Sand, eine wertvolle Ressource, die es zu schonen gilt

Sand ist nach Wasser die meistverwendete Ressource der Welt. Sie fliesst in die Herstellung verschiedenster Produkte mit ein, wie beispielsweise Glas, elektronische Bauteile, Solarzellen, Zahnpasta und nicht zuletzt Beton, der am meisten verwendete Baustoff, nicht nur in der Schweiz.

 

Im Gegensatz zur Schweiz, die auch auf längere Sicht über genügend Sand verfügt, um ihren Bedarf zu decken, sieht es international ganz anders aus. In der Tat ist der Bedarf explodiert, auch aufgrund der Verdreifachung der Weltbevölkerung in den letzten 60 Jahren. Und dieser Trend dürfte anhalten. Experten schätzen, dass sich der Bedarf an Sand bis im Jahr 2060 verdoppeln wird.

China alleine macht aktuell 60% des weltweiten Sandbedarfs aus. In nur vier Jahren hat das Reich der Mitte so viel Sand verwendet wie die Vereinigten Staaten im ganzen 20. Jahrhundert! Doch auch die Monarchien am arabischen Golf sind nicht gerade sparsam, wie zum Beispiel Dubai, das pro Jahr Sand im Wert von 5 Milliarden US-Dollar importiert. So wurde für den Bau des 828 Meter hohen Burj Khalifa, dem höchsten Turm der Welt, Sand aus dem 10’000 Kilometer entfernten Australien verwendet, obschon er mitten in der Wüste steht! Denn Sand ist nicht gleich Sand, und nicht jede Art von Sand hat dieselben Eigenschaften. Sand aus der Wüste ist denn auch für die Bauwirtschaft unbrauchbar.

Wirtschaftliche und strategische Interessen

Lange als unendliche Ressource ohne grossen wirtschaftlichen Wert betrachtet, wird Sand immer knapper und damit zu einem immer begehrteren Material. So machen sich bereits heute Spannungen bei der Beschaffung bemerkbar, wie beispielsweise in Kambodscha, China oder Vietnam. Ganz zu schweigen vom illegalen Abbau durch mafiöse Organisationen in Ländern wie Indien oder Marokko.

Sand hat also auch eine geostrategisches Bedeutung. So hat beispielsweise Singapur einen Viertel seiner zusätzlichen Fläche durch die Aufschüttung des Meeres mit Sand aus Indonesien dazugewonnen, wo ganze Inseln verschwunden sind, um diesen enormen Bedarf zu decken. In den USA wird Sand für ein ganz anderes strategisches Ziel verwendet, nämlich für das so genannte «Fracking», dem Abbau von Schiefergas, um die amerikanischen Bestrebungen in Sachen Unabhängigkeit der Stromversorgung und der Wirtschaft zu unterstützen.

Lokaler Abbau und Recycling schützen die Umwelt

Natürlich hat dieser Heisshunger nach Sand sehr direkte Auswirkungen auf die Umwelt. So findet der Abbau grosser Mengen Sand immer mehr in küstennahen Gebieten der Meere und Ozeane statt, da die aus der natürlichen Erosion entstandenen Sedimente den Bedarf gewisser Länder bei Weitem nicht mehr zu decken vermögen. Das treibt die Erosion der Küsten voran und führt dazu, dass ganze Küstenabschnitte im Meer versinken, wie es beispielsweise in Florida bereits der Fall ist.

In der Schweiz haben wir das Glück, über genügend Sand zu verfügen, um unseren Bedarf auch in Zukunft zu decken. Vor dem Hintergrund, dass Beton zu zwei Dritteln aus Sand besteht, ist es daher umso wichtiger, diesen lokalen Rohstoff aufzuwerten, der ganz natürlich in unseren Böden, Seen und Flüssen vorhanden ist.

96% der hierzulande verwendeten schweren Materialien im Bau stammen aus der Schweiz, was einen verantwortungsvollen und reflektierten Einsatz der Ressourcen ermöglicht. Es ist daher unabdingbar, die lokale Produktion aufrechtzuerhalten und nicht auf umweltschädliche Methoden im Ausland auszuweichen.

Zudem sollte die Kreislaufwirtschaft und insbesondere die Wiederverwertung von Baustoffen gefördert werden. So werden in der Schweiz schon heute über 70% der Bauabfälle rezykliert, aber noch zögern die Bauherrschaften beim Einsatz wiederverwendeter Materialien und setzen vielmehr auf neue Materialien, die sie als «sicherer» betrachten.

Positive Anreize wie beispielsweise die Sensibilisierung auf die Vorteile von Recyclingbeton und ein besseres Verständnis für dessen technischen Eigenschaften würden zu einer Verbesserung der Nachhaltigkeit im Bau beitragen.

 

Über den Autor

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Corine Fiechter

Mediensprecherin / Spezialistin Kommunikation

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