfach und flexibel reagiert werden kann. Lohneinbussen werden dadurch genauso verhindert wie die umständliche Bürokratie für Anträge auf Kurzarbeitsentschädigung.

Gefragt ist der Konsens der Gewerkschaften

Die Vorschläge des SBV für die Eckpunkte des Arbeitszeitmodells 23+ stehen. In den nächsten Verhandlungsrunden wird es für den SBV darum gehen, sich mit den Gewerkschaften auf weitere Parameter zu einigen. Ziel bleibt ein flexibler LMV, der Handlungsspielraum für individuelle Lösungen lässt.

Gemeinsame Interessen

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit ist eine zentrale Forderung des SBV. In den aktuellen Verhandlungen für einen neuen Landesmantelvertrag vertritt der SBV diese gemeinsame Interessen:

  • Gesunde Arbeitnehmende auf sicheren Baustellen: Der SBV verlangt flexible Regeln, um besser auf Wetterumschwünge und kurzfristige Wünsche der Bauherren reagieren zu können. Kompromisse bei Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz lehnt er ab.
  • Vollbeschäftigung sichern: Der SBV setzt sich für sichere Arbeitsplätze für gut ausgebildete und gut bezahlte Festangestellte ein. Das bedingt, dass die Lohn- und Lohnnebenkosten finanzierbar bleiben.
  • Arbeitsplatzsicherheit für Ältere: Der SBV will ältere Arbeitnehmer im Arbeitsleben halten. Ansatzpunkte sind innovative Arbeitsmodelle und individuell angepasste Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Karrierechancen für Junge: Der SBV engagiert sich für attraktive Jobs mit Perspektiven für Junge. Die Nachwuchsförderung mit Weiterbildung und Leistungslohn sind wichtige Anreize.
  • Fachkräfte in der Branche halten: Der SBV fördert den Ausgleich von Berufs- und Privatleben. Das bedingt flexiblere Arbeitszeiten und gezielte Förderung der Arbeitnehmenden.
  • Klare und einfache Regeln: Der SBV fordert, dass es im Vollzug nicht zu mehr Fragen als Antworten kommt. Denn nur ein verständlicher Landesmantelvertrag ist praxistauglich.

Erfahren Sie mehr über die Positionen des SBV zum LMV.

Über den Autor

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Thomas Staffelbach

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