So baust du in Zukunft

Wer sich heute für einen Bauberuf entscheidet, wird morgen mit zahlreichen neuen Technologien in Berührung kommen, die das Bauwesen stark verändern werden. Durch sie wird die Arbeit auf dem Bau effizienter, nachhaltiger, und wirkungsvoller.

Florian Schalko setzt sich den Hololens-Helm auf. Durch ihn sieht er die Realität, mit Informationen aus dem Computer erweitert – eine «Augmented Reality». Was uns im Alltag bereits als nützliche Technologie auf Apps wie Google Maps begegnet, hat auf der Baustelle das Potenzial, ganze Berufsbilder nachhaltig zu verändern.

Florian Schalko ist seit 2019 Leiter BIM & Digitalisierung in der Leuthard-Gruppe. Ihm schwebt eine Baustelle ganz papierlos, ohne 2D-Plan, vor. «Die visuelle Darstellung mit der HoloLens würde vieles erleichtern». Die HoloLens visualisiert direkt auf der physischen Baustelle Informationen und Baupläne, erlaubt den Abgleich zwischen Modell und Realität. Die Software gibt auch Informationen zu möglichen Aussparungen oder ermöglicht die Erstellung von To-Do-Lists direkt auf der Projektplattform. «Bei uns finden diese Anwendungen in den Bereichen Projektentwicklung, Planung, und teils auch bereits auf der Baustelle statt», sagt Schalko. Noch gibt es einige Hürden. «In einem aktuellen Pilotprojekt versuchten wir, mittels Hololens Aussparungen anzuzeichnen.» Ungenauigkeit und mangelnde Usability verhindern im Moment noch einen effizienten Einsatz auf der Baustelle. Doch Schalko ist überzeugt, dass sich die Technologie durchsetzt. «Die HoloLens wird die Visualisierung von komplexen Stellen oder die Verlegung von Armierungen klar vereinfachen», sagt er.

 

Bei Leuthard sind die Brillen seit 2016 im Einsatz, Key-User sind die Mitarbeiter der Abteilung BIM. Anwender wie beispielsweise Bauleiter oder Poliere reagieren positiv auf die neue Technologie, aber aufgrund der mangelnden Usability brauchen sie Unterstützung durch die Key-User. Wichtig sei, dass niemand überfordert werde, sagt Schalko. «Alle Mitarbeitenden müssen mit einer ihnen passenden Geschwindigkeit mit der neuen Technologie vertraut gemacht werden».

 

 

In Zukunft wird digital gebaut – das bestätigt auch ein Blick auf den SBV-Trendradar. Ob es nun hochgerüstete Sensoren sind, die das Baugelände scannen (Machine Sensing) oder Drohnen zur Vermessung über Baustellen fliegen, ob ein 3D-Drucker auf Baustellen undenkbare Dinge ermöglicht oder AI mehr und mehr zum Assistenten von Bauarbeitern wird – viele Trends hängen mit der fortschreitenden Digitalisierung zusammen. Weitere Trends sind Vorfabrikation und Just-in-Time-Lieferung auf die Baustelle. Auch der Trend zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ist für Schalko entscheidend.

So ist es bereits möglich, dass Bauabfälle mittels Robotertechnik zu hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereitet werden. «Wir müssen uns nicht nur überlegen WIE wir bauen, sondern auch WOMIT wir bauen», sagt Florian Schalko dazu.

Wer sich für einen Bauberuf entscheidet, entdeckt eine Welt, die sich rasend schnell verändert. Florian Schalko rät jedem, keine Scheu vor neuen Technologien und Arbeitsweisen zu haben. Wichtig sei, eigene Erfahrungen und neues Wissen zu teilen. «Denn das verdoppelt sich, wenn man es teilt.»

Über den Autor

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Vildan Gürsoy

Senior Spezialistin Kommunikation & Kampagnen

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