Neuer Bauführerabschluss – Zukunft mit Potenzial

Die Rahmenbedingungen für einen neuen Bauführer-Abschlusses sind gut. Nach einer intensiven Gestaltungsphase ist die Branche nun in der Umsetzung. Jetzt gilt es, das Momentum zu nutzen!

 

Ein Blick in aktuelle Fachkräftemangel-Rankings zeigt, dass Bauführer auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor ein rares Gut darstellen. Ein attraktiver Abschluss kann zusätzliche Fachkräfte für den Bau gewinnen und die angespannte Situation für Arbeitgebende und Arbeitnehmende entschärfen. Mit der Revision der Ausbildung sind die Rahmenbedingungen dafür gesetzt:

Die Inhalte sind aktualisiert und zukunftsfähig. Die Einbettung von digitalen Kompetenzen bereitet Absolventinnen und Absolventen nicht nur optimal auf den technologischen Wandel vor. Die stärkere Gewichtung von Selbst- und Sozialkompetenzen stärkt zudem auch deren Resilienz und fördert ihre Führungskompetenzen. Die Zutrittsbedingungen sind flexibel gestaltet und erlauben vielfältige und bedürfnisgerechte Karrierepfade für Fachleute aus dem Bauhauptgewerbe wie auch neu für Quereinsteiger. Das «Ausbildungsgefäss» erfolgt neu, analog zur Baumeisterausbildung, im Rahmen einer höheren Fachprüfung, setzt also Praxiserfahrung auf der Funktion voraus. Angehende Bauführerinnen und Bauführer eignen sich ihre Kompetenzen sowohl im Vorbereitungskurs als auch in der betrieblichen Praxis an.

Die Zukunft ist vielversprechend und zugleich herausfordernd. Das gilt für angehende Bauführerinnen und Bauführer wie auch für Bildungsanbieter, Baufirmen und den SBV. Das Beste daran: Die Zukunft findet bereits statt. Die Umsetzungsphase ist gestartet, erste Lehrgänge in den Vorbereitungskursen laufen, die ersten eidgenössischen Prüfungen sind auf April 2026 terminiert. Nun gilt es, dass alle Akteure, d.h. Unternehmen, Lernende, Bildungsanbieter und Verband, das Potenzial umsetzen und am Ball bleiben. Den Unternehmen verlangt die Bereitstellung von Praxiserfahrung mehr Flexibilität ab, da sich Ausbildung und Beruf nicht immer einfach vereinbaren lassen. Wirksames Lernen in der betrieblichen Praxis wird zudem idealerweise begleitet durch Mentoring- und Götti-Massnahmen.

Die Bereitstellung von Erfahrung auf der Funktion ist aber vor allem vielversprechend: Sie eröffnet Zugang zu einem neuen Nachwuchspool. Angehende Bauführerinnen und Bauführer wachsen zudem früh in die neue Rolle und in die Kultur des Betriebes hinein. Das steigert letzten Endes auch die Betriebstreue.

Gemeinsam für eine erfolgreiche Umsetzung

Die ETH Zürich begleitet die Umsetzung des neuen Bauführerabschusses. Wo steht die Baubranche in diesem anspruchsvollen Prozess? Thomas Bolli, Direktor des Swiss Education Lab, gibt Auskunft über den Wandel.

 

Das Swiss Education Lab der ETH Zürich begleiten den SBV und die Branche beim Systemwechsel vom Beruf Bauführer/in an der Höheren Fachschule zur Höheren Fachprüfung. Wie weit ist der Prozess umgesetzt?

Aktuell befinden wir uns mitten in der Transformation. Erste Erkenntnisse zeigen, dass die Veränderung für alle Akteure gross ist. Deshalb ist der Wechsel in verschiedener Hinsicht eine Herausforderung. Die Transformation ist aber auf gutem Weg.

Welchen Nutzen liefert eine akademische Betreuung?

Unsere wissenschaftliche Begleitung zielt darauf ab, die Herausforderungen und Chancen der Transformation frühzeitig zu erkennen. Als Bausteine unseres Frühwarnsystems befragen wir regelmässig Studierende, Arbeitgeber, Bildungsanbieter und Organisationen der Arbeitswelt. Dabei agieren wir als Frühwarnsystem und Sprachrohr der Akteure, um auf Probleme hinzuweisen. Unsere Analysen liefern damit eine fundierte Basis, um die Qualität des Transformationsprozesses sicherzustellen und die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren zu verbessern. Die Ergebnisse dienen auch als Anstoss, dass sich alle Akteure an einen Tisch setzen, sich auszutauschen und voneinander lernen.

Was waren bisherige Herausforderungen?

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Zeit für die Anpassung nur knapp ausreichend ist. Deshalb sind die Planung und Erstellung der Vorbereitungskurse für die Höheren Fachprüfungen eine Herausforderung. Die Bildungsanbieter sind zufrieden mit der Menge und Qualität der Bewerbungen. Allerdings bestehen Unsicherheiten über die Zulassungsbedingungen. Dies kann zu Herausforderungen bei der Zulassung von Studierenden sowie der Planung und Erstellung der Vorbereitungskurse führen, welche aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse adressiert werden können.

 

©Staempfli Kommunikation

 

Welche heiklen Themen stehen als nächstes an?

Im neuen System spielt die für die Höhere Fachprüfung qualifizierende Praxis eine wichtige Rolle. Dies bietet viele Chancen, da manche Kompetenzen am Arbeitsplatz besser erlernt werden können als bei den Bildungsanbietern. Allerdings bedingt dies ein Umdenken auf Seite der Arbeitgeber punkto Flexibilität und Rolle. Zudem ist es wichtig, den Transfer zwischen den Vorbereitungskursen und der Praxis sicherzustellen. Es ist deshalb zentral zu untersuchen, inwiefern die praktischen Erfahrungen von Studierenden am Arbeitsplatz ihre Qualifizierung unterstützen und den Lerntransfer fördern.

Neue Bauführer- und Bauunternehmerabschlüsse

Unternehmen und an eine der oben vorgestellten Ausbildungen Interessierte finden weitere Informationen in folgendem Video und auf folgender Seite.

Weitere Informationen zum Swiss Education Lab.

Über den Autor

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Curdin Pfister

Projektleiter Berufsbildung

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