Modernisierung Gebäudepark zur Erreichung der Klimaziele

Der Gebäudepark ist veraltet. Er allein ist für 24% der CO₂-Emissionen des Landes und für 45% des Energieverbrauchs verantwortlich. Bei der derzeitigen Sanierungsgeschwindigkeit können die Klimaziele der Schweiz erst in 100 Jahren erreicht werden.

Der Schweizer Gebäudepark ist veraltet. Er allein ist für 24% der CO₂-Emissionen des Landes und für 45% des Energieverbrauchs verantwortlich. Bei der derzeitigen Sanierungsgeschwindigkeit (0.9% des Gebäudebestandes pro Jahr) können die Klimaziele der Schweiz erst in 100 Jahren erreicht werden. Um dennoch bis 2050 CO₂-neutral zu werden und damit die Klimaziele der Schweiz zu erreichen, muss die Sanierungsrate um das Dreifache erhöht werden.

Es wird zurzeit viel über mögliche Massnamen gesprochen. Für Immobilienbesitzer stellen sich Fragen wie: Wie hoch ist die Energieeffizienz der Immobilie? Gibt es eine Möglichkeit, das Objekt auszubauen? Lassen sich die umfassenden Modernisierungs- und Klimaschutz-Projektideen mit einer gründlichen Sanierung umsetzen oder wäre ein Ersatzneubau eine bessere Lösung? Wie kann das Projekt finanziert werden?

Es dreht sich also viel um energetische Renovierungen und Ersatzneubauten. Ein heute gebautes Gebäude verbraucht vier- bis siebenmal weniger Energie als ein Gebäude, das vor 1980 gebaut worden ist. Neue Gebäude stossen zudem kein CO₂ aus, wie es die bereits geltenden Gesetze vorsehen. Daher ist der Neubau alter Gebäude mittels Ersatzneubauten oft energieeffizienter als eine Sanierung. Damit die Schweiz ihre Umweltziele rechtzeitig erfüllen kann, müssen Sanierungen und Ersatzneubauten attraktiv bleiben. Neben finanziellen Anreizen, beispielsweise über das Gebäudeprogramm der Kantone, könnten Behörden Anreize anderer Art für Ersatzneubauten und umfassende energetische Gebäudesanierungen gewähren. Wird verdichtete Bauweise durch eine höhere Ausnützungsziffer – gemeint ist das Verhältnis zwischen Grundstücksfläche und Bruttogeschossfläche – ermöglicht, wirkt sich dies positiv auf die Erreichung der Klimaziele aus. Dazu braucht es keine Subventionen, sondern Anreize in den Rahmenbedingungen. Hier ist die Politik gefordert.

Damit die Schweiz ihre Umweltziele rechtzeitig erfüllen kann, müssen Sanierungen und Ersatzneubauten attraktiv bleiben. Neben finanziellen Anreizen könnten Behörden Anreize anderer Art für Ersatzneubauten und umfassende energetische Gebäudesanierungen gewähren.

Investitionen in die Modernisierung des Gebäudeparks hochhalten

Das konjunkturelle Umfeld gestaltet sich herausfordernd, auf der ganzen Welt und in der Schweiz. Anfangs 2021 erwachte die globale Nachfrage rasch aus der Schockstarre der Corona-Pandemie. Die Lieferketten konnten jedoch nicht Schritt halten, wodurch sich viele Rohstoffe und Güter verteuerten. Der Krieg in der Ukraine hat die Preise weiter steigen lassen und verschärft die Schwierigkeiten in den Lieferketten.

So hat sich beispielsweise Baustahl um über 70% verteuert. Das Brennen von Backsteinen ist energieintensiv, wodurch sich die teureren, importierten Energieträger indirekt auch auf diesen Baustoff niederschlagen. Bei Beton machen sich höhere CO₂-Abgaben bemerkbar. Bisher sind nur sehr wenige Verzögerungen auf Baustellen bekannt geworden. Die Versorgung der Baufirmen mit dem nötigen Baumaterial ist herausfordernder geworden, kann aktuell aber gewährleistet werden. Bei einem Einfamilienhaus machen die Bauarbeiten – ohne die Handwerkerarbeiten des Ausbaugewerbes – 20% der Kosten aus. Die Materialpreise machen 40% dieser 20% aus. Für Privatpersonen hat die Entwicklung der Grundstückspreise einen viel grösseren Einfluss auf den Preis einer Immobilie als der Materialpreis, der im Normalfall bei einem Einfamilienhaus zu Mehrkosten im Rahmen eines vierstelligen Frankenbetrags führt.

Weit verbreiteter Wunsch nach dem eigenen Heim

Der Wunsch nach dem eigenen Haus oder eigenen Wohnung ist immer noch sehr weit verbreitet und die Bautätigkeit hält mit der Nachfrage nicht Schritt. Die Schweizerinnen und Schweizer wollen bauen. In den letzten beiden Jahren sind pandemiebedingt die Preise für Wohneigentum zusätzlich gestiegen.

Der Wille in energieeffiziente neue Gebäude zu investieren ist wichtig. Neben den privaten Bauherren sind auch die institutionellen Bauherren Treiber dieser Investitionen in den Klimaschutz. Denn mieten wird gegenüber dem Eigenheim weiter attraktiv bleiben, auch wenn die Teuerung aktuell dafür sorgt, dass die Hypothekarzinsen in der Schweiz steigen.

Für die Erreichung der Klimaziele braucht es eine Offensive in der Modernisierung des Gebäudeparks in der Schweiz. Dieses langfristige Ziel darf nicht aus den Augen verloren werden.

 

 

Dieser Beitrag ist erschienen in Fokus Bau und Immobilien, einer Beilage zum Tages-Anzeiger vom 10.6.22.

Über den Autor

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Bernhard Salzmann

Direktor SBV

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