Schweizer Gebäudepark: CO2-Vorbild und dennoch zu viele Emissionen

Von allen Gebäudeparks weltweit gehört der Schweizerische zu den grössten CO2-Emittenten. Aber mit weniger als 0.5% der globalen Emissionen fällt er nur wenig ins Gewicht. Der Schweizer Gebäudepark sollte kosteneffizient umweltfreundlicher werden.

Stärkster CO2-Rückgang im Gebäudepark

Der Schweizerische Gebäudesektor stiess 1990 noch über 16.7 Mio. Tonnen CO2 in die Luft. Seitdem haben sich seine Emissionen um 40% auf 9.6 Mio. Tonnen verringert. Dies ist doppelt so stark wie das Total aller CO2-Emissionen (-21%). Kein anderer Bereich hat seinen Ausstoss derart kräftig reduziert. Der Anteil des Gebäudesektors am Total nahm damit von einem Drittel auf ein Fünftel ab. Aus inländischer Perspektive hat der Schweizer Gebäudesektor grosse Fortschritte erzielt. Aber wie gut schlägt er sich im internationalen Vergleich?

Schweizer Gebäudepark emittiert pro Einwohner 57% weniger CO2

Gegenüber 1990 emittiert der Schweizer Gebäudepark 43% weniger CO2, pro Einwohner sogar 57% weniger. Damit rangiert die Schweiz auf Rang 22 bzw. 20 auf der Welt.

Globale Spitzenreiter sind Litauen und Schweden, deren Gebäudeparks ihre Emissionen (total sowie pro Person) um rund 80% gesenkt haben.

Pro Einwohner sind Emissionen der Gebäudeparks in zwei Drittel der Länder zurückgegangen. Allerdings ist die Bevölkerung vielerorts kräftig gewachsen. Nur ein Drittel der Gebäudesektoren weltweit war erfolgreich darin, ihren CO2-Ausstoss zu senken, gesamthaft um 550 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr in 2023 gegenüber 1990. Ihnen stehen zwei Drittel der globalen Gebäudeparks gegenüber. Sie haben ihre jährlichen Emissionen um 660 Mio. Tonnen erhöht. Unterm Strich stösst der weltweite Gebäudepark heute also 110 Mio. Tonnen CO2 mehr aus als noch vor 30 Jahren.

Nur 0.3% der globalen Emissionen, dennoch unter Top 20% der schmutzigsten Gebäudeparks

Trotz seiner beeindrucken Einsparungen stösst der Schweizer Gebäudepark noch immer 9.6 Mio. Tonnen an CO2 aus. Damit landet die Schweiz auf Platz 46 der 211 schmutzigen Gebäudeparks der Welt. Er gehört damit zu den rund 20% grössten CO2-produzierenden Gebäudeparks international. Dies tönt vielleicht nach einem unrühmlichen Beitrag. Aber man sollte auch das absolute Mass berücksichtigen: Zu den gesamten Emissionen aller Gebäudeparks weltweit trägt der Schweizerische nur 0.3% bei. Der chinesische Gebäudepark, der grösste Emittent weltweit, stösst 70 mal mehr CO2 aus als sein Schweizer Pendant.

In der Grafik ist der Schweizer Gebäudepark als erstes sortiert, damit der Leser es direkt findet und unmittelbar einen Vergleich zu den grössten Emittenten ziehen kann.

Wie relevant sind die Einsparungen?

Seit 1990 hat der Schweizer Gebäudepark kumuliert 60 Mio. Tonnen CO2 eingespart. Dies ist eine beeindruckende Leistung, insbesondere da die Bevölkerung stark gewachsen ist. Mit 5’000 bzw. 1’700 Mio. Tonnen an eingespartem CO2 haben Russland und Deutschland noch ein Vielfaches dessen erbracht. Am anderen Ende der Skala stehen Indien und Iran, die nahezu jedes Jahr seit 1990 mehr CO2 ausstiessen. Länder wie Indien und Iran haben in den letzten 30 Jahren gesamthaft 14’000 Mio. Tonnen CO2 in die Luft geblasen. Die Schweizer Einsparungen kompensieren davon bloss 0.4%.

Das Fazit erscheint daher sehr gemischt: Trotz seiner bemerkenswerten Einsparungen, gehört der Schweizer Gebäudepark noch immer zu den schmutzigsten der Welt. Weitere CO2-Reduktionen sind daher angebracht, damit der Gebäudepark einen relevanten Umweltbeitrag für das Inland erbringt. Die Schweiz muss auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre Verpflichtungen gemäss den internationalen Abkommen einhalten und gleichzeitig ihre Kosten im Auge behalten. Beispielsweise würden der Abbau von Einsprachen gegen Baubewilligungen, Ersatzneubauten, mehr Recyclingbaumaterial und eine stärkere Kreislaufwirtschaft den CO2-Ausstoss kosteneffizient reduzieren.

Über den Autor

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Luiza Maria Maniera

lmaniera@baumeister.ch

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